05.02.2014

Storyfilter

"Andrea Bleicher und Valentin Landmann bleiben mit dabei"

Gründer Bernhard Brechbühl zieht eine erste Zwischenbilanz.
Storyfilter: "Andrea Bleicher und Valentin Landmann bleiben mit dabei"

Herr Brechbühl, Sie lancierten Storyfilter Anfang Oktober (persoenlich.com berichtete). Ist der Start verlaufen, wie erhofft?
Ich bin mehr als zufrieden. Für den dritten Betriebsmonat, also von 7. Dezember bis 6. Januar, wies Google Analytics bereits 520'000 Visits auf Storyfilter aus. Für ein Mikro-Medienunternehmen ohne nennenswerte Marketingmittel ist das echt viel Traffic.

Der Traffic entstand vor allem durch hohe Interaktion.
Ja, die Inhalte wurde in den sozialen Medien sehr häufig geteilt, geliked und kommentiert. Seit dem Start am 7. Oktober gab es auf unseren Geschichten rund 180'000 Social-Media-Interaktionen – hauptsächlich auf Facebook. Bei bisher zirka 550 publizierten Geschichten ergibt das einen Durchschnitt von 330 Interaktionen pro Story. Wobei einige hochgradig virale Stories Interaktionen im fünfstelligen Bereich und auch viel Traffic aus dem ganzen deutschsprachigen Raum erzeugten. Neben Zürich stehen Wien, Berlin, München und Hamburg prominent in der Rangliste der Städte mit den meisten Zugriffen.

Lassen Sie die Zahlen auch über Netmetrix erfassen?
So weit bin ich noch nicht. Der Fokus in den ersten drei Monaten lag auf der redaktionellen Arbeit, um das Traffic-Potenzial unter Beweis zu stellen. Dafür reicht Google Analytics. Netmetrix werde ich mir aber anschauen. Wichtig zu wissen: Storyfilter ist noch weitestgehend eine One-Man-Show, die meisten Inhalte bereite ich selber auf. Das Investitionsvolumen liegt erst im Promillebereich des eben gestarteten Portals Watson. Ich bin als Lean-Startup in vielen Punkten noch deutlich weniger weit, obwohl die Seite schon seit bald vier Monaten online ist. Gamma- statt Beta-Phase, wenn Sie so wollen.

Beim Launch konnten Sie mit Andrea Bleicher und Valentin Landmann als "Supereditoren" an Bord überraschen. Warum haben jedoch beide bis anhin noch keinen einzigen Text empfohlen? 
Das Kuratoren-System ist ein Zusatzfeature von Storyfilter und ein Experiment. Es basiert auf absoluter Freiwilligkeit. Andrea Bleicher und Valentin Landmann haben vor dem Launch ganz spontan zugesagt und sind nach wie vor dabei. Wenn aber von einem Kurator eine Weile lang nichts kommt, gibt es dafür gute Gründe, zum Beispiel persönlicher oder beruflicher Art.

Kritisiert werden zum Teil Ihre Auswahlkriterien.
Storyfilter ist kein Nachrichtenportal mit den klassischen Relevanz-Kriterien, sondern ein Viral-Publishing-Portal. Es soll auch nicht primär den Journalistenkollegen gefallen, sondern dem Publikum. Die User schätzen, dass sie schon einige starke Inhalte zuerst bei uns entdeckt haben, bevor diese auf den gängigen Newsportalen erschienen. Wir haben bisher eine gute Nase für virale Geschichten bewiesen, eine eigene Tonalität entwickelt sowie schlichte und zeitgemässe multimediale Erzählformen, die dank responsivem Design auf allen Mobilgeräten angenehm konsumierbar sind. 

Sie filtern aber schon vor allem seichte, unterhaltsame Inhalte.
Wir bringen bei weitem nicht jede Katze auf einem Rollbrett. Es gibt tatsächlich auch bei unterhaltsamen Inhalten so was wie Substanz: Am besten sind Stoffe mit einer starken Botschaft oder Schöpfungshöhe, die die Leute trotzdem prächtig unterhalten oder Emotionen wecken. Die gibt es allerdings nicht wie Sand am Meer.

Welche der versprochenen innovativen Werbeformate konnten Sie bereits anbieten?
Ich konnte bisher noch keine Akquisitionsanstrengungen unternehmen, habe aber Cases mit Kunden durchgespielt, die sich von sich aus gemeldet haben und Native Advertising bzw. Advertorials ausprobieren wollten. Es handelte sich um Geschichten über einen Bühnenkünstler, der im Kaufleuten auftrat, über eine Online-Druckerei und über DNA-Ahnenforschung.

Konnten Sie damit Geld verdienen?
Die erzielten Umsätze reichen natürlich noch nicht zum Leben. Es ist ohnehin noch ein weiter Weg, bis Native Advertising im Markt etabliert ist. Ich suche darum auch nach alternativen Vermarktungsmöglichkeiten, die eher standardisiert sind, aber doch inhaltsnahen Charakter haben.

Welches sind die nächsten Ausbauschritte?
Nun beginnt Phase 2 im Storyfilter-Projekt. Ich rede mit Vermarktern, Marketingverantwortlichen von Unternehmen sowie Werbe- und Kommunikationsagenturen. Storyfilter eignet sich zum Beispiel gut als Seeding-Plattform für kommerzielle Inhalte viraler Art. Ausserdem halte ich Ausschau nach möglichen Distributionspartnern: Evtl. gibt es Medienangebote mit substanzieller Reichweite, bei denen Inhalte im Storyfilter-Stil gut ins Bouquet passen würden. Und natürlich strecke ich auch die Fühler nach Investoren aus. Das können Financial Investors oder Medienhäuser im In- und Ausland sein. Ich will kein Alleinunterhalter bleiben, sondern eine Viral-Redaktion aufbauen, die noch viel mehr bieten kann. 

Wie lange geben Sie sich Zeit?
Bis etwa Frühsommer will ich wissen, ob Storyfilter gute Chancen auf eine blühende Zukunft hat oder nicht.


Bernhard Brechbühl ist Gründer von Storyfilter.com, einem Online-Portal, das "starke Medieninhalte verlinken" will, wie Brechbühl beim Start im Oktober sagte. Der 36-Jährige war von 2005 bis 2012 Mitglied der Chefredaktion der Gratiszeitung "20 Minuten", bevor er seine Stelle 2012 kündigte und während eines Auslandaufenthalts in Rio de Janeiro Storyfilter.com vorwärts trieb. 

Fragen: Edith Hollenstein; Bild: zVg

 



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