22.09.2021

SwissMediaForum

Simonetta Sommaruga eröffnet den Medienkongress

«Ich finde die Arbeit, die Sie alle machen, für unser Land zentral», so die Medienministerin am Mittwochabend im KKL Luzern. In ihrer Eröffnungsrede sprach Sommaruga hauptsächlich über die Folgen der sogenannten «Plattformisierung».
SwissMediaForum: Simonetta Sommaruga eröffnet den Medienkongress
«Immer mehr Leute informieren sich nicht via Zeitungen oder auf den Webseiten der Medienhäuser, sondern via Plattformen wie Facebook», so Bundesrätin Simonetta Sommaruga am SwissMediaForum. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
von Christian Beck

Das Gipfeltreffen der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche hat begonnen. Am Mittwochabend eröffnete Bundesrätin Simonetta Sommaruga im KKL Luzern das 10. SwissMediaForum.

Sie habe sich lange überlegt, was sie für diesen Anlass anziehen soll. «In den letzten Tagen ist die Messlatte ja ständig höher gelegt worden. Zuerst mein Kollege mit dem Trychlerhemd, dann Alexandria Ocasio-Cortez mit dem Tax-the-rich-Kleid», so Sommaruga einleitend. Sie müsse aber gestehen: Ihr Kleiderschrank könne da nicht mithalten.

«Doch lassen wir die Modetrends sein und wenden wir uns einem Megatrend in Ihrer Branche zu – und damit meine ich jetzt nicht das Comeback von UKW», witzelte die Bundesrätin. Stattdessen sprach Sommaruga über die sogenannte «Plattformisierung». Immer mehr Leute würden sich via Plattformen wie Facebook und Co informieren. «Man geht auf Instagram oder Facebook – und liest dort einen Artikel der Aargauer Zeitung.»

Dadurch würden Medienmarken leiden, die Leserbindung nehme ab. Zudem würden immer mehr Werbegelder zu den Tech-Giganten fliessen. «Die Folgen sind klar: Wo weniger Geld vorhanden ist, werden Redaktionen verkleinert und Zeitungen zusammengelegt», sagte Sommaruga. Die Bevölkerung wiederum bezahle in einer neuen Währung – den persönlichen Daten.

Fehlende Transparenz

Es komme hinzu, dass Plattformen – wie die traditionellen Medien auch – die Wahrnehmung der Welt prägen würden. «Nur weiss niemand so genau, nach welchen Kriterien die Plattformen dabei vorgehen», gab die Medienministerin zu bedenken. «Wenn Sie die NZZ oder die WoZ abonnieren oder früher die ‹Tagwacht›, dann wissen Sie, von welchem Standpunkt aus die Welt betrachtet wird und Informationen verarbeitet werden. Bei den Plattformen fehlt diese Form von Transparenz.»

Auch werde durch die Plattformisierung die Wächterrolle der Medien geschwächt. «Politikerinnen und Politiker sind – wenn sie dies wollen – nicht mehr im selben Masse auf die Medien angewiesen, um die Menschen zu erreichen», so Sommaruga. Wer also der Auseinandersetzung mit den Medien aus dem Weg gehen möchte, könne sich direkt an die Bevölkerung richten – ohne Widerspruch, ohne Einordnung und Überprüfung der Botschaft durch die Medien.

«Kein Zaubertrank»

«Diese Schwächung der einheimischen Medien kann sich eine direkte Demokratie wie die Schweiz auf die Dauer nicht leisten», sagte Sommaruga weiter. Die Plattformisierung lasse sich aber nicht aufhalten. Daher müssten die Voraussetzungen für einen starken und geeinten Medienplatz Schweiz geschaffen werden. «Anders als die Gallier haben wir keinen Zaubertrank. Wir können aber das machen, was uns in der Schweiz immer ausgemacht hat: Wir können zusammenarbeiten», so die Bundesrätin. Deshalb habe sie vor Kurzem zu einem Mediendialog eingeladen, um Lösungen zu erarbeiten (persoenlich.com berichtete).

Zum Schluss ihrer Rede plädierte Simonetta Sommaruga noch für Ja zum Medienpaket. «Bei einem Nein droht sich die Situation für die unabhängigen Schweizer Medien weiter zu verschärfen. Immer mehr Zeitungen verschwinden, die Meinungsvielfalt nimmt ab. Das Risiko steigt, dass über einzelne Regionen in den Medien kaum mehr berichtet wird.» Sie bedankte sich im Namen des Bundesrats bei den Anwesenden im Saal: «Ich finde die Medien wichtig, und ich finde die Arbeit, die Sie alle machen, für unser Land zentral.»

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Nach Sommarugas Eröffnungsrede vertiefte Moderatorin Maria Victoria Haas zusammen mit der Uvek-Vorsteherin einige der angesprochenen Themen. Danach startete das Mediendinner mit anschliessendem Barbetrieb und Live-Musik. Das SwissMediaForum dauert bis am Donnerstagabend. Erwartet werden rund 250 Teilnehmende. «Diese Zahl ist unter den aktuellen Umständen optimal, es wird nirgends zu eng», sagte Initiant Patrik Müller in einem persoenlich.com-Interview.



persoenlich.com ist im KKL Luzern vor Ort und berichtet.



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Kommentare

  • Victor Brunner, 23.09.2021 08:33 Uhr
    Sommaruga: "«Ich finde die Arbeit, die Sie alle machen, für unser Land zentral». Meint sie die Verleger die über Jahrzehnte wegen den fetten Werbeeinnahmen geschlafen haben, nun die Meinungsvielfalt eindampfen und noch Sozialhilfe von den SteuerzahlerInnen wollen?
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