04.02.2016

US-Wahlkampf

«Es ist die erste Smartphone-Wahl»

Die Vorwahlen in Iowa haben das Rennen um das Weisse Haus eröffnet. Laut den Washington-Korrespondenten Sacha Batthyany (Tagi/Magazin) und Beat Soltermann (Radio SRF) ist Social Media noch wichtiger geworden - allen voran Snapchat, Instagram und Periscope.
US-Wahlkampf: «Es ist die erste Smartphone-Wahl»
von Michèle Widmer

PicMonkey Collage

Sacha Batthyany (links im Bild) sitzt für den «Tages-Anzeiger»/«Magazin» in Washington und schreibt auch für die «Süddeutsche». Beat Soltermann (im Bild rechts) ist Washington-Korrespondent von Radio SRF.



Welche Rolle spielen Plattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram im US-Wahlkampf?

Social Media ist das Schlagwort wenn es um Wahlkampf geht. Dies zeigt sich gerade aktuell in den USA, wo Anfang Woche der Startschuss für die Vorwahlen gefallen ist. «Jedes Wahlkampfteam hat Social-Media-Verantwortliche, deren Aufgabe darin besteht, Diskussionen anzuheizen und ihre jeweiligen Kandidaten im Gespräch zu halten», sagt Sacha Batthyany, der seit dem letzten Sommer als Korrespondent für den «Tages Anzeiger» und das «Magazin» aus Washington berichtet. Dabei würden die Kandidaten alle möglichen Plattformen von Twitter, Facebook oder Instagram nutzen, um sich zu präsentieren.

Auch Beat Soltermann, Washington-Korrespondent von Radio SRF, bekräftigt die Bedeutung von den Sozialen Medien im Wahlkampf. «Allein mit Werbespots im Fernsehen können die Kandidaten nicht mehr genügend Leute mobilisieren», sagt er. Deshalb würden alle vier Jahre weitere Tools dazukommen. Den Diensten Snapchat, Instagram und Periscope misst er heute dieselbe Bedeutung zu wie Facebook im Jahr 2008 und Twitter im Jahr 2012.

Welche Schlagkraft die verschiedenen Kandidaten in den Sozialen Medien erhalten, zeigt sich am Beispiel Twitter. Der Republikaner Donald Trump kann mit knapp sechs Millionen Follower aufwarten, seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton hat 5,3 Millionen.

Die starke Gewichtung von Social Media bringt auch andere Enwicklungen mit sich. «Es ist die erste Smartphone-Wahl, so viel ist sicher», sagt Batthyany mit Blick auf frühere Wahlkämpfe. Jede Botschaft und jede Stellungnahme werde auf Handy-Display-Grösse geschrumpft.


Wie berichten die US-Medien über den Wahlkampf?

«Der Graben, der sich durch das Land zieht, zeigt sich auch in den Medien», sagt Batthyany. In den USA komme es - mehr als in Europa - darauf an, welche Medien man konsumiere. «Je nach dem, ob man etwa CNN schaut oder Fox News, ob man die grossen Zeitungen liest oder Webseiten wie Drudgereport, sind die Schwerpunkte und Schlagzeilen verschieden», fügt er an. Wichtige Themen sind seinen Aussagen zufolge Immigration, die wachsenden sozialen Unterschiede und steigende Kriminalität im Allgemeinen, sowie Polizeigewalt aufgrund verschiedener Vorfälle.


Wie fix ist die Favoritenrolle von Hillary Clinton?

Sie hat am meisten Erfahrung, grosse finanzielle Unterstützung und ist im ganzen Land bekannt: Die Demokratin Hillary Clinton gilt als grosse Favoritin im Rennen um das Weisse Haus. Trotzdem sind die Washington-Korrespondenten Batthyany und Soltermann vorsichtig mit Prognosen. In der Bevölkerung sei ihr Ruf zweifelhaft. «There is something fishy», zitiert Batthyany die Amerikaner, wenn sie über Clinton reden. Zurückzuführen sei dies vor allem auf die E-Mail-Affäre. Zudem schaffe sie es nicht, die Leute zu begeistern.

Zurzeit liefert sich Clinton noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihrem offiziellen Herausforderer Bernie Sanders. Dieser hat laut Batthyany in kurzer Zeit «eine erstaunliche Masse an Menschen» mobilisieren können. Trotzdem: «Falls nichts Aussergewöhnliches mehr passiert, dürfte sie am Ende die Nominierung erhalten», vermutet er.

Ob es schliesslich im November fürs Weisse Haus reicht, wird sich zeigen. Für Prognosen seien noch zu viele Faktoren offen. «Wir wissen noch nicht, wen die Republikaner nominieren werden. Zudem kommt es darauf an, was sich auf der Weltbühne bis im Herbst ereignet», sagt Soltermann. Das seien alles Faktoren, die einen Einfluss auf das Wahlergebnis haben könnten.

Bild: Keystone



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