26.02.2017

Arena

Konfuse Diskussion über eine E-Mail

In der Polit-Sendung von SRF entwickelte sich am Freitagabend ein hitziges Wortgefecht zwischen Jonas Projer und Gast Daniele Ganser. Der Moderator drohte gar mit Sendungsabbruch.
Arena: Konfuse Diskussion über eine E-Mail
von Matthias Ackeret

Die «Arena» vom Freitag widmete sich dem angeblichen Vertrauensverlust gegenüber der Medien. Aufhänger war der neue amerikanische Präsident Donald Trump und dessen Behauptung, wonach die meisten Medien Fake-News verbreiten würden. Unter den Gästen Medienpionier Roger Schawinski, Tele-Basel-Chefin Karin Müller, SVP-Nationalrat Claudio Zanetti sowie der Publizist Daniele Ganser. Zwischen letzterem und Moderator Jonas Projer entwickelte sich ein hitziges Wortgefecht, das zuweilen in Peinlichkeit auszuarten drohte.

Der Streit entfachte sich an der Frage, ob Ganser in der Wissenschaftssendung «Einstein», in welcher Ganser die offizielle Geschichtsschreibung über den 11. September 2001 bestritt, fair behandelt worden sei. Ganser bestritt dies. Projer blendete anschliessend ein E-Mail ein, worin sich der 45-jährige Historiker für die gute Sendung bedankte; für Projer der Beweis, dass Ganser die Unwahrheit erzähle.

Der eingeblendete Text lautete: «Lieber Peter Ich fand den Teil zu 9/11 und WTC7 fair und sachlich. Danke.» Ganser insistierte, dieses Beispiel beweise sehr deutlich die Medienmanipulation, da ausgerechnet seine Kritik am Beitrag in besagter E-Mail ausgeblendet worden sei.

Sendeabbruch angedroht

Die Diskussion zog sich in die Länge, wobei Projer kurzfristig sogar mit Sendeabbruch drohte. Auch der gesamte Text von Gansers E-Mail an die «Einstein»-Redaktion, das von der Redaktion nachgereicht und von Ex-NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann, Präsident des Stiftungsrates des Presserates, vorgelesen wurde, brachte keine endgültige Klärung. Dieser lautete: «Lieber Peter, Ich fand den Teil zu 9/11 und WTC7 fair und sachlich. Danke. Den Mix mit «Klimalüge» und Protokolle hingegen fand ich schlecht. Herzlich Daniele.»

Für Roger Schawinski ist Ganser ein «Verschwörungstheoretiker». Dieser bestritt dies in der Sendung auf das Heftigste und meinte, dass mittlerweile jeder, der eine andere Meintrung verträte, sogleich in diese Ecke gestellt würde. Moderator Projer erklärte anschliessend, dass es für andere Verschwörungstheorien andere Gefässe gäbe. Beispielsweise «Teleblocher».

Ganzer Email-Verkehr auf Facebook

Auf Facebook beklagt sich Daniel Ganser, dass er in der «Arena» unfair behandelt worden sei. Er habe nicht erwartet, dass besagte Email eingeblendet werde. «Einen Tag vor der Arena hatte mir Projer per Telefon noch zugesichert, es werde eine faire Sendung sein. Doch das war es dann eben nicht», so Ganser auf Facebook.

Der Historiker publizierte im Gegenzug nun die Antwort des betreffenden «Einstein»-Journalisten: «Lieber Daniele, Besten Dank für deine Meinung zur Sendung. Ich kann gut nachvollziehen was du meinst. Ursprünglich war auch mehr zu 9/11 geplant, aber ich fand schlichtweg niemand, der vor der Kamera sprechen wollte. Als Folge musste ich das Thema ausweiten. Herzlich Peter.» Immerhin das «herzlich» in den beiden E-Mails ist geblieben.

Lesen Sie zu diesem Thema auch die TV-Kritik von René Hildbrand.



