16.08.2017

BaZ Holding

«Mein Ziel ist eine Million Leser»

Christoph Blocher hat den Wochenzeitungsverlag der Familie Zehnder übernommen. Dadurch gelangt der Herausgeber der «Basler Zeitung» in den Besitz von 25 Gratiszeitungen. CEO Rolf Bollmann spricht im persoenlich.com-Interview über Zahlen und die Kraft des gedruckten Wortes.
BaZ Holding: «Mein Ziel ist eine Million Leser»
Rolf Bollmann, neuer CEO des Zehnder Verlags: «Ich glaube weiterhin an die Kraft des gedruckten Wortes und den Lokalmarkt.» (Bild: Keystone)
von Matthias Ackeret

Herr Bollmann, Christoph Blocher übernimmt rückwirkend auf den 1. Januar den Zehnder Verlag mit 25 Titeln und 29 Splitausgaben (persoenlich.com berichtete). Was gab den Ausschlag für diesen Kauf?
Herr Blocher und ich glauben weiterhin an die Kraft des gedruckten Wortes und den Lokalmarkt. In diesem Bereich spielt das Internet eine weitaus geringere Rolle als auf nationaler und internationaler Ebene. Deswegen haben wir uns zum Kauf des Zehnder Verlages entschieden.

Aber trotzdem sind die Zeiten inseratentechnisch auch für Gratislokalzeitungen äusserst schwierig…
Der Zehnder Verlag hatte in den vergangenen fünf Jahren ein leichtes Wachstum im Inseratenmarkt, während die abonnierten Tages- und Wochenzeitungen und Zeitschriften im gleichen Zeitraum bis zu 50 Prozent Inseratenverlust beklagen mussten. Unsere neuen Titel haben insgesamt 13’000 Anzeigenkunden, da besteht kein Klumpenrisiko. Wir sind überzeugt, dass die Zeitung im Lokalmarkt das wichtigste Medium ist und auch bleiben wird. Wir planen sogar, die neuerworbenen Lokalzeitungen weiter auszubauen. 

Aber wenn es so rosig ist, warum hat Familie Zehnder ihr Zeitungsimperium verkauft?
Die Familie Zehnder glaubte, dass es für den Ausbau eine grössere Finanzkraft braucht. Wir haben diese.

Und der Kaufpreis?
Ist und bleibt geheim.

Wann beginnen Sie mit Ihrer neuen Tätigkeit?
Diesen Donnerstag. Ich bin aber weiterhin als Verwaltungsratspräsident der «Basler Zeitung» in Basel tätig. Mein neues Büro ist jetzt aber hauptsächlich in Wil und manchmal in Basel. Vor bald zwanzig Jahren konnte ich mit «20 Minuten» die grösste Gratistageszeitung aufbauen, jetzt leite ich den grössten Gratiswochenzeitungsverlag der Schweiz. So schliessen sich die Kreise. 

Wie sieht Ihr neues Betätigungsfeld aus?
Zehnder hat Gratiszeitungen in der ganzen Deutschschweiz und beschäftigt rund 200 Mitarbeiter in elf Aussenbüros. Diese werden wir beibehalten. Mein mittelfristiges Ziel ist es, die Leserschaft auf eine Million Leserinnen und Leser zu erhöhen.

Aber werden die Zeitungen durch diesen Kauf zum «SVP-Kampfblatt»?
Überhaupt nicht. Nationale Politik wird in unsere Lokalzeitungen keine oder eine untergeordnete Rolle spielen, der Hauptfokus liegt im Lokalen. Wir werden aber layoutmässig sicher einige Änderungen vornehmen und die Zeitungen – wenn notwendig – journalistisch ausbauen.

Welche Rolle spielt Markus Somm im neuen Gebilde?
Keine, Markus Somm bleibt Chefredaktor und Verleger in Basel. 

Kommt es zu einem Stellenabbau?
Nein, überhaupt nicht. Möglicherweise gibt es sogar einen Zuwachs.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit der BaZ aus?
Natürlich prüfen wir Synergien im Finanzbereich und dem Controlling. Doch das wird sich in den nächsten Monaten entscheiden.

Mit diesem Kauf sind Sie plötzlich einer der grössten Zeitungsplayer in der Schweiz. Wie sind die Reaktionen der anderen Verlagshäuser?
(lacht) Bis anhin gab es nur Gratulationen.

Werden Sie den Druckauftrag neu vergeben?
Zehnder druckt bis jetzt bei Tamedia. Die Neuvergabe des Druckauftrages ist momentan kein Thema.

Wie lange haben Sie mit der Familie Zehnder über diesen Kauf verhandelt?
Fast ein Jahr.

Bedeutet dies das Ende des Sonntagszeitungsprojekts?
Der Sonntagsmarkt ist in diesem Jahr brutal zusammengebrochen. Deswegen ist die Gratissonntagszeitung für uns momentan kein Thema. Unser Fokus liegt jetzt ganz klar auf den Lokalzeitungen. Für uns ist es wichtig, dass diese auch in diesen schwierigen Zeiten rentabel sind.

Sie übernehmen als CEO nochmals eine Mammutaufgabe. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Ich jogge sehr viel. Von meinem Wohnort Seuzach ist Wil viel schneller erreichbar als Basel. Nach Basel zu joggen war zu weit, Wil wäre nun in meiner Reichweite (lacht).

 



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