11.01.2017

Dreikönigstagung

So führt Pietro Supino den Verband durchs 2017

Seine erste Rede als Verlegerpräsident lässt aufhorchen. Pietro Supino erwartet ein «grauenhaftes» Jahr 2017. Die Branche müsse das «savoir faire» pflegen und das Zeitalter des Postfaktischen als Chance sehen. Die SRG kritisiert Supino weiterhin scharf.
Dreikönigstagung: So führt Pietro Supino den Verband durchs 2017
Pietro Supino illustrierte seine Rede an der Dreikönigstagung mit Illustrationen von Felix Schaad.
von Edith Hollenstein

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Der Verband Schweizer Medien ist bislang nicht als besonders innovativ oder gar pionierhaft aufgefallen. Etwas weniger bewahrend als in den vergangenen Jahren dürfte es aber unter dem neuen Präsidenten weitergehen. Denn Pietro Supino machte am Dienstag bei der Dreikönigstagung zwar klar, dass er weiter für die Werbebeschränkungen der SRG kämpfen will, genauso wie für die Weiterführung der indirekten Presseförderung durch die Zustellverbilligung der Zeitungen. Er betonte aber auch die Chancen der Digitalisierung.

Die Aufmerksamkeit der Teilnehmer im Zürcher World Trade Center holte Supino sich gleich zu Beginn: «Machen wir uns nichts vor – die Werbemarktentwicklung im letzten Jahr war grauenhaft und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass 2017 ein gemütlicheres Medienjahr werden wird.»

Neue Fähigkeiten sind nötig

Im Folgenden sprach Supino über Perspektiven, denn es bringe nichts, der Vergangenheit nachzutrauern und «uns selber unter Heimatschutz zu stellen». Als Chance nannte der Tamedia-Verleger zum Ersten die Tatsache, dass man von Start-ups lernen könne. Eine «offene und proaktive Geisteshaltung» sei der erste und wichtigste Erfolgsfaktor. Zum Zweiten sprach er vom «savoir faire». «Da ist die Branche herausgefordert». Ob bei datenjournalistischen Recherchen, bei digitalen Werbekonzepten oder beim Verkauf digitaler Abos – überall seien neue Fähigkeiten gefragt. Dieses Know-how werde «zum Glück» an den Fachhochschulen und Universitäten vermittelt und solle nun mit dem neuen Lehrstuhl für Medientechnologie zusätzlich gestärkt werden.

Professioneller Journalismus als