30.04.2016

Neue Luzerner Zeitung

Abtretender Chefredaktor zieht Bilanz

In einem Beitrag zu seinem Abschied berichtet Thomas Bornhauser über Druckversuche aus der Politik.

Die Leserinnen und Leser halten der «Neuen Luzerner Zeitung» vor allem wegen deren journalistischen Unabhängigkeit die Treue. Davon ist der nach 20 Jahren abtretende Chefredaktor Thomas Bornhauser überzeugt. Er berichtet von zahlreichen Erpressungsversuchen. Der Anspruch auf redaktionelle Unabhängigkeit sei und bleibe Voraussetzung für Glaubwürdigkeit. Und diese wiederum stehe am Anfang und im Kern der Erfolgsgeschichte der Zeitung, schreibt der 60-jährige Zeitungsmacher in der Samstagsausgabe zu seinem Abschied in einem ganzseitigen Beitrag auf Seite 2.

Auf die einzige verbleibende regionale Tageszeitung in Luzern habe es etliche Druck- und Erpressungsversuche gegeben, berichtet Bornhauser. Bis in die jüngste Vergangenheit hinein, als es Parteipolitiker aus Zug probiert hätten, an der Redaktion vorbei direkt Richtung Managementzentrale im NZZ-Mutterhaus in Zürich. Die Druckversuche seien dabei immer wieder von «Ämtliträgern, Parteigängern und Profipolitikern» ausgegangen, schreibt Bornhauser.

Im Zweifel für die «normalen» Leute

Einfluss nehmen hätten aber auch Inseratekunden und vereinzelt Verwaltungsvertreter wollen. Im Zweifelsfall stehe eine lesernahe Zeitung nicht auf der Seite von Behörden, sondern auf der Seite der «normalen» Leute, so Bornhauser. Diese Menschen seien die meisten der Kunden, die Abertausenden von Abonnenten, die zwar keine Pressesprecher hätten aber die Grundlage für das Geschäftsmodell einer regionalen Qualitätszeitung bildeten. Bornhauser ist zuversichtlich, dass die Zentralschweizer Zeitung ihre Unabhängigkeit nicht einbüssen wird, auch wenn sie Teil eines Konzerns mit Sitz in Zürich sei. «Wer wäre schon so dumm, einer Redaktion via Firmenhierarchie so dreinzureden, dass man auf Dauer die begehrten Gewinne riskiert?»

Thomas Bornhauser tritt nach 20 Jahren als Chefredaktor der «Neuen Luzerner Zeitung» und ihrer vier Regionalausgaben ab. Grund ist eine Reorganisation durch das Mutterhaus NZZ. Dieses will die «Neue Luzerner Zeitung» mit der Schwesterzeitung «St. Galler Tagblatt» zusammenführen. Publizistischer Leiter beider Blätter ist neu Pascal Hollenstein (persoenlich.com berichtete). Bornhauser will in Luzern weiterhin als Autor tätig sein. (sda)



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