20.12.2017

Ringier

Schwere Vorwürfe gegen Werner De Schepper

Werner De Schepper, Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» und früherer «Blick»-Chef, soll über längere Zeit Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben. Dies schreibt der «Tages-Anzeiger» am Mittwoch.
Ringier: Schwere Vorwürfe gegen Werner De Schepper
#MeToo erreicht die Schweizer Medienbranche: Werner De Schepper. (Bild: Keystone/Christian Beutler)
von Edith Hollenstein

Nach dem Fall Harvey Weinstein ist mit #MeToo eine Bewegung entstanden, die weltweit Fälle von sexueller Belästigung aufdeckt. In der Schweiz musste erst am Sonntag CVP-Nationalrat Yannick Buttet zurücktreten. Ihm wurden Stalking und sexuelle Belästigung zur Last gelegt, und schliesslich hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen des Verdachts auf Nötigung eingeleitet. Ringier, das Medienhaus, das mit «Le Temps» und «Blick» an vorderster Front über den Fall Buttet berichtete, steht nun selbst im Fokus.

An Po, Beinen oder Brust berührt

Werner De Schepper, Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten», steht unter Verdacht, über längere Zeit Mitarbeiterinnen sexuell belästigt zu haben. Der «Tages-Anzeiger» berichtet am Mittwoch prominent über «Tööpeleien», sexistische Sprüche und abwertende Übernamen für Mitarbeiterinnen. Auch wenn niemand mit Namen hinsteht, die Autoren Michèle Binswanger und Mario Stäuble veröffentlichten ihre ausführliche Recherche, weil «die Vorwürfe zahlreich und durch eine Vielzahl von Aussagen abgestützt sind», wie sie in einem gemeinsam verfassten Kommentar schreiben.

Laut «Tages-Anzeiger» berichten zwölf Quellen von Vorfällen, in denen De Schepper Mitarbeiterinnen bedrängt und berührt haben soll, an Po, Beinen oder Brust, am Arbeitsplatz, im Lift, an Firmenfesten, im öffentlichen Raum, teilweise bezeugt von Dritten. Mehrmals soll es zu ungewollten Küssen gekommen sein. «Manche Frauen beklagten die Doppelmoral des Katholiken De Schepper», heisst es im ausführlichen Artikel. Übergriffe, die strafrechtliche Folgen hatten, seien keine bekannt.

De Schepper will sich dazu nicht äussern. Weder im Tagi, noch am Mittwochvormittag auf Anfrage von persoenlich.com.

Keine Beschwerden bei Ringier

In einer Stellungnahme hält Ringier auf Anfrage von persoenlich.com fest: «Grenzüberschreitendes Verhalten verbaler und körperlicher Art wird bei der Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz nicht toleriert. Bei anonymen Anschuldigungen, die von dritter Seite an uns herangetragen werden, fehlt uns jedoch die Grundlage, Massnahmen zu ergreifen».

Gegenüber De Schepper würden keine Beschwerden in den Personalakten vorliegen. «Sollten Mitarbeiterinnen grenzüberschreitendes Verhalten verbaler und körperlicher Art nicht gemeldet haben, so bedauern wir dies», so Sprecherin Danja Spring.

De Schepper ist seit März 2015 Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» (persoenlich.com berichtete). Vorher war er «Blick»-Chefredaktor, dann Chefredaktor von TeleBärn sowie stellvertretender Chefredaktor der «Aargauer Zeitung». 



