19.11.2017

No Billag

Schweizer Filmschaffende haben Angst

«Wir wären von einer Streichung der Gebühren stark betroffen», sagt Lukas Hobi von Zodiac Pictures. Und Dominic Deville würde sich in der Schweiz nicht mehr wohlfühlen.

Würde die Initiative angenommen, wären nicht nur Radio und Fernsehsender betroffen, sondern auch das schweizerische Musik- und Filmschaffen. 

In einer Umfrage unter Zentralschweizer Kulturschaffenden äussern sich auf zentralplus.ch etwa Lukas Hobi und Reto Schärli, welche mit Zodiac Pictures regelmässig Schweizer Kinofilme produzieren (zuletzt «Die göttliche Ordnung»).

Göttlich Ordnug

«Schweizer Kinofilme wie ‹Achtung, fertig Charlie›, ‹Heidi› oder aktuell auch ‹Die göttliche Ordnung› hätten wir ohne Unterstützung der SRG nicht produzieren können», sagt der Filmproduzent Lukas Hobi. Auch Serien wie der Luzerner «Tatort», «Der Bestatter», «Wilder» oder Fernsehfilme wie «Gotthard» würden nicht mehr produziert. «Das ist Kulturgut. Schweizer Filme sind auch Zeitdokumente», so Hobi. Unter den Filmschaffenden sei eine grosse Angst vorhanden. «Wir wären von einer Streichung der Billag stark betroffen. Wie es weitergehen würde, wäre bei einer Annahme fraglich.»

550’000 Franken und damit 20 Prozent des Budgets von «Die göttliche Ordnung» stammten laut zentralplus aus dem Billag-Topf. «Doch für den Erfolg des Films war nicht nur dieser Betrag wichtig», so Hobi. Das SRF habe auch Werbeblöcke im Gegenwert von mehreren Hunderttausend Franken für die Bewerbung des Kinohits zur Verfügung gestellt. «Ohne Gebührengeld wäre ‹Die göttliche Ordnung› ein Film mit Landschaftsaufnahmen und einigen Requisiten», so der Filmproduzent. Schauspieler, Statisten und Stuntleute hätten nicht bezahlt werden können.

Daneben äussert sich auch Dominic Deville. Der Luzerner Komiker moderiert seit 2016 seine eigene Late-Night-Show auf SRF 1.

«Es gibt Tragischeres für mich», sagt er. Er könne gut und gerne von seinen Bühnenaktivitäten leben. «Viel schlimmer jedoch wäre, dass ich mich in diesem Land nicht mehr wohlfühlen würde. Was schaffen wir als Nächstes ab? Bildungssteuer? Krankenhäuser? Ich würde mich zum ersten Mal wirklich schämen, Schweizer zu sein», so Deville.

Seine Ablehnung der No-Billag-Initiative habe nichts damit zu tun, dass er für SRF tätig ist. «Sondern dass ich gerne unabhängig informiert werde.» Er habe bereits vor «Deville Late Night» eine Karriere gehabt, sagt der Komiker. (eh)

 

 



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