22.12.2017

Umbau bei Tamedia

Misstrauensvotum gegen Serge Reymond

Journalistinnen und Journalisten der Westschweizer Tamedia-Redaktionen haben in Zürich Verhandlungen mit den obersten Chefs verlangt. Zuvor hatten die Redaktionen ein Misstrauensvotum gegen Serge Reymond, Leiter der Bezahlmedien, beschlossen.

Ihre Forderungen zur aktuellen Umstrukturierung bei Tamedia seien bisher weder erhört noch ernst genommen worden, heisst es in einer Mitteilung der Westschweizer Redaktionen vom Freitag. Deshalb sei eine Delegation zum Tamedia-Hauptsitz nach Zürich geschickt worden.

Gefordert wurden Verhandlungen mit dem Vorsitzenden der Tamedia-Unternehmensleitung, Christoph Tonini, und dem Präsidenten des Verwaltungsrats der Tamedia, Pietro Supino.

Über eine Stunde im Gespräch

Die Delegation wurde schliesslich am Nachmittag von der Tamedia-Leitung empfangen, wie Cécile Collet von der Redaktion von «24 Heures» auf Anfrage der sda sagte. Das Gespräch dauerte über eine Stunde.

Sie hätten es geschätzt, dass Christoph Tonino, Pietro Supino und – telefonisch zugeschaltet – Serge Reymond mit ihnen diskutiert habe, hiess es von Seiten der Delegation. Die Delegation stufte das Gespräch als gut ein, mit dem Ergebnis der Diskussion ist sie allerdings nicht zufrieden: Sie hätten die gleichen Antworten bekommen, die sie schon hatten.

Tamedia schrieb am Abend in einer Mitteilung zum Treffen, es sei ein intensiver und konstruktiver Austausch gewesen. Supino, Tonini und Reymond hätten zugesichert, dem «sozialen Dialog» verbunden zu sein. Das Gespräch müsse in dieser Zeit der Transformation mehr denn je gepflegt werden. Die Austausche würden 2018 fortgesetzt.

Die Journalistinnen und Journalisten verlangen unter anderem ein zweijähriges Moratorium für Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen. Zudem soll die Zeitung «Le Matin» weiter gedruckt und nicht zur reinen Digital-Ausgabe gemacht werden. Ein Entscheid ist gemäss Tamedia in dieser Sache aber noch nicht gefallen.

Die Delegation wird nun die Redaktionen informieren. Anschliessend – wohl Anfang 2018 – wird entschieden, wie es weitergeht.

Misstrauensvotum gegenüber Reymond

Bereits Anfang Dezember hatten die Journalisten Tonini ihre Besorgnis übermittelt und ihn zu sofortigen Gesprächen eingeladen. Der Tamedia-Chef meldete sich aber nur schriftlich.

Vor einer Woche, am 15. Dezember, protestierten dann über hundert Journalisten in Lausanne gegen die Umstrukturierungen. Ihre Forderungen hatten sie zudem an Serge Reymond, Leiter Bereich Bezahlmedien, geschickt - mit der Bitte um Antworten bis am Dienstag.

Statt einer Antwort hatte Reymond eine Sitzung für einige Journalisten am Freitag vorgeschlagen. Dort hätten diese Fragen stellen können.

Dieser Vorschlag wurde von den Redaktionen als «Nichteintreten auf die Forderungen» interpretiert. Sie schlossen daraus, dass eine Diskussion mit Reymond nicht mehr möglich sei. Eine Mehrheit der Redaktionen von «24 Heures», «Le Matin Dimanche», «Le Matin», «Tribune de Genève» und «Femina» verabschiedete darauf bei einer internen Abstimmung ein Misstrauensvotum gegenüber Reymond.

Demo hoch

Kompetenzzentrum ab 2018

Tamedia hatte im August angekündigt, ihre Zeitungsredaktion neu aufzustellen. Ab 2018 sollen zwei überregionale Redaktionen in der Deutsch- und in der Westschweiz den Mantel für zahlreiche Zeitungen liefern.

In Zürich, Bern und Lausanne sind dafür sogenannte Kompetenzzentren vorgesehen. Grund für die Konzentration ist der starke Rückgang der Werbeumsätze. In der Westschweiz werden in Lausanne die Redaktionen von «Tribune de Genève», «24 Heures» und «Le Matin Dimanche» zusammengelegt. Abgesehen von der Regionalredaktion droht deshalb

vielen Journalisten der «Tribune de Genève» eine Versetzung nach Lausanne. (sda/eh)

 



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