10.05.2000

Frauen im Medium Radio

Eine Studie des IPMZ-Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Uni Zürich gibt Auskunft zur aktuellen Situation in der Schweiz.

Im Rahmen einer Lizentiatsarbeit haben drei Studentinnen erstmals für das Medium Radio total 315 Programmstunden von DRS 1, DRS 2 und DRS 3 jeweils von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr abends inhaltsanalytisch untersucht. Dieses Material ergab 13'425 Untersuchungseinheiten, wobei als Einheit ein Wortbeitrag einer Person zu einem Thema zählte. Pro Stunde ergaben sich so 43 Wortbeiträge oder Wechsel zwischen sprechender Person oder Themen. Total kamen 2882 Personen im Programm zu Wort. Forschungsleitend war die Frage: Kommen Frauen und Männer in den Programmen gleich häufig vor? Und welche qualitativen Unterschiede gibt es?

Wie sehen nun die Resultate aus? Obwohl sich DRS 1, DRS 2 und DRS 3 markant voneinander unterscheiden, was ihren Wortanteil - bei DRS 1 am grössten - oder ihre Zielgruppen anbelangt, ist das Verhältnis mit 30 Prozent Frauen zu 70 Prozent Männern, und zwar bei allen Programmen, überraschenderweise gleich. Dieses Verhältnis bleibt zudem stabil, auch wenn man nur die Moderatorinnen der Radioprogramme für sich allein oder die eingeladenen Gäste betrachtet. Hinter dem Durchschnittswert für radio-externe Gäste verbergen sich jedoch erhebliche Unterschiede, beträgt doch der Frauenanteil bei den zu Worte kommenden Kunstschaffenden nur 15 Prozent, bei den Expertinnen 24 Prozent und bei den Politikern 30 Prozent, im Unterschied zu 40 Prozent Sportlerinnen und gar 45 Prozent Frauen ohne besondere Funktion. Das Geschlechterverhältnis variiert auch nach der Tageszeit der Programme sowie nach dem Sendungstyp.

Während Frauen in Sportsendungen (9 Prozent), aber auch im Musikprogramm (18 Prozent) deutlich unterrepräsentiert sind, sind sie besonders häufig in religiösen Sendungen, bei Hörspielen und Lesungen oder bei Seniorensendungen zu hören. Bei diesen Sendungen beträgt der Frauenanteil gut 50 Prozent. Frauen und Männer sprechen zudem unterschiedlich häufig zu den verschiedenen Themen im Radioprogramm, wobei sich Männer ausser bezüglich Fragen zu Religion und Weltanschauung bei allen Themen häufiger äussern als Frauen. Mit einem Anteil von über 40 Prozent sprechen Frauen zudem besonders häufig zu Themen aus den Bereichen Bildung und Erziehung sowie Gesundheit. Wenn aber ein Thema speziell bezüglich der Geschlechterthematik zur Sprache kommt, so wird dieses meist durch die Frauen initiiert. Wobei relativierend angemerkt werden muss, dass das Thema "Frau- bzw. Mann-Sein" nur in 2,5 Prozent aller Wortbeiträge überhaupt vorkam. Werden Männer und Frauen auch unterschiedlich charakterisiert? Ja, denn zu den Männern wird am Radio eher der Titel, die Stellung im Beruf und der Arbeitsbereich genannt; bei den Frauen hingegen eher persönliche Daten wie das Alter, der Zivilstand, das Vorhandensein von Kindern oder die äussere Erscheinung. Zusammenfassend betrachtet gibt es also nach wie vor deutliche Unterschiede in der Darstellung von Frauen und Männern in den Medien.

Studie: Claudia Meier, Christina Müller, Sabine Zeilinger: Frauen und Männer auf Sendung. Kommen Frauen und Männer in den Programmen von SF DRS unterschiedlich häufig vor? (IPMZ-Universität Zürich)



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