11.04.2018

Admeira

Ringier und Swisscom sollen 50:50 übernehmen

«Wir sind daran, der SRG ein Übernahme-Angebot zu machen», sagte Ringier-CEO Marc Walder am Mittwoch in Zürich vor den Medien. Der Verlegerverband begrüsst diesen Schritt. Er ist aber der Meinung, dass das SRG-Werbeinventar nicht zwingend weiter von Admeira vermarktet werden sollte.
Admeira: Ringier und Swisscom sollen 50:50 übernehmen
Künftig werden Swisscom und Ringier je 50 Prozent an Admeira halten, wie Marc Walder am Rande der Medienkonferenz gegenüber persoenlich.com sagte. (Bild: Keystone/Walter Bieri)
von Edith Hollenstein

Ringier und Swisscom wollen die Anteile der SRG an der Werbeallianz Admeira übernehmen. Ringier teilte das Vorhaben am Mittwoch im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz in Zürich mit.

«Zusammen mit der Swisscom sind wir daran, der SRG ein Übernahmeangebot zu machen», sagte Ringier-CEO Marc Walder vor den Medien. Die SRG habe ihren Anteil (33,3 Prozent) angeboten. Somit würden Swisscom und Ringier je 50 Prozent der Aktien halten. Derzeit gehe es um den genauen Preis und die Konditionen. Walder betonte dabei, dass die SRG auch nach einem Ausstieg aus dem Aktionariat ihr Inventar weiterhin über Admeira vermarkten wird.

«Destruktive Medienpolitik»

Noch während die Medienkonferenz andauerte, versendete der Verband Schweizer Medien per E-Mail eine Stellungnahme. Darin begrüsst er es, dass die SRG bereit ist, über einen Verkauf ihrer Anteile zu verhandeln. Dies zeige, dass sich die SRG bewusst geworden sei, dass Admeira politisch ein Fehler war. Damit der Verkauf aber nicht «als Taschenspielertrick» wahrgenommen werde, müsse auch über eine neue Lösung der Vermarktung des SRG-Werbeinventars entschieden werden. Das SRG-Inventar solle etwa ausgeschrieben werden, so der VSM.

Diese Forderung erachtet Marc Walder als unrealistisch: «Warum sollte die SRG ihr Inventar ausschreiben? Dafür sehe ich keinen Grund», sagte er gegenüber persoenlich.com. Der VSM missbrauche Admeira, um damit destruktive Medienpolitik zu betreiben. «Besser würde er für einen starken Medienstandort Schweiz sorgen», so Walder.

«Hinter dem Rücken»

Die Situation um Admeira ist verworren. Überraschenderweise ist auch Tamedia an Admeira interessiert, wie Konzernchef Christoph Tonini Mitte März an der Bilanzmedienkonferenz des Konzerns sagte. Allerdings müssten sich vor einer solchen Zusammenarbeit die Emotionen erst etwas abkühlen (persoenlich.com berichtete).

«Dass Tonini das öffentlich gesagt hat, erachte ich als einigermassen zynisch», sagte Walder am Mittwoch vor den Medien. Denn Tamedia habe sich ernsthaft interessiert, den SRG-Anteil zu kaufen. «Wir, die Spitzen von Swisscom, SRG und Ringier, waren mitten in den Verhandlungen mit Tamedia. Dann aber, kurz vor Weihnachten, erfuhren wir aus den Medien, dass Tamedia gleichzeitig hinter unserem Rücken Goldbach ein Kaufangebot gemacht hatte», so Walder. Und weiter: «Das kann man machen, macht man aber eigentlich nicht». Er wisse nicht, wie Tamedia-CEO Christoph Tonini seine Aussage bezüglich künftiger Kooperation mit Admeira gemeint habe.

Tamedia widerspricht

Tamedia will das nicht so stehen lassen, denn das sei falsch: «Ringier und Swisscom wussten während diesen Gesprächen, dass Tamedia in Verhandlung mit Goldbach steht und dass diese kurz vor dem Abschluss stehen», stellt Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer am Mittwochnachmittag gegenüber persoenlich.com klar.

Grundsätzlich gehe es Tamedia darum, die Schweizer Medienhäuser im internationalen Wettbewerb zu stärken. Dazu wäre laut Zimmer eine breite Allianz, eine Branchenlösung für digitale Werbung, am erfolgsversprechendsten. Zimmer: «Diese Überzeugung vertreten wir seit sieben Jahren und wir sind jederzeit zu Gesprächen über eine Branchenlösung bereit, sei es mit den Admeira-Partnern Swisscom und Ringier, anderen Medienhäusern oder interessierten Unternehmen».

Verleger forderten Austritt

Die SRG-Beteiligung an Admeira war seit Beginn des Joint Ventures im April 2016 umstritten. Mit der Allianz wollen Ringier, Swisscom und die SRG besser bestehen gegen ausländische Online-Riesen wie Google, Facebook und Youtube.

Nach Ansicht von nicht beteiligten Medienunternehmen, dem VSM und weiterer Verbände gefährdet die Allianz jedoch die Medienvielfalt in der Schweiz und führt zu ungleich langen Spiessen in der Branche. Sie haben deswegen Beschwerde eingereicht.

Weil die SRG mit dem Urteil nicht zufrieden war – die Beschwerdeführer dürfen laut den Richtern in St. Gallen rechtlich gegen Admeira vorgehen – zog sie es ans Bundesgericht weiter. Dieses entschied Mitte März ebenfalls, dass der Verband Schweizer Medien und neun Medienunternehmen bei der SRG-Beteiligung mitreden dürfen. Danach zeigte sich rasch: Die Verleger beharren auf dem Austritt der SRG aus der Werbeallianz, wobei sie hofften, dass politisch entsprechende Schritte eingeleitet würden (persoenlich.com berichtete).



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