06.02.2016

Syndicom

Bei der Gewerkschaft brodelts

«Befehlskultur» und fehlende Demokratie: Mitglieder kritisieren die Geschäftsleitung um Präsident Alain Carrupt scharf. Der widerspricht.
Syndicom: Bei der Gewerkschaft brodelts

Gar die Worte «Zensur» und «Mafia» sollen gefallen sein: In der «Berner Zeitung» vom Freitag klagen diverse Mitglieder über die Gewerkschaft Syndicom. Hauptkritikpunkt ist die Politik und die Leitung der Gewerkschaft. In den letzten Jahren sei «viel auf reine Mitgliederwerbung fokussiert worden und nicht auf die politische Arbeit, die kombiniert mit einer Dienstleistung am Mitglied eine gute Grundlage für Werbung bieten würde», sagt etwa Mitglied Stefan Huber.

Mitglieder, die sich anonym äussern, sind angriffiger: Die Stimmung sei am Boden, Syndicom am Ende. Das Jahr 2020 werde die Gewerkschaft nicht mehr erleben. «Die Kacke ist am Dampfen», sagt Richard Frick, Gewerkschafter seit 44 Jahren. Er ärgert sich über den Lohn der Geschäftsleitungsmitglieder, der 187‘000 Franken betragen soll.

Mitgliederzahl bricht ein

Die Unzufriedenheit zeigt sich auch in der Entwicklung der Mitgliederzahl: Innerhalb der letzten fünf Jahre ist diese von 47‘000 auf gut 35‘000 gefallen. Diverse Abgänge seien wegen Burnouts oder Mobbings erfolgt.

«Die innergewerkschaftliche Demokratie wird mit Füssen getreten», schreibt die Website «SOS Syndicom». Es sei kaum möglich, sich kritisch einzubringen. Die Macht konzentriere sich auf einzelne Männer, es habe eine «Befehlskultur» Einzug gehalten, fügt eine Sektionspräsidentin an.

Alain Carrupt, Präsident der Geschäftsleitung, weist die Vorwürfe zurück. «Es gibt keine katastrophale Stimmung», sagt er der «Berner Zeitung». «Tatsache ist, dass wir seit dem letzten Kongress 2013 intern eine breite und offene Diskussion über die Zukunft und Ausrichtung der Gewerkschaft führen. Diese Debatte ist mit Emotionen verbunden und verunsichert einige.» Er sehe die Zukunft positiv. Carrupt wird sein Amt bei der nächsten Sitzung des Zentralvorstandes am 20. Februar aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellen. (rar)

Bild: Keystone



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