31.10.2017

Cumhuriyet

Neue Anhörung bei Prozess in Istanbul

Zahlreiche Unterstützer haben sich vor dem Gericht versammelt, darunter auch der deutsche Investigativjournalist Günter Wallraff.
Cumhuriyet: Neue Anhörung bei Prozess in Istanbul
Der deutsche Journalist Günter Wallraff (2.v.r.) forderte «Gerechtigkeit» für die Angeklagten. (Bild: Keystone/AP Foto/Lefteris Pitarakis)

In Istanbul haben sich erneut Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet» sowie die bekannte Schriftstellerin Asli Erdogan in zwei umstrittenen Prozessen vor Gericht verantworten müssen. Zahlreiche Unterstützer versammelten sich vor dem Justizpalast. Darunter war auch der deutsche Investigativjournalist Günter Wallraff, um «Gerechtigkeit» für die Angeklagten zu fordern. «Ich habe ganz grossen Respekt für die Kollegen, die sich hier unter diesen Bedingungen noch aufklärend und für die Meinungsfreiheit einsetzen. Das sind die Helden unserer Zeit», sagte Wallraff.

«Sie müssen jetzt freigelassen werden, da Journalismus kein Verbrechen ist», forderte der Präsident des International Press Institute, John Yearwood. Sarah Clarke, die für den Schriftstellerverband PEN International den Prozess beobachtete, rief die Richter auf, das Recht auf Meinungsfreiheit zu respektieren und alle inhaftierten Journalisten freizulassen.

Die Anhörung erfolgt genau ein Jahr nach der Festnahme des «Cumhuriyet»-Chefredaktors Murat Sabuncu, des Herausgebers Akin Atalay und weiterer Mitarbeiter (persoenlich.com berichtete). Später wurden auch der Reporter Ahmet Sik und der Buchhalter der Zeitung, Yusuf Emre Iper, festgenommen. Während die meisten Mitarbeiter inzwischen freikamen, sitzen Sabuncu, Atalay, Sik und Iper weiter in Haft.

Die 17 Journalisten und Mitarbeiter der traditionsreichen Zeitung sind der «Unterstützung von Terrororganisationen» angeklagt, darunter die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, die von Ankara für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich gemacht wird. Ihnen drohen 43 Jahre Haft. Die Angeklagten und viele Unterstützer betrachten den Prozess als politisch motiviert.

Schriftstellerin erscheint nicht vor Gericht

Am Dienstag wurde im Justizpalast von Caglayan auch der Prozess gegen die international bekannte Schriftstellerin Asli Erdogan fortgesetzt. Ihr wird wegen ihrer Tätigkeit für die im August 2016 geschlossene kurdische Zeitung «Özgür Gündem» «Terrorpropaganda» für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgeworfen. Sie selbst erschien nicht vor Gericht.

Asli Erdogan war Ende September zum Empfang des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises nach Deutschland gereist und ist weiterhin dort. Wie der Anwalt Erdgal Dogan mitteilte, wurden zwei in dem Fall mitangeklagte frühere Journalisten von «Özgür Gündem» aus der Untersuchungshaft entlassen. Kemal Sancili und Inan Kizilkaya waren die letzten Angeklagten, die in dem Prozess noch in Haft sassen. (sda/afp/cbe)



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