Anderthalb Wochen nach seiner Festnahme wegen «terroristischer Propaganda» ist der türkische Vertreter von Reporter ohne Grenzen, Erol Önderoglu, unter Auflagen auf freien Fuss gesetzt worden. Das sagte der Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen (RSF), Christophe Deloire, der Nachrichtenagentur AFP.
Der zeitgleich mit Önderoglu festgenommene Aktivist Sebnem Korur Fincanci, der die Stiftung für Menschenrechte (TIHV) leitet, kam türkischen Medien zufolge ebenfalls am Donnerstag unter Auflagen frei. Auch beim Schriftsteller und Journalisten Ahmet Nesin sei mit einer baldigen Freilassung zu rechnen, berichteten die türkischen Medien.
Die Ermittlungen gegen alle drei Männer würden aber fortgesetzt. Ein Istanbuler Staatsanwalt hatte vor gut einer Woche gut 14 Jahre Haft für die drei Männer gefordert. Anlass der Strafverfolgung ist die Teilnahme von Önderoglu, Nesin und Fincanci an einer Aktion der prokurdischen Zeitung «Özgür Gündem». Diese lädt regelmässig prominente Journalisten und Intellektuelle als Gastredaktoren ein, um eine Ausgabe zu gestalten. Die Zeitung protestiert damit gegen das scharfe Vorgehen der türkischen Regierung gegen unliebsame Journalisten.
Demonstration in Bern
Die Festnahme der drei Männer war in der Türkei sowie im Ausland auf scharfe Kritik gestossen. So protestierten am Donnerstag in Bern 100 Personen gegen die Haft der drei Menschenrechtler. Zur Solidaritätskundgebung aufgerufen hatten die Organisationen Reporter ohne Grenzen und Amnesty International. An der Demonstration in Bern hiess es, die Anklage sei rein politisch motiviert. Einmal mehr würden die viel zu weit gefassten Anti-Terror-Gesetze willkürlich angewendet, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Die Justizorgane in der Türkei würden mehr und mehr zu einem Repressionsinstrument der Regierung. (sda)
