21.12.2017

Erfolgreiche Frauen

«Gemischte Teams bringen bessere Resultate»

Silvia Affolter, Erfinderin von City-Guide-TV, porträtiert im «persönlich»-Magazin seit einem halben Jahr Wirtschaftsfrauen. Im Interview zieht sie eine Zwischenbilanz.
Erfolgreiche Frauen: «Gemischte Teams bringen bessere Resultate»
Silvia Affolter, hier an Art Basel 2009, porträtiert für «persönlich» erfolgreiche Unternehmerinnen. (Bild: Keystone/Karl-Heinz Hug)
von Matthias Ackeret

Frau Affolter*, gibt es Gemeinsamkeiten bei den von Ihnen in «persönlich» porträtierten Wirtschaftsfrauen?
In der Tat gibt es diese. Alle von mir besuchten Unternehmerinnen legen eine gewisse Unerschrockenheit an den Tag. Sie sind zudem risikobereit, erkennen schnell Businessopportunitäten und haben keine Angst, Entscheidungen zu treffen und diese umzusetzen.

Nach welchen Kriterien werden Ihre Interviewpartnerinnen ausgesucht?
Mich interessieren Frauen, deren Karriere nicht gradlinig ist. Es müssen Macherinnen sein, welche ein gewisses «Thinking out of the Box» leben, eine aussergewöhnliche Strategie verfolgen und hohe unternehmerische Verantwortung tragen. Zuletzt hatten wir beispielsweise die erfolgreiche Bündner Architektin und Unternehmerin Rebecca Zuber, die momentan «The Circle», die neue Stadt hinter dem Zürcher Flughafen, realisiert (siehe Bild unten). Eine höchst interessante Frau mit einem beeindruckenden Lebenslauf. Frau Zuber ist der Beweis, dass auch Frauen in Höchstleistungen erbringen können, auch in Bereichen, die lange Zeit von den Männer bestimmt wurden.

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Wie stehen diese Frauen dem Thema Frauenquote gegenüber?
Keine der durch mich befragten Unternehmerinnen hat sich für eine Quote ausgesprochen. Die meisten haben sogar betont, dass sie nichts davon halten. Angebot und Nachfrage sollen den Markt bei Personalentscheidungen bestimmen. Dabei soll der geeigneste Kandidat – oder eben Kandidatin – gewinnen. Es hilft der Frau nichts, wenn sie das Prädikat «Quotenfrau» trägt.

Wie stehen Sie persönlich diesem Thema gegenüber?
Wir Frauen lassen uns gerne bitten, Männer hingegen kämpfen um VR-Posten. Einigen von ihnen sind sogar richtige VR-Mandatssammler. Deshalb begrüsse ich die Vorlage der nationalrätlichen Rechtskommission, welche bei grossen Firmen 30 Prozent Frauen in einem Verwaltungsrat vorsieht. Ich glaube einfach, dass gemischte Teams bessere Resultate erzielen.

Warum haben sie angefangen, Unternehmerinnen zu porträtieren?
Wirtschaftsgeschichten über Männer gibt es ja zur Genüge! Viele erfolgreiche Schweizer KMUs werden von Frauen geführt. Noch immer fällt es Frauen schwer, Werbung in eigener Sache zu machen. Wenn ich also ein wenig dazu beitragen kann, engagierte Unternehmerinnen, die Herausragendes leisten, ins Rampenlicht zu stellen, so bereitet mir dies persönlich eine grosse Freude. Gerade in der Werbebranche spielen Frauen eine entscheidende Rolle. Frauen sind Entscheidungsträgerinnen, Konsumentinnen und beeinflussen auch das Kaufverhalten der Männer. Zusammenfassend: das weibliche Geschlecht ist ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor. Deswegen gefällt es mir, dass «persönlich», das Flaggschiff der Kommunikations- und Werbebranche, Frauen eine zusätzliche Stimme verleiht.

Was schätzen die Gesprächspartnerinnen an Ihnen?
Es hilft manchmal, von Frau zu Frau zu reden. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schwierig es ist, Unternehmen und Kinder unter einen Hut zu bringen. Die Herausforderungen und Prozesse gleichen sich, unabhängig von der Grösse der jeweiligen Firma. Ich glaube, dass dieses Grundverständnis hilfreich ist, das Gegenüber auf einer anderen Ebene zu spüren. So kommt es zu einer sehr direkten Kommunikation und auch zu persönlichen Einblicken in den jeweiligen Alltag der Befragten. Messbare Erfolgsfaktoren spielen bei meinen Interviews zwar eine Rolle, was mich weitaus mehr interessiert ist die Frage, warum die Frau da ist, wo sie ist.

Wie finden Sie sich persönlich in der männerdominierten Businesswelt zurecht?
Frauen sind bei vielen Veranstaltungen immer noch Exotinnen. Ich stelle auch fest, dass Männerseilschaften viel besser greifen. In der Schweiz hat die ältere Generation unbewusst noch immer ein bestimmtes Rollenbild der Frau im Kopf. Eine unmissverständliche direkte Kommunikation mit dem Zusatz «Ich will», wie es unter Männern üblich ist, wird bei einer Frau als aggressiv empfunden; bei einem Mann hingegen lobt man es als «zielgerichteten Charakterzug».


* Silvia Affolter ist Unternehmerin und Initiantin des ersten Hotelfernsehens der Schweiz. Soeben ist beim deutschen Hallwag-Verlag ein Buch erschienen, in dem die Hotelkennerin Luxushotels unter die Lupe nimmt. Seit einem halben Jahr beobachtet sie zudem in «persönlich» erfolgreiche Unternehmerinnen. In der Dezemberausgabe trifft Silvia Affolter Rebecca Zuber, die COO der HRS Holding AG, der grössten inhabergeführten Generalunternehmen der Schweiz. Hier das kostenlose PDF.



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