04.01.2017

SRF-Thementag «Blackout»

Kritik an Sendeplatz und Timing

Die achtstündige fiktionale Doku vom Montag erzielte einen durchschnittlichen Marktanteil von 18,6 Prozent. In einem ersten Fazit zeigen sich die Verantwortlichen zufrieden. Kritik gibt es vor allem fürs das Timing.
SRF-Thementag «Blackout»: Kritik an Sendeplatz und Timing
Wenn der Strom drei Tage lang weg ist: Thementag «Blackout». (Bild: Videostill SRF)
von Edith Hollenstein

Ein dreitägiger Stromausfall legt ganz Europa lahm. Hat es sich gelohnt, dass SRF diesem Horrorszenario einen ganzen Thementag widmete? Nach der Sendung vom vergangenen Montag geben die Publikumszahlen einen ersten Eindruck: Durchschnittlich schauten 179‘000 Zuschauer «Blackout». Dies entspricht einem Marktanteil von 18,6 Prozent. Zu Spitzenzeiten waren es 456‘000 Personen. «Und auch nachmittags um 15.30 Uhr blieben über 100‘000 Zuschauer dabei», schreibt SRF auf Anfrage von persoenlich.com. 

Debatte angestossen

In einem ersten Fazit zeigen sich die Verantwortlichen zufrieden damit, dass die Sendung «über die ganzen acht Stunden ohne grössere Panne funktioniert hat», sagt Nathalie Rufer, Projektleiterin «Blackout». Zudem habe man eine Debatte ausgelöst und Denkanstösse gegeben.

«Unsere Info-Hotline wurde sehr rege genutzt, ebenso hatten unsere Experten-Chats viele Teilnehmende, die angeregte Diskussionen führten. Auch Online und über Social Media gab es viele Reaktionen», so Rufer. Damit sieht SRF sein Ziel erreicht: «Wir wollten die Zuschauer für einen möglichen Stromausfall zu sensibilisieren.»

«Falsches Timing»

Etwas kritischer fallen externe Urteile aus. Bemängelt wird zum Beispiel der Sendeplatz: «Fleissig hat SRF alles zusammengetragen (...). Nur: Der zweite Neujahrstag war nicht der richtige Sendetermin dazu. «Blackout» war von SRF gut gemeint, aber falsch getimt», schreibt blick.ch. Auch inhaltliche Kritik gibt es vom Boulevardblatt: «zu oft auf Sparflamme gespielt» und «viel Spekulation und Schwarzmalerei».

Über Twitter gibt es Lob, etwa von GLP-Nationalrat Jürg Grossen: «Tolle Sendung mit interessanten Beiträgen, danke SRF».

Es finden sich aber auch nörgelnde Stimmen, vor allem von Seiten der Atomstrom-Gegner. «Panikmache oder Information? Verpasste Chance» schreibt beispielsweise Christian Zeyer, Co-Geschäftsleiter von Swisscleantech. Und Regula Rytz, Parteipräsidentin der Grünen Schweiz, twittert: «Wie wäre es mit einem SRF-Bericht zu den ökonomischen Risiken des Atomgeschäfts? 2 Tage lang?». 

Schon vor dem 2. Januar hatten Vertreter der erneuerbaren Energien SRF heftig kritisiert. Sie befürchteten, die Sendung beeinflusse die mit grosser Wahrscheinlichkeit im Mai bevorstehende Volksabstimmung über die Energiestrategie. «Das ist ein achtstündiger Werbespot für die Argumente der Gegner der Energiestrategie 2050», sagte Stefan Batzli, Geschäftsleiter von AEE Suisse, der Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz der «Sonntagszeitung» (persoenlich.com berichtete).

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Nach der Ausstrahlung sieht sich Batzli (Bild oben) bestätigt: «Ich habe nicht die ganze Sendung gesehen, sondern nur punktuell reingeschaut», sagt er auf Anfrage von persoenlich.com. «Die Umsetzung ist teilweise gelungen. Doch eine fiktionale Doku ist per se sehr emotional. Wenn in der Bevölkerung so Ängste geschürt werden, spielt das der SVP in die Hände, die derzeit Unterschriften gegen die Energiestrategie 2050 sammelt».

Der Lobbyist und Inhaber der Agentur cR Kommunikation bleibt dabei: Mitten in dieser «aufgeheizten Debatte» hätte «Blackout» nicht ausgestrahlt werden sollen.



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