12.03.2018

Fake News

Medienvielfalt hilft gegen Desinformation

Im Kampf gegen Falschnachrichten hat eine EU-Expertenkommission in einem Bericht eine Reihe von Empfehlungen formuliert. Konkrete Massnahmen in Form eines Verhaltenskodexes sollen Ende April folgen.

Die Verbreitung von Halbwahrheiten und gezielten Falschmeldungen im Internet bereitet vielen EU-Bürgern sorge. Dies zeigte eine Umfrage von Eurobarometer, das sich auf Umfragen zur öffentlichen Meinung spezialisiert hat. So sagten gemäss Eurobarometer 83 Prozent der rund 26'000 Befragten, das Phänomen sei eine Bedrohung für die Demokratie. Traditionelle Medien gelten demnach immer noch als relativ glaubwürdige Nachrichtenquellen: Im Eurobarometer nannten 70 Prozent das Radio, 66 Prozent Fernsehen und 63 Prozent Printmedien, während reine Onlinequellen nur bei 26 bis 27 Prozent der Befragten Vertrauen genossen.

Als Massnahmen lehnen die Experten Zensur etwa in Form von schwarzen Listen ab. «Jede Form von Zensur, sowohl öffentliche wie auch private, sollte klar vermieden werden», heisst es im Bericht. Denn man gehe davon aus, dass «die öffentliche Reaktion auf Zensur ein gegenteilige Wirkungen haben könnte». So befürchten die Experten, dies könnte als eine Manipulation der Nachrichten zum Vorteil des «Establishments» oder der «Parteien an der Macht» missverstanden werden.

Medienvielfalt gegen Desinformation

Um Desinformation und Fake News zu begegnen, empfiehlt die 39-köpfige Expertengruppe vielmehr, die Medienkompetenz der Bürger zu fördern. Ausserdem sollen Instrumente entwickelt werden, mit denen Nutzer und Journalisten gegen Desinformationen vorgehen können. Im weiteren betonte Madeleine de Cock Buning, Leiterin der Expertengruppe, wie wichtig Vielfalt und Nachhaltigkeit der europäischen Nachrichtenmedien sei, um Desinformationen adäquat zu begegnen.

Cock Buning stellte zusammen mit EU-Digitalkommissarin Marija Gabriel am Montag in Brüssel den Bericht vor. Zudem soll die Forschung zu den Auswirkungen von Desinformationen in Europa weitergeführt werden. Cock Buning sagte: «Wir haben eine solide Ausgangsbasis für einen Verhaltenskodex geschaffen.»

Grundsätze-Katalog

Darüber hinaus spricht sich die Gruppe für einen Katalog mit Grundsätzen aus, dem sich Online-Plattformen und soziale Netze verpflichten sollten. So etwa sollen Online-Plattformen beispielsweise für Transparenz sorgen, indem sie erklären, wie Algorithmen die angezeigten Nachrichten auswählen. Auch sollen die Netzwerke zusagen, mehr Einblick in ihre Werbepraktiken und die Verarbeitung von Nutzerdaten zu geben. Sie werden auch aufgerufen, in Zusammenarbeit mit europäischen Nachrichtenquellen wirksame Massnahmen zu ergreifen, um die Sichtbarkeit zuverlässiger und vertrauenswürdiger Nachrichten zu erhöhen und den Nutzern den Zugang zu solchen Informationen zu erleichtern.

Die Mitglieder der Expertengruppe raten zudem, den Begriff Fake News wenn möglich zu vermeiden, «da sie ihn nicht für ausreichend halten». Vielmehr sprechen sie von Desinformationen, die auch Inhalte einschliessen, bei denen erfundene Informationen und Fakten miteinander vermischt werden. (sda/dpa/wid)



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