12.01.2018

Weltwoche

Roger Köppel lobt Schawinski-Buch euphorisch

Ungewohnte Zuwendung für den Medienpionier: Sein Buch «No Billag?» wird vom SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Chef als «Geniestreich» gefeiert.
Weltwoche: Roger Köppel lobt Schawinski-Buch euphorisch
Roger Köppel (rechts), hier 2013 zu Gast bei Roger Schawinskis gleichnamiger SRF-Sendung, bezeichnet das Buch «No Billag?» als brillanten Schachzug. (Bild: Screenshot SRF)

Man kann sich seine Kritiker nicht auswählen. Während SRF-Direktor Rudolf Matter Roger Schawinskis Buch «No Billag?» noch nicht gelesen hat, wie er am Donnerstagabend an einem Podium anlässlich des traditionellen Neujahrsempfangs der «Schaffhauser Nachrichten» in Schaffhausen verriet, feiert «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel das heissdiskutierte Taschenbuch als «brillanten Schachzug».

Dies ist umso überraschender, da sich die beiden Topjournalisten seit längerem nicht mehr grün sind und keinen persönlichen Kontakt mehr pflegen: Schawinski hat Köppel aus der erfolgreichen Radio-1-Talkshow «Roger gegen Roger» verbannt, und Köppel hat sich als SVP-Nationalrat als Sympathisant der umstrittenen Initiative, die am 4. März vors Volk kommt, geoutet. Köppel hält das Vorhaben zwar für chancenlos, findet es aber «grossartig», wie er in seinem Editorial in der aktuellen «Weltwoche» schreibt: «Ein paar Jungpolitiker fassen bei einem Bier den Plan, die mächtige SRG aufzuknacken. Sie sammeln Unterschriften für ein Volksbegehren. Die meisten, die Rang und Namen haben, sind dagegen. Trotzdem müssen sich jetzt alle der Diskussion stellen. Am Schluss entscheiden die Bürger. Das gibt es nur in der Schweiz.»

«Herausragendes Ich-Marketing»

Für Köppel ist Schawinskis Werk ein «gut geschriebenes, unterhaltsames und auch kundig argumentierendes Buch, das man «an einer Wirtschaftshochschule als Fallstudie für herausragendes Ich-Marketing verwenden» könne. Schawinski nehme alle Positionen ein, die sich ohne Selbstwiderspruch simultan vertreten lassen würden: Er sei gegen «No Billag», aber er halte es für möglich, dass die Initiative durchkomme. «Scharf kritisiert er die SRG, aber noch schärfer verwahrt er sich dagegen, der SRG den Geldhahn zuzudrehen. Die Genialität des Buchs besteht darin, dass es die SRG verteidigt, indem es sie kritisiert. Das Plädoyer ist als Anklage formuliert, die in einer glühenden Verteidigungsrede gipfelt. Schawinski übertrumpft sich im Quadrat.» Schawinski habe – laut Köppel – «unsterbliche Verdienste als Medienpionier und Radiopirat» erlangt. 

Gutgetimter Präzisionsschuss

Die Streitschrift «No Billag?» ist gemäss dem «Weltwoche»-Chef «ein Meisterstreich des gezielten Generalangriffs, ein gutgetimter Präzisionsschuss, der mehrere Ziele auf einmal trifft. Egal, wie die Volksabstimmung im März herauskommt, Schawinski gehört bereits jetzt auf jeden Fall zu den Gewinnern. Setzen sich die Initianten durch, hat der Medienrebell am lautesten davor gewarnt und den Erfolg vorausgesagt. Siegt die SRG, muss sie ihrem Kritiker Schawinski danken, weil er ihr zum richtigen Zeitpunkt loyal zur Seite stand.» Für Köppel, der vor zwei Jahren als erfolgreichster Parlamentarier aller Zeiten in den Nationalrat gewählt wurde, ist klar: «Mit dieser politischen Zangen-Intervention lässt der Medien-Zampano jeden der Politiker alt aussehen, die sich zu ‹No Billag› äussern.» Sein Fazit: «Schlauer hat sich noch keiner in der No-Billag-Debatte zu Wort gemeldet». Ob es nach dieser Kritik zu einer Annäherung der beiden Rogers kommt, ist der Redaktion nicht bekannt. (ma)


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Kommentare

  • Urs Gugger, 15.01.2018 11:03 Uhr
    Bei Schawinski geht's ja noch. Aber bei Köppel wird's dann definitiv inflationär.
  • Roman Widmer, 13.01.2018 23:19 Uhr
    Das Wort «Brillant» wird zu leichtsinnig angewendet. Einstein war wahrscheinlich brillant. Aber Roger Schawinski? Ich weiss nicht so recht ...
  • Marlene Frick, 12.01.2018 23:19 Uhr
    Oh, Schawinski hier, Köppel da, danke an all die grossen Roschees! Wenn Ihr nur Eure Medienpräsenz haben könnt. Wir alle lechzen ja so danach! Ihr seid ja so gut, und so brillant! Um es kurz zu machen: es braucht frischen Wind, irgendwie. Und die Rogers sollten endlich Platz machen für neue, junge, frische, unverbrauchte Journalistinnen und Journalisten, die mindestens so gut sind wie Ihr. Vielleicht sogar noch besser. Besten Dank!
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