22.03.2018

Ombudsstelle

Absoluter Rekord im Jubiläumsjahr

Noch nie in den 25 Jahren ihrer Existenz sind beim Ombudsmann so viele Beanstandungen eingegangen wie 2017, nämlich 827.
Ombudsstelle: Absoluter Rekord im Jubiläumsjahr
Ist Ombudsmann der Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz: Roger Blum. (Bild: SRG)

Mit den 827 Beanstandungen wurde der Durchschnitt um 75 Prozent überschritten. Der Löwenanteil galt mit fast 500 Beanstandungen einer einzigen Sendung, nämlich der «Arena» mit Beteiligung des Historikers und Medienkritikers Daniele Ganser (persoenlich.com berichtete).

Mannigfaltige Gründe

Die 718 bearbeiteten Fälle (56 waren am Ende des Jahres noch nicht abgeschlossen) betrafen 226 Sendungen, Sendefolgen und Online-Publikationen, wie es in einer Mitteilung heisst. Bei den Gründen für die Beanstandungen überwog einmal mehr der Vorwurf, die Beiträge seien einseitig, unvollständig, inkompetent, also nicht sachgerecht (75,4 Prozent der betroffenen Sendungen). An zweiter Stelle stand die Kritik, es habe eine Diskriminierung stattgefunden (16,6 Prozent). Weitere Gründe waren die fehlende Vielfalt, die verletzte Sittlichkeit, der missachtete Jugendschutz, verletzte religiöse Gefühle, Verherrlichung der Gewalt oder Schleichwerbung.

Bei den Themen überholte erstmals die Aussenpolitik (32,3 Prozent) die Innenpolitik (24,2 Prozent). Am meisten Kritik löste das Fernsehen aus (64,1 Prozent der betroffenen Sendungen) vor dem Radio (23,8 Prozent) und Online (12,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil der kritisierten Online-Beiträge allerdings verdreifacht.

Gutes Zeugnis für SRF-Journalisten

Bei 85,8 Prozent der bestrittenen Sendungen hat die Ombudsstelle die Beanstandungen nicht unterstützt. In 9,0 Prozent der Fälle wurde den Beanstanderinnen und Beanstandern teilweise, in 5,4 Prozent vollständig recht gegeben. Die Werte des Fernsehens sind leicht besser als die des Radios, diese wiederum besser als die von Online. Zwei Sendungen waren vorbildlich: Gegen die «Rundschau» und gegen die Radio-Nachrichten kam keine einzige Beanstandung durch, nicht einmal teilweise.

Die UBI stützt die Ombudsstelle

In 21 Fällen wurden Sendungen von SRF Gegenstand von Beschwerden vor der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI). Diese entschied stets entlang den Einschätzungen der Ombudsstelle – ausser in zwei Fällen: Bei «Schawinski» mit Nationalrat Andreas Glarner wies die UBI die Beschwerde ab, während die Beanstandung teilweise unterstützt worden war. Desgleichen bei der «Arena» mit Ganser: Die Ombudsstelle hatte die Beanstandungen teilweise – zu 50 Prozent – unterstützt.

Rauer Umgangston

Das Publikum reagiert auf Schlussberichte der Ombudsstelle entweder gar nicht, selten mit Lob und manchmal mit Beschimpfungen. Der Ton war im Vorfeld der No-Billag-Abstimmung rauer geworden. So wurde der Ombudsmann vier Mal beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) eingeklagt, einmal zudem bei der Präsidentin des Publikumsrates, allerdings ohne Erfolg. Der Ombudsmann hat überdies bei der UBI beantragt, gegen einen Beanstander Massnahmen wegen Missbrauchs des Verfahrens zu beschliessen.

Die Schweizer Medien-Ombudsleute feierten 2017 ihr 25-jähriges Bestehen – mit einem kleinen festlichen Anlass in Bern und mit der Broschüre «Die Klagemauern der Schweizer Medien».

Den vollständigen Jahresbericht der Ombudsstelle finden Sie hier. (pd/cbe)

 



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