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Kommentare

  • David Brunner, 02.03.2017 17:44 Uhr
    Was nicht wahr sein darf, kann nicht sein. So einfach ist das, auch im 21. Jahrhundert, oder gerade im 21. Jahrhundert, wo der Flachgeist lieber auf Mainstream und Touchscreen vertraut als auf selber Denken.
  • Hans-Ulrich Büschi, 27.02.2017 16:07 Uhr
    Dieter Widmer hat völlig recht: Das heutige Konzept der "Arena" ist schlicht zum Davonlaufen bzw. Abschalten. Von dieser Möglichkeit habe ich letzten Freitag nach den ersten rhetorischen Zweikämpfen v.a. zwischen den Herren Schawinski und Zanetti erneut Gebrauch gemacht. Offenbar zu Recht.
  • Dieter Widmer, 27.02.2017 10:02 Uhr
    Der Verschwörungstheoretiker war ungeniessbar. Jonas Projer ist ein Stück weit selber schuld, dass die Sendung eskaliert ist. Er sollte solche Leute nicht einladen, die fanatische Thesen vertreten. Ändert endlich das Konzept der "Arena". Solange immer Personen eingeladen werden, die auf ihren gegensätzlichen Standpunkten beharren, ist keine konstruktive Diskussion möglich. Holt endlich konstruktive Leute.
  • Markus Fritschi, 27.02.2017 09:18 Uhr
    ich kann zur Sendung nicht viel sagen, da ich mich nach der ersten Viertelstunde augseklickt habe. Das Niveau hatte Kindergartencharakter. Trotzdem muss ich den Moderator, loben, sehr kompetent und Schlagfertig.
  • Raphael Weber, 26.02.2017 21:06 Uhr
    Ich hielt einst sehr viel von Roger Schawinski und auch den journalistischen Leistungen von SRF. Aber was einem im letzten Monat alles geboten wurde, hat mit seriösem Journalismus nichts mehr zu tun. Ich hatte mich schon gefragt, was man mit der Einstein Sendung bezwecken wollte, aber die vorgefertigten Grafiken über die Kommunikation zwischen einem Journalisten und Herrn Ganser in der Arena zeigen das offensichtliche Ziel, Herrn Ganser gelinde gesagt in die Pfanne zu hauen! Wer die Sendungen ganz gesehen hat und auch einen beliebigen Vortrag von Daniele Ganser versteht, was mit dem 2. Weggeschnittenen Satz gemeint ist und dies hat sehr wohl mit Ihm und seinen Ansichten zu tun, auch wenn Herr Projer anderes behauptet! Ich habe früher selbst in Schweizer Medien gearbeitet und ich kenne die Möglichkeiten der subtilen Zuschauermanipulation. Konzerneigene Doktrin und Meinungen des Chefredaktors verunmöglichen einen unabhängigen Journalismus. Wenn es in der Sendung um den Vertrauensverlust der Medien ging, weshalb wurde beispielsweise die rückläufigen Quoten von Telebasel seit Karin Müllers Amtsantritt oder den schludrigen recherchierten Sensation Journalismus von Roger Schawinski bei TELE24 nicht ebenso hart thematisiert? Ein ausgewogener Journalismus sieht definitiv anders aus, als nur Agenturmeldungen nachzuplappern. Bedenklich genug, dass ein Herr Schawinski seine engstirnigen Ansichten in seiner eigenen SRF Sendung verkündet (obwohl er selbiges Medium über Jahre vehement bekämpfte), aber als Journalist wäre eine hinterfragende Grundhaltung in allen Belangen mehr angebracht wie das zelebrieren der eigenen Person. Bei einer Beschwerde Instanz des SRF von «unabhängig» zu sprechen, entspricht ebenso wenig der Wahrheit und wurde in dieser Sendung ebenfalls entkräftet. Es gibt offensichtlich eine «Verschwörungstheorie» aber in den eigenen Reihen der SRG. Vielen Dank liebes SRF, mit dieser Arena habt Ihr bewiesen, dass Ihr die Zuschauer in beeinflussten wollt und es kein solches Medium braucht. Wenn diese Sendung tatsächlich auf einer fairen Anwendung der publizistischen Leitlinien des SRF basierte (https://www.srgssr.ch/fileadmin/pdfs/Publizistische_Leitlinien_SRF.pdf), braucht es definitiv dringend eine Diskussion über den Servicepublic.
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