05.09.2016

NZZ Folio

«Wir wollen mehr Leute am Kiosk ansprechen»

Zum 25-Jahr-Jubiläum gönnt sich das Monatsmagazin der «Neuen Zürcher Zeitung» ein frisches Design und mehr Platz für das Schwerpunktthema. Chefredaktor Daniel Weber verrät gegenüber persoenlich.com, warum sich das Team trotzdem nicht selber auf die Schultern klopfen will.
NZZ Folio: «Wir wollen mehr Leute am Kiosk ansprechen»
Für ihn ist die Neulancierung das grösste Geschenk zum 25-Jahr-Jubiläum: «NZZ Folio»-Chefredaktor Daniel Weber. (Bild: Suzanne Schwiert)
von Christian Beck

«NZZ Folio» hat mehr als nur einen neuen Anstrich erhalten. 25 Jahre nach der ersten Ausgabe wurde das ganze Heft von Grund auf neu gestaltet. Am Freitag ist das erste Heft in der neuen Aufmachung erschienen, am Montag liegt es der «NZZ» bei. In der aktuellen Ausgabe erfahren die Leser Wissenswertes zum Thema Väter. Gemeinsam mit Wissenschaftlern, Psychiatern und anderen Fachleuten geht die Septemberausgabe dem Vatersein auf den Grund.

Cover NZZ Folio

Herr Weber, 25 Jahre «NZZ Folio» wird mit einem neuen Layout gefeiert. Was geschieht inhaltlich?
Meistens macht man ja zu einem solchen Jubiläum eine Rückschau und klopft sich selber auf die Schulter, wie toll man die letzten 25 Jahre war. Das kam für uns nicht in Frage, da wir schon zum 20-Jahr-Jubiläum eine Rückblick-Nummer machten. Im Gegenteil: Wir wollen signalisieren, dass es einen Neustart gibt. Es ist natürlich auch ein Signal, dass wir an den Print glauben und dass wir nun die nächsten 25 Jahre in Angriff nehmen. Wenn Zeitschriften erfolgreich sein wollen, müssen ein paar Bedingungen erfüllt werden, die wir nicht mehr erfüllt haben.

Können Sie uns da ein Beispiel nennen, was nicht mehr erfüllt war?
Wir müssen eine gewisse Wertigkeit ausstrahlen, eine optische Wertigkeit, aber auch eine, wenn man das Heft in die Hand nimmt. Wir haben durch die dünner werdenden Umfänge in der letzten Zeit – das hat natürlich auch mit den Inseraten zu tun – das Gefühl gehabt, das Heft liegt nicht mehr gut in der Hand. Das neue Heft ist etwas kleiner im Format und ist dafür etwas dicker, auch weil wir dickeres, besseres Papier verwenden. Der Minimal-Umfang wird künftig bei 68 Seiten liegen.

Dann gibt es künftig auch mehr Rubriken?
Ganz im Gegenteil. Wir haben einige alte Rubriken gestrichen, den frei werdenden Platz erhält unser Schwerpunktthema, damit wir noch stärker in die Tiefe gehen können. Die Geschichten werden viel grosszügiger aufgemacht, als wir dies bisher gemacht haben. Das neue Design, das vom englischen Grafikdesigner Simon Esterson stammt, legt grundsätzlich mehr Wert auf die Optik, es geht auch spielerischer mit den Schriften und der Spaltigkeit um. Es wird lebendiger und vielseitiger.

«NZZ Folio» ist also kaum mehr wiederzuerkennen…
Den Anspruch, den wir an uns haben, bleibt im Grundsatz gleich: Wir wollen Themen vertiefen, Themen, die länger als einen Tag aktuell und relevant sind. Wir wollen ein Lesevergnügen bereiten, das war immer unser Anspruch und wird es auch bleiben. Wir wollen jedoch die Zugänglichkeit zu den Texten durch die neue Aufmachung verbessern.

Wann war das letzte Redesign in dieser Grössenordnung?
Ein so grosses Redesign hatten wir noch nie, es ist das grösste in unserer Geschichte. Es ist erstaunlich, wenn man die ersten mit den aktuellsten Ausgaben vergleicht, wie wenig sich verändert hat. Es gab bisher nur kleine Retouchen. Das Logo wurde ein-, zweimal verändert, die Schriften wurden mal ausgewechselt, aber wir machten noch nie eine Rundum-Erneuerung. Von dem her kann man sagen: Das ist der massivste Schnitt, den wir je gemacht haben – dies beginnt schon beim Titelbild.

Was ändert sich beim Cover?
Der Künstler Max Grüter und der Fotograf Patrick Rohner haben 25 Jahre lang das Folio-Titelblatt gestaltet, das ist sicher rekordverdächtig. Und das Folio-Titelblatt hatte für viele Fans Kultcharakter. Beim Redesign haben wir beschlossen, auch das Titelblatt-Konzept zu ändern. Wir arbeiten nicht mehr mit Objekten, die dem Cover einen kühl-zurückhaltenden Charakter gaben, sondern mit Fotografien oder Illustrationen, mit denen wir das Thema emotionaler rüberbringen können. Das hat auch damit zu tun, dass das Folio seit einer Weile im Einzelverkauf am Kiosk zu haben ist. Mit dem neuen Cover-Konzept hoffen wir mehr potentielle Leser ansprechen zu können.



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Kommentare

  • Erich Häuselmann, 05.09.2016 22:50 Uhr
    Welch ein hässliches, pseudo-originelles Titelbild. Alternative Swedish Dads als Mass der Dinge? Eine Beleidigung für das famose NZZ-Fotografenteam.
  • Beatrice Schönhaus, 05.09.2016 13:55 Uhr
    Und ein gutes Interview, Daniel. Kompliment! Bea Schönhaus
  • Beatrice Schönhaus, 05.09.2016 13:55 Uhr
    Und ein gutes Interview, Daniel. Kompliment! Bea Schönhaus
  • Urs Fürer, 05.09.2016 11:15 Uhr
    Peinlichstes Cover-Redesign ever :-(
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