04.02.2018

No Billag

Eklat vor der SRF-Abstimmungs-«Arena»

Kurz vor Sendungsbeginn wollte Initiant Olivier Kessler das Setting umstellen und Doris Leuthard selber interviewen – und sich ihren Fragen stellen. Tags darauf kritisiert er Moderator Jonas Projer scharf.
No Billag: Eklat vor der SRF-Abstimmungs-«Arena»
Angespannte Stimmung zwischen «Arena»-Moderator Jonas Projer und No-Billag-Initiant Olivier Kessler. (Bild: Video-Still SRF)

Vor der dritten «Arena»-Sendung zu No Billag kam es am Freitagabend hinter den Kulissen zum Eklat. Das berichtet die «SonntagsZeitung».

Als Moderator Jonas Projer den Gästen den Sendeablauf erläuterte, protestierte No-Billag-Initiant Olivier Kessler. «Etwa zehn Minuten vor Aufzeichnungsbeginn fing er plötzlich an, das ganze Setting der Sendung zu kritisieren», sagt André Moesch, Präsident von Telesuisse, der als Vertreter der Privatsender geladen war. «Er bezeichnete Projer als Billag-Profiteur, der die Sendung deshalb nicht moderieren könne», sagt Moesch. «Dann verlangte Kessler, dass er das Interview mit Bundesrätin Doris Leuthard selber führen könne, da der Moderatur zu wenig unabhängig sei.» Darauf sei Projer nicht eingegangen.

Von einem «Knall» spricht FDP-Ständerat Joachim Eder, der als Initiativ-Gegner in der Sendung auftrat. «Die Stimmung war danach ziemlich gehässig.» Mehrere «Arena»-Gäste bestätigen diese Darstellung und sprechen von einem «krassen» Verhalten. Kessler seinerseits spricht von einer «SRF-Skandal-Arena».

In einem 10'000-Zeichen Facebook-Post legte Kessler am Samstag seine Sicht der Dinge dar. Er spricht von «einem weiteren Musterbeispiel für journalistisches Versagen beim Staatssender SRG». Weiter wirft er dem Moderator vor, die Inititativbefürworter deutlich mehr unterbrochen zu haben als die Gegner.

  

Harsche NZZaS-Kritik

Der «Eklat» hallte auch in der Sendung noch nach, so scheint es. Für TV-Kritiker René Hildbrand jedenfalls war Projer «emotionaler und unausgeglichener» als sonst und Kessler überzeugte gar nicht.

Ungewöhnlich war auch die Kritik in der «NZZ am Sonntag». Unter dem Titel «Projer beschädigt sich – und die SRG» schreibt Autor Francesco Benini, dass im Unterschied zu den früheren Talkshows über dieses Thema die Sendung missglückt sei und zwar gründlich. Das habe an Projer gelegen.  So «aufgeblasen» habe – gemäss NZZaS –  lange kein Moderator mehr durch eine Sendung geführt. Manch ein Fernsehzuschauer, der dem öffentlichen Rundfunk gewogen sei, so das Fazit von Benini, werde sich in diesem Moment gefragt haben, ob es nicht doch besser wäre, der SRG den Geldhahn zuzudrehen. Gebühren für «indiskutable Moderationsleistungen» aufzuwenden, sei jedenfalls schade.

Todesdrohung für Projer

Moderator Jonas Projer, der kürzlich vom Branchenmagazin «Schweizer Journalist» zum «Journalisten des Jahres» gekürt wurde, wurde nach der Sendung auf Twitter massiv bedroht.


Der Initiant Kessler reagierte wiederum via Facebook und rief alle Befürworter und Gegner der Initiative dazu auf, auf Drohungen und Gewalt zu verzichten und anstatt dessen auf den friedlichen Dialog zu setzen:


Ob Projer gegen den anonymen Twitter-Nutzer nun Anzeige erstattet, ist noch unklar. SRF äussert sich gemäss Blick momentan nicht zum Fall. (pd/maw/ma).



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Kommentare

  • Hans-Ulrich Büschi, 05.02.2018 11:41 Uhr
    Dass Projer ein bisschen die Contenance verlor, ist zu kritisieren, im Lichte der Ereignisse unmittelbar vor der Sendung jedoch nachvollziehbar. Das eigentliche Problem hiess Kessler, der einmal mehr mit seiner Arroganz und seinen anmassenden Äusserungen unangenehm auffiel. Und dass der NZZaS-Schreiber Benini SRF und Projer zur Zielscheibe seiner Kritik machte, erstaunt ebenfalls nicht. NZZ-Chefredaktor Gujer wird wohl zufrieden sein mit seinem Kollegen vom Sonntagsblatt.
  • Frederic Luthy, 05.02.2018 09:55 Uhr
    Grundsätzlich ist das Schweizervolk nicht gegen unser Radio und TV. ABER was sich dort in den vergangenen 10-15 Jahren so "angesammelt" hat lässt sich in einem kurzen Text zusammenfassen: höchste Zeit diesen "Stall" gründlich auszumisten und diesem Clan das Sparen beizubringen. Wie heimelig war es damals zu Zeiten der unvergesslichen Moderatorin Heidi Abel und das mit so viel weniger Geld
  • Roger Nussbaumer, 05.02.2018 08:52 Uhr
    Jetzt erst recht "Ja zur No Billag"
  • Victor Brunner, 05.02.2018 08:05 Uhr
    Projer hat gut durch die Arena geführt. Das Problem war Kessler, der meistens die Fragen von Projer ignorierte und zu Monologen ansetzte. Das er vor Sendebeginn die Spielregeln diktieren wollte ist einfach nur peinlich und verdeutlicht seine Arroganz! Als ehemaliger Mitarbeiter von Schweizerzeit sollte er wissen dass die Redaktion die Spieleregeln bestimmt und nicht die Teilnehmer. Kessler hat es schon mit der ersten Frage an BR Leuthar nach deren Menschenbild geschafft sich zu disqualifizieren. Persönliche Angriffe anstelle von Fragen zum wirklichen Thema. Kessler sollte von Rutz lernen der sachlich, wenn auch nicht immer überzeugend argumentierte! In der Sendung Standpunkte von Südostschweiz konnte Kessler seine Monologe zum Besten geben, toleriert von einem sehr zurückhaltenden Moderator, das Gegenteil von Projer. Arena wurde von Projer geleitet. Standpunkte von Kessler und Gujer NZZ.
  • Urs F. Storrer, 05.02.2018 07:32 Uhr
    Als Moderator muss man sich zurücknehmen und einen sachlichen, unabhängigen Verlauf der Sendung garantieren können. Je unauffälliger ein Moderator wirkt, desto besser für das Sendegefäss...
  • Reto Henzi, 04.02.2018 15:43 Uhr
    Ich fand das ein miserabler Auftritt von Jonas Projer. Arroganter ging fast nicht mehr. Sein Auftreten war ein Greuel für mich als Zuschauer. Genau solche Moderatoren tragen dazu bei, weshalb wahrscheinlich viele ein Ja zu No-Billag in die Urne werfen werden. Ich denke, Projer sieht sich als TV-Star und er steht gerne im Mittelpunkt. Es scheint ihm nur um seine Selbstdarstellung zu gehen. Das ist aus journalistischer Sicht jedoch höchst unprofessionell. Wahrscheinlich wird Projer sehr bald auch ein Buch herausgeben, würde zu ihm passen. Indem SRF solche Leute vor die Kamera lässt, schadet sich der Sender hinsichtlich der No-Billag-Abstimmung selber.
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