25.02.2017

Hasskommentare

Ex-«Tagesschau»-Moderatorin zitiert aus erhaltenen Hassbriefen

Gehässige Kommentare und Beschimpfungen adressiert an Journalisten seien nicht neu, ist Ellinor von Kauffungen überzeugt. In der Samstagsausgabe der «Neuen Zürcher Zeitung» legt sie Beweise vor.
Hasskommentare: Ex-«Tagesschau»-Moderatorin zitiert aus erhaltenen Hassbriefen
Arbeitete mehrere Jahre für das Schweizer Radio und Fernsehen: Ellinor von Kauffungen. (Bild: Keystone)

«Ich möchte Ihnen empfehlen, dorthin zurück zu kehren, wo Sie hergekommen sind, denn in der Schweiz verursachen Sie nur Ärger.» Oder: «Wenn dieses politische Nichts schon in seiner Heimat nichts zu sagen hatte, was glaubt es denn hier sagen zu müssen? Wenn es ihm hier nicht passt kann es ja auch wieder abhauen, je früher desto besser.» Beschimpfungen wie diese hat Ellinor von Kauffungen während ihrer Zeit beim Schweizer Radio und Fernsehen erhalten. Von Kauffungen war dort von 1974 bis 1995 tätig, unter anderem als stellvertretende Leiterin und Moderatorin bei der «Tagesschau».

Solche Sätze seien allerdings erst «ein sanftes Vorgeplänkel» gewesen, verglichen mit dem, was sie in den achtziger und neunziger Jahren beim Fernsehen erwartete, schreibt Von Kauffungen in einem ausführlichen Beitrag in der «Neuen Zürcher Zeitung» am Samstag. Ein Beitrag über ein Militärmanöver habe W. G. aus B. zur Frage veranlasst, weshalb eine «Weibsperson, welche zudem noch Deutsche ist», mit dieser Reportage betraut wurde: «Lasst gefl. solche Reportagen in Zukunft durch Journalisten kommentieren welche im Offiziersrang oder Höhere Unteroffiziere sind. Weiber haben sich nicht in militärische Angelegenheiten einzumischen.»

Anlass für gehässige Kommentare seien immer wieder Äusserlichkeiten gewesen: «Bitte ersparen Sie uns doch den Anblick dieser ungepflegt wirkenden Frau am Bildschirm! Als ob es keine Coiffeursalons gäbe!», habe H. B. aus J geschrieben.

Beschimpfungen seien keine Erfindung der digitalen Neuzeit, schlussfolgert Von Kauffungen im Beitrag. Wenngleich heute durch die Online-Medien die sprachliche Hemmschwelle weiter gesunken sei und eine Intensität und Niveaulosigkeit erreicht habe, welche adäquate Schutzmechanismen erforderlich machten.

Und: Ihr Ordner «Fan- und Nicht-Fan-Post» enthalte weit mehr liebevolle, positive, wohlmeinende oder sachlich kritische Zuschriften, stellt Von Kauffungen zu Schluss klar. (wid)



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