06.03.2018

Steve Bannon in der Schweiz

«Blocher war Trump, bevor es Trump gab»

Rund 1500 Teilnehmer und 81 Journalisten verfolgten den Auftritt des Ex-Trump-Beraters und früheren Breitbart-News-Chef. In seiner Rede bezeichnete er die EWR-Abstimmung als Anfang der weltweiten Revolution. Vor der Tür kam es zu einer friedlichen Protestaktion.
Steve Bannon in der Schweiz: «Blocher war Trump, bevor es Trump gab»
Grosser Auftritt in Zürich-Oerlikon: Steve Bannon, ehemaliger Stratege von US-Präsident Trump, und «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel. (Bild: Keystone)
von Matthias Ackeret

Für «Weltwoche»-Verleger und SVP-Nationalrat Köppel ist es «Rock‘n‘Roll of the free speech»: der Autritt von Steve Bannon, dem ehemaligen Strategen von US-Präsident Donald Trump, im Rahmen der Reihe «Weltwoche on the road» am Dienstagabend. Der 64-Jährige gilt als «Vater von Trumps Wahlsieg» und wurde im vergangenen Sommer von diesem als Berater entlassen.

Köppel betonte zu Beginn, dass er in mehreren persönlichen Gesprächen mit Bannon im Vorfeld des Auftritts nicht den Eindruck bekommen habe, dass es sich bei seinem Gast um jenen «Teufel» handle, als den er oftmals beschrieben werde. Bannon arbeitete vor seiner journalistischen Tätigkeit bei der Nachrichten- und Meinungsseite Breitbart News als Investmentbanker und Hollywoodproduzent. Als im Sommer 2016 der Wahlkampf von Trump ins Stocken geriet, wurde Bannon beigezogen.

Vor rund 1500 Zuschauern und 81 Medienvertretern sprach er in der Eventhalle 622 über «Die populistische Revolte und ihre globalen Auswirkungen für die Schweiz, Europa und Amerika». Laut «Weltwoche» war es Bannons erster Auftritt im Ausland seit seinem Abschied aus dem Weissen Haus und der erste öffentliche Auftritt in Europa überhaupt.

«Trump Trump sein lassen»

«Mein Rezept war es, Trump Trump sein zu lassen», sagte Bannon vor dem Publikum in Oerlikon. Für die «Main-Stream-Medien» und die politische Klasse sei Trumps Sieg ein grosser Schock gewesen. Sein Wahlererfolg beruhe auf der Tatsache, dass er den Amerikanern das Vertrauen in ihren Staat und auch Hoffnung zurückgegeben habe. Der Mittelschichtsarbeiter könne nicht die Probleme der Welt lösen.

Dabei nahm Bannon mehrmals auch Bezug auf die EWR-Abstimmung von 1992, die er als Anfang der weltweiten Revolution bezeichnet. «Christoph Blocher war Trump, bevor es Trump gab», sagte er. Die Schweiz ist gemäss Bannon die stärkste Finanzmacht der Planeten. Er wehrte sich auch gegen den Einfluss der Zentralbanken, aber auch denjenigen von Google und Facebook. 

Auf die Frage Köppels, ob Trump und er nach Bannons Rausschmiss aus dem Weissen Haus im vergangen Sommer noch miteinder sprächen, antwortete Bannon, dass man auch miteinander schweigen können müsse. Dann lenkte er ab und kam auf die Clintons, als das «korrupteste Politikerpaar aller Zeiten» zu sprechen. Auf die Nachfrage Köppels wendete er ein, dass Trump und er «up and downs» hätten.

Es ist erstaunlich, dass Bannon seinen ehemaligen Chef trotz der Verwerfungen des letzten Jahres immer noch verteidigt und als grossen Politiker bezeichnet. Der 64-Jährige verriet auch, dass Trump selber twittere und zwei seiner drei Töchter die Demokraten wählen. Bannon wurde bei seinem 90-minütigen Anlass immer wieder von tosendem Applaus unterbrochen.

Friedliche Demonstration

Anders sah dies ausserhalb der Eventhalle 622 aus. Rund 100 Personen versammelten sich zu einer unbewilligten Demonstration gegen den Besuch des ehemaligen Trump-Strategen. Zur Protestaktion auf dem Marktplatz hatte die Bewegung für den Sozialismus (BFS) aufgerufen, um ein Zeichen gegen Rassismus, Sexismus und Ausbeutung zu setzen.

Es gebe viele Gründe gegen Bannon zu protestieren, teilte BFS im Vorfeld mit. Er habe als Wahlkampfleiter von Donald Trump dafür gesorgt, dass dessen rassistische, sexistische und nationalistische Präsidentschaftskampagne erfolgreich war. Anschliessend sei er als Chefstratege der Trump-Administration für die übelsten rassistischen Entgleisungen der US-Regierung mitverantwortlich gewesen.

Dem Aufruf folgten laut einer Keystone-Fotografin rund 100 Personen. Die Stimmung war sehr friedlich; es wurden Bannon-kritische Reden gehalten und Plakate hochgehalten. Polizisten waren zunächst keine vor Ort, auch wenn die Stadtpolizei Zürich über die Demonstration im Bilde war.

Angereichert mit Material der Nachrichtenagentur SDA.



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