03.04.2001

Ringier steigert Umsatz erstmals über die Milliarden-Grenze

Michael Ringier (Bild) hat am Dienstag die Zahlen des Jahres 2000 präsentiert. Der Umsatz hat mit 1.019 Mrd. Franken erstmals die Milliarden-Grenze überschritten. Der Gewinn von 50.4 Mio Franken ist ein Rekord für das Medienhaus. Weitere Themen der Bilanz-Pressekonferenz: der Umbau des Blick-Portals, die Trennung von dimanche.ch-Chefredaktor Jean-Philippe Ceppi, ein eventueller Börsengang sowie die Zukunft der Weltwoche.
Ringier steigert Umsatz erstmals über die Milliarden-Grenze

Ringier wartet mit guten Ergebnissen auf: Der Umsatz übertraf die Milliardengrenze, der Cash-flow war mit 119.3 Mio. Franken der höchste, den dass Medienhaus je erzielte, und auch der Gewinn von 50.4 Mio. Franken bedeutet einen Rekord. Wie Michael Ringier am Dienstag vor versammelter Presse erklärte, sei das letzte Jahr für das Haus ein "wirklich gutes Jahr" gewesen. So gäbe es zur Zeit keine Gross-Baustellen mehr und es seien auch keine zentralen Entscheide zu fällen, sondern "alles einigermassen so, wie es sein sollte". Inbesondere freute er sich über die Ergebnisse in Osteuropa: Dort habe Ringier "viel Geld und Herzblut" investiert. Ringier hat im letzten Jahr massiv in die Ost-Märkte investiert: mit Schwerpunkt in Tschechien und Ungarn rund 157 Mio. Franken.

Zur Umsatzsteigerung des Konzerns von 7.6 Prozent auf 1018.8 Mio. Franken (Vorjahr: 947 Mio.) stamme vor allem aus neuen Geschäftsaktivitäten und Projekten im In- und Ausland, wie COO Martin Werfeli ausführte. In der Schweiz verzeichnete das Anzeigengeschäft die deutlichste Umsatzsteigerung – vor allem dank den Zuwächsen der Blick-Gruppe; die Anzeigenerlöse bei Zeitungen und Zeitschriften fielen um 26.1 Mio. Franken höher aus.

Der Gesamtumsatz von Ringier Europa erhöhte sich von 117 auf 139.7 Mio. Franken (plus 19.4 Prozent), was Michael Ringier vor allem auf den Erfolg der Boulevardzeitung Blesk in Tschechien, das erfolgreiche Zeitungsgeschäft in Ungarn und den Kauf von 100 Prozent der Marquard-Zeitungen in Ungarn zurückführt. In Prozenten gerechnet den grössten Umsatzsprung verbuchte Ringier in Asien: plus 87.7 Prozent (45.6 Mio. Franken).

Während der SonntagsBlick seine Auflage wieder leicht steigern konnte, büsste der Blick aufgrund der Konkurrenz durch die Gratiszeitungen 1.5 Prozent ein. Dennoch zeigte sich Michael Ringier sehr zufrieden mit seinem Flaggschiff, vorallem, da das Boulevardblatt ein hervorragendes Anzeigenjahr hinter sich habe. Erfreut zeigte er sich auch über die Schweizer Illustrierte, deren Gewinn, Auflage und Leserschaft erneut zugenommen haben. Eine deutliche Umsatzsteigerung verbuchte auch der Bereich Fernsehen – vor allem dank der Übernahme von 50 Prozent des Kapitals von SAT.1 Schweiz. Ringier Print blieb im Drittkundenumsatz mit 208.5 Mio. Franken (Vorjahr: 211.1 Mio.) praktisch stabil. 4928 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren Ende 2000 für Ringier weltweit tätig; davon 3229 Personen in der Schweiz.

Börsengang, Weltwoche-Übernahme und dritte Sonntagszeitung

Auf die Frage angesprochen, wann Ringier an die Börse zu gehen gedenke, erklärte Michael Ringier, dass das Medienhaus weiterhin als Familienunternehmen arbeiten wolle. Für das Mutterhaus ansich sehe er keine Option für ein Going public; er könne sich aber vorstellen, Unternehmensteile - wie etwa das Osteuropa-Geschäft - an die Börse zu bringen. Allerdings sei jetzt der Zeitpunkt "nicht optimal". "Ich kann meinen Namen nur einmal ruinieren", so Michael Ringier.

Zu einer möglichen Übernahme der serbelnden Weltwoche meinte Michael Riniger, es gäbe in der Schweiz wohl kaum ein Medienhaus, das sich keine Gedanken zur Weltwoche mache. Jeder der Verlage – so auch Ringier – habe aber davor Respekt, diese Aufgabe zu übernehmen, und so könne er momentan noch keine Antwort geben.

Ganz klar hingegen verneinen konnte er die Frage, ob Ringier Pläne für eine weitere Sonntagszeitung verfolge: "Diesen Job überlasse ich der NZZ. Sollen die sich darüber Gedanken machen, ob die Leser auf ein weiteres Sonntagsblatt gewartet haben". Sollte tatsächlich ein weiteres (hochpositoniertes) Sonntagsblatt auf den Markt kommen, sähe er für den SonntagsBlick keine grössere Gefahr. Sorgen müsste sich seines Erachtens eher die SonntagsZeitung, die in eine Sandwich-Situation geraten könnte.

Blick Online schluckt ZHOL und SonntagsBlick Online

Wie am Dienstag ebenfalls kommuniziert wurde, geht das Internetportal Blick Online mit einem Spezialangebot für den Grossraum Zürich ins Netz. In der Folge wird die heute eigenständige Plattform ZHOL Zürich Online an dem Portal angebunden und tritt ab 23. April neu unter dem Namen CityBlick Zürich in Erscheinung. Das Angebot des CityBlick wird gegenüber ZHOL deutlich gestrafft: Auf nationale Themen soll verzichtet, die Lokalaspekte sollen ausgebaut werden. Das Konzept CityBlick soll zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise auf weitere Städte ausgedehnt werden.

Auch inhaltlich orientiert sich Blick Online neu. Von 8 bis 20 Uhr werden die wichtigsten Meldungen des Tages laufend in knapper Form publiziert. Neue Schwerpunkte bei Blick Online und CityBlick Zürich bilden audiovisuelle Elemente. Ein Reporterteam wird über lokale und nationale Ereignisse im Grossraum Zürich mit Text, Bild, kurzen Videoclips und Ton berichten. Ab dem 23. April ebenfalls integriert wird der Web-Auftritt des SonntagsBlicks.

Das Konzept sieht eine operative Einheit von 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor, davon sind 24 im Journalismus tätig. Als Geschäftsführer und Chefredaktor amtet André Maerz. Die redaktionelle Leitung von Blick Online obliegt Richard Schmidt, diejenige von CityBlick Zürich Urs Padel. Die Verlagsleitung übernimmt ad interim Christine Rennhard. Das Projekt ist finanziell losgelöst vom gedruckten Blick und strebt einen Break-even im Jahre 2003 an.

Jean-Philippe Ceppi verlässt dimanche.ch



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