09.03.2017

RTVG

Privat-TV-Stationen müssen News untertiteln

Ab April müssen Regionalsender eine Verordnung des Bundesamtes für Kommunikation definitiv umsetzen: Diese verlangt Untertitel für hörbehinderte Menschen. Für die betroffenen TV-Sender bedeutet dies einen massiven Mehraufwand. Positiv: Es wurden neue Stellen geschaffen.
RTVG: Privat-TV-Stationen müssen News untertiteln
Die privaten TV-Sender, hier TeleBärn, müssen ab April ihre News untertiteln. (Bild: AZ Medien)
von Christian Beck

Ab dem 1. April gibt es eine gewichtige Änderung für die konzessionierten regionalen Fernsehstationen: Sie müssen ihre Hauptinformationssendungen untertiteln und sie so hörbehinderten Menschen zugänglich machen. Der Bund kommt damit Forderungen von Gehörlosenverbänden nach. 13 Sender, die aus dem Gebührentopf Beiträge erhalten, sind betroffen.

Hintergrund für diese Änderung ist das revidierte Radio- und Fernsehgesetz (RTVG), welches das Stimmvolk 2015 angenommen hatte und im Juli 2016 in Kraft gesetzt wurde (persoenlich.com berichtete). Das erste Halbjahr bis Ende 2016 war für den Aufbau der Infrastruktur vorgesehen, die ersten Monate des laufenden Jahres galten der Testphase. «Ab April müssen die Fernsehstationen die Untertitelung definitiv umsetzen», sagt Silvia Canova, Sprecherin des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), auf Anfrage. Finanziert werde dies vollumfänglich über die Empfangsgebühr beziehungsweise über die künftige Abgabe für Radio und Fernsehen.

Zwar erhalten seit Juli letzten Jahres die Sender mehr Geld, sind nun aber auch mit einem deutlichen Mehraufwand konfrontiert. Wie Dominik Prétôt, Geschäftsführer von TeleBasel der «Basler Zeitung» sagte, musste das Personal aufgestockt werden. Ferner mussten bestehende Mitarbeiter ausgebildet und neue Computerprogramme angeschafft werden. Der Aufwand für die Untertitelung sei anfangs deutlich unterschätzt worden, so Prétôt. Erst in der aktuell laufenden Testphase sei klar geworden, welche Belastung und welchen Zeitdruck die Untertitelung mit sich bringt.

Verdichtetes Texten unter Zeitdruck

Die Verordnung verlangt, dass ab der ersten Wiederholung die News untertitelt sein müssen. Das heisst im Klartext: Den Sendern bleibt für die Fertigstellung gerade mal eine Stunde Zeit – dies, weil aktuelle Berichte häufig erst kurz vor der Erstaustrahlung abgeschlossen werden. «Die grosse Herausforderung ist das Zeitmanagement», bestätigt denn auch Stefan Nägeli, Programmleiter von Tele Top, auf Anfrage von persoenlich.com. Derzeit sei man daran, die zeitlichen Abläufe zu optimieren. Ein anderes Problem sei das verdichtete Texten. «Es ist unmöglich, einen TV-Beitrag eins zu eins zu übersetzen. Deshalb muss entsprechend gekürzt werden, ohne dass der Inhalt darunter leidet», so Nägeli weiter.

Auch bei Tele Top wäre dieser Mehraufwand ohne personellen Ausbau nicht möglich gewesen. «Wir haben ein Team von vier Leuten, die wir extra für die Untertitelung eingestellt und geschult haben», sagt Nägeli. Täglich um 16 Uhr beginnen die Untertitler mit ihrer Arbeit, dies mit dem Ziel, dass die Sendungen ab 19 Uhr mit Untertiteln zur Verfügung stehen. Aber auch technisch musste aufgerüstet werden. «Wir hatten seit der Umstellung auf HD keinen Teletext und mussten einen Encoder-Server im Distributionskanal einfügen», so der Programmleiter.

Engpässe beim Lieferanten

Technisch und personell aufgerüstet haben auch Tele M1 und TeleBärn. Die Tests in den letzten Monaten seien einigermassen gut verlaufen: «Wir hatten sicher die eine oder andere Kinderkrankheit. Jetzt sind wir aber startklar», sagt Monica Stephani, Leiterin Unternehmenskommunikation der AZ Medien. Schwierigkeiten hätte es in der Vorbereitungsphase gegeben, wie Engpässe beim Lieferanten oder auch rechtzeitig Personal zu finden und zu schulen.



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Kommentare

  • Raphael Weber, 09.03.2017 22:17 Uhr
    Mir kommen gleich die Tränen (*Sarkasmus ende*)! Es wird höchste Zeit, dass die verwöhnten Regional TV Fürsten mal in die Gänge kommen. Was hat man uns vor der Abstimmung alles vorgeschwärmt? Man investiere in Ausbildung und die Digitalisierung. Ich frage mich wie das vor der Konzessionsvergabe überhaupt funktionieren konnte. Regionalsender sendeten 10 Jahre mit Null Franken aus den Gebührentopf und da liefen nicht 5h Mediashop täglich. Damals wären inhaltlich TeleZüri, TeleM1 und TeleBärn 3 verschiedene Sender. Seit den Gebühren rentiert es plötzlich nicht mehr? Obwohl man seit der Konzessionsvergabe mit der Umstellung auf HD klammheimlich Tele M1 AG und SO wieder in zu einem Sender fusionierte. TeleTop hatte gar deren 3 Versionen und heute nur noch eine und auch im Radiobereich wurde vieles gleich geschalten. Tele 1 hatte keine der in der Konzession versprochen Sendungen je ins Programm aufgenommen (u.a. aus dem Verkehrshaus, Campus TV aus der Uni Luzern…)! Fazit, eine riesen grosse Lüge um 54 Millionen ohne Nutzen für Mitarbeiter und Zuschauer. Übrigens die Kosten fürs Equipment zur Untertitelung finanziert das Bakom unabhängig der 54 Millionen mit. Jetzt noch zu jammern das es aufwendig sei, Bauerndeutsche Texte ins Schriftdeutsche zu übersetzen ist schon gar dreist. Schafft die Institution Billag ab und bucht die Gebühr wie eine Kirschensteuer einkommensabhängig ab. Streicht die Gebühren für jene Sender, welche nur Teleshopping ausstrahlen. Voilà schon sind 108Mio. gespart!
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