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Kommentare

  • Oliver Huber, 09.03.2018 15:00 Uhr
    Ist diese Geschichte erfolgreich totgeschwiegen und im Sand verlaufen?
  • Armin Keusch-Walter, 02.01.2018 11:14 Uhr
    Den Badener Selfie-Fotografen Geri Müller nannte der "Blick" wochenlang "Grüsel-Geri". Was ist dann Herr De Schepper, nur ein "Glüschteler"?
  • John Maurer, 23.12.2017 10:05 Uhr
    Bei Herrn De Schepper gilt natürlich die Unschuldsvermutung im Gegensatz zu andern missliebigen Politikern. Typisch für unsere Schmudelmedien.
  • Victor Brunner, 22.12.2017 15:22 Uhr
    "fehlt uns jedoch die Grundlage, Massnahmen zu ergreifen». Peinlich diese Aussagen von Ringier und den Zeilenschreiber von BLICK. Buttet haben sie gejagt wie einen roten Hund. Ein Lastwagenfahrer der einen Fehler gemacht hat ist ein Depp und wird goss zur S.. gemacht. WdS kommt nicht vor, trotz relativ genauen Anschuldigungen, Verhalten ähnlich wie Buttet und Blick schweigt, nach dem Motto, was wir bei einem NR nicht tolerieren, tolerieren wir bei einem Kollegen der im gleichen Haus angestellt ist!
  • Marianne Loosli-Widmer, 22.12.2017 11:44 Uhr
    und natürlich ist Heuchler de Schepper - wie soviel andere Frommen und Scheinheiligen - im Unterstützungskomitee der Wiedergutmachungsinitiative und "seine" Schweizer Illustrierte berichtete über den Anlass im Kulturkasino Bern - dabei sind wir - die weiblichen Betroffenen von Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen - Opfer der christlichen resp. abrahamitischen Sexualmoral - sexuelle gender apartheid: Vielweiberei für die Männer - Frauen andererseits wird das MENSCHENRECHT, über ihren eigenen Körper bestimmen zu können, verweigert Marianne Loosli-Widmer FSZM Betroffene
  • Jean-Claude Plüss, 21.12.2017 11:39 Uhr
    Pikant an der Geschichte....u.A. auch während und nach Redaktionssitzungen an welchen Kolleginnen und Kollegen teilnahmen und die mitbekommen haben, dass da "Dinge" passieren, die ein absolutes "no go" sind wurde geschwiegen. Keiner hat wohl die Stimme erhoben. #metoo erhält eine neue Bedeutung? Ein Co-Leiter einer bekannten Medienmarke stranguliert mit einem solchen Verhalten die Glaubwürdigkeit seiner Person sowie der Zeitschrift und muss sich die Frage stellen ob er in seiner Publikation inhaltlich weiterhin und nun anfechtbar den moralischen Mahnfinger erheben möchte?
  • Oliver Brunner, 21.12.2017 09:58 Uhr
    @Schaad: Wenn keiner persönlich hinsteht und den Vorwurf konkretisiert und keine Anzeige besteht, wird es schwierig. Dann ist so ziemlich jedes Gerücht "wahr" und kann ohne Grundlage verunglimpft werden. Ich bin nicht aus dem Medienkuchen und kenne die Geschichten die Ginger L. anführt nicht. Aber aus Prinzip: Wenn keiner hinsteht und keiner klagt, ist es vor allem hearsay und reicht nicht für eine Medienanklage mit grossem Bild...
  • Christian Schaad, 21.12.2017 08:59 Uhr
    Herr Brunner, ähm, äxgüsi - sind Sie tatsächlich der Meinung, dass "nichts Relevantes" passiert ist, nur weil die Sache nicht im Gerichtssaal geendet hat? Das Verhalten eines Vorgesetzten ist mit Sicherheit relevant. Anstand, Achtung, Respekt, Grenzen: alles in höchstem Masse relevant!
  • Ginger Leonhard, 20.12.2017 22:52 Uhr
    „…über Jahre hinweg Frauen bedrängt und ungefragt berührt“. Genau und seit Jahren war dies im Medienkuchen bekannt. Für gute Unterhaltung haben die Geschichten vom „Fummel-Flame“ an Medienanlässen immer gesorgt. Aber warum hat damals niemand darüber geschrieben? Es ist einfach im nach hinein den Moralapostel zu spielen und sich darüber zu empören. Dies ist genau so unter der Gürtellinie wie das Handeln von De Schepper. „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein …“.
  • Alexander Müller, 20.12.2017 21:57 Uhr
    Interessant wie die Medien über die Sache berichten, nämlich kaum. Der Blick, der wochenlang exlusiv negativ über Yannick Buttet berichtet hat, verliert kein einziges Wort über Werner De Schepper. Andere Schweizer Massenmedien tun es dem Blick gleich und der Tagesanzeiger versteckt seinen Artikel zur Sache hinter einer paywall.
  • Oliver Brunner, 20.12.2017 16:07 Uhr
    "Auch wenn niemand mit Namen hinsteht" und "Übergriffe, die strafrechtliche Folgen hatten, seien keine bekannt." d.h. doch, es ist nichts Relevantes passiert, aber wir machen mal ein Kollegen-Bashing. Es werden sicher viele Journalisten nachtreten. Frohe Festtage.
  • Nico Herger, 20.12.2017 13:46 Uhr
    Seine grüne Partnerin hat bestimmt mehr Verständnis für ihn als für andere, Nichtlinke.
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