14.06.2018

Tamedia

Mitarbeiter werden mit Geld zum Abgang motiviert

Weil das Medienhaus nach seiner Reorganisation zu viele Mitarbeiter hat, sollen Angestellte nun mittels Abgangsentschädigungen dazu gebracht werden, freiwillig zu kündigen.
Tamedia: Mitarbeiter werden mit Geld zum Abgang motiviert
Zu viel Personal bei Tamedia: Das Hauptgebäude an der Zürcher Werdstrasse. (Bild: Keystone/Christian Beutler)

Um die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren geht Tamedia ungewohnte Wege: Mit 10 bis 15 Mitarbeiter der Produktionsabteilung «Editorial Services» – unter anderem zuständig für Layout, Korrektorat und Bildredaktion – werden derzeit Gespräche über «interne Wechsel» oder «Aufhebungsvereinbarungen mit einem finanziellen Betrag» geführt, wie «Watson» berichtet. Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer bestätigt dies gegenüber dem Newsportal. Auch in den Mantelredaktionen seien solche Angebote nicht auszuschliessen.

Die Aufhebungsvereinbarungen orientieren sich gemäss Zimmer an vergangenen Sozialplänen plus einer Prämie; die Höhe des Betrags hänge von der individuellen Situation der Betroffenen ab. Mit der Massnahme will Tamedia die Mitarbeiter dazu motivieren, ihr Arbeitsverhältnis freiwillig zu beenden.

Auch Mantelredaktion betroffen

Seit Anfang Jahr werden die überregionalen Inhalte aller Tamedia-Bezahlzeitungen von einer deutschsprachigen und einer französischsprachigen Mantelredaktion produziert – seither hat das Verlagshaus zu viele Mitarbeiter. Im August 2017, als das Medienhaus seine Reorganisation unter dem Namen «Projekt 2020» bekanntgab, betonten sowohl CEO Christoph Tonini wie auch Arthur Rutishauser, Chefredaktor Tamedia Deutschschweiz, im Interview mit persoenlich.com, dass damit keine Kündigungen verbunden sein würden. Bereits im März 2018 begann sich abzuzeichnen, dass zu viel Personal angestellt ist und sich das Problem nicht wie vorgesehen allein über die natürliche Fluktuation lösen lässt. Kündigungen könnten nicht mehr ausgeschlossen werden, hiess es dann von der Unternehmensleitung (persoenlich.com berichtete).

Mit dem finanziellen Anreiz zur freiwilligen Kündigung versucht man nun die «natürliche» Fluktuation zu erhöhen. Dennoch kann das Unternehmen nicht ausschliessen, dass Mitarbeiter entlassen werden müssen. Zimmer relativiert gegenüber «Watson»: «Wir rechnen derzeit nicht damit, dass es in der Redaktion Tamedia zu einer grösseren Anzahl Kündigungen kommen wird». Vielmehr gehe es um einen Umbau von Bereichen, die schrittweise weniger Mitarbeiter benötigen würden hin zu Bereichen, die ausgebaut würden.

Neues Redaktionssystem

Den verbleibenden Mitarbeitern steht die nächste Veränderung bevor: Ab Juli 2018 führt Tamedia schrittweise bis März 2019 das Redaktionssystem «Woodwing Enterprise» ein. Damit müssen Seiten, die mit gleichen Texten, Bildern und Grafiken in mehreren Zeitungen erscheinen, nur noch einmal produziert werden. Die geplanten Gespräche mit den Mitarbeitern der Editorial Services stünden damit aber in keinem direkten Zusammenhang, sagt Zimmer. Aber die neue Redaktionsorganisation führe dazu, dass in Zukunft weniger einzelne Seiten produziert werden müssen und deshalb weniger Mitarbeitende benötigt werden. (maw)



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Kommentare

  • Sebastian Renold, 21.06.2018 17:27 Uhr
    Hat ein "Tagi"-Mitarbeiter früher der Zürcher Werdstrasse vor dem Erreichen des Pensionsalters den Rücken gekehrt, so hat ihn das Coninx-Imperium damit bestraft, dass es die Hälfte der vom Arbeitgeber in die Pensionskasse eingezahlten Gelder zurückhielt (heute gesetzlich nicht mehr möglich). Jetzt ist es umgekehrt: Wer geht, bekommt noch ein Almosen. Schäbig ist beides, meint einer, der seine Unabhängigkeit seinerzeit mit dem Verlust von Pensionskassengeld teuer bezahlte.
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