22.11.2016

SRG-Ombudsstelle

Mehr Respekt fürs Rätoromanische verlangt

Die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens hat in einem Beitrag über Sprachen in der Schweiz das Rätoromanische teilweise übergangen. Laut Ombudsmann war dies ein Fehler.
SRG-Ombudsstelle: Mehr Respekt fürs Rätoromanische verlangt
Ausschnitt aus der Tagesschau vom 05. Oktober 2016. (Bild: Printscreen)

Die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens (SRF) hat in einem Beitrag über Sprachen in der Schweiz das Rätoromanische teilweise übergangen. Laut dem Ombudsmann der SRG Deutschschweiz war dies «aus Gründen des Respekts gegenüber der vierten Landessprache ein Fehler». Die «Tagesschau» habe die Studie des Bundesamtes für Statistik (BFS) zwar korrekt wiedergegeben, schreibt Ombudsmann Roger Blum in seinem am Dienstag veröffentlichten Schlussbericht.

Dort, wo die Landessprachen und die anderen Sprachen in einer Grafik in Säulenform gezeigt wurden, sei das Rätoromanische aber vernachlässigt worden. Aus seiner Sicht wäre es korrekt gewesen, wenn die «Tagesschau» die vierte Landessprache zumindest erwähnt hätte. «Es nicht getan zu haben, war eindeutig ein psychologischer Fauxpas und eine Ritzung des Sachgerechtigkeitsgebots.»

Die Schweiz sei ein Land, das den Minderheiten mit gutem Grund überproportionales Gewicht gebe, weil nur so ein friedliches Zusammenleben möglich sei. «Die Mehrheit darf nie arrogant werden.»

Kritik teilweise gutgeheissen

Den Ombudsmann angerufen hatte die Lia Rumantscha, der Dachverband der rätoromanischen Sprachverbände. Sie beanstandete einen Beitrag in der «Tagesschau»-Hauptausgabe vom 5. Oktober. In der Sendung sei über die Vier- und Vielsprachigkeit der Schweiz berichtet worden, wobei die vierte Landessprache der Schweiz, das Rätoromanische, nicht erwähnt worden sei.

Damit habe der «Tagesschau»-Beitrag nicht den Anforderungen des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen entsprochen. Kritisiert wurde ausserdem die Nichterwähnung des Romanischen als Teilamtssprache.

SRF teilte Ende Oktober mit, die «Tagesschau» habe in der Berichterstattung zum Sprachenbericht des Bundesamtes für Statistik einen Aspekt herausgegriffen: nämlich denjenigen über die Verschiebung bei den Hauptsprachen. Beim Rätoromanischen habe es zwischen 1970 und 2014 keine wesentliche Veränderung gegeben.

Deshalb sei das Rätoromanische nicht explizit in Text und Grafik erwähnt worden. Dieses Weglassen hätte laut SRF im Text kurz erwähnt werden können. (sda)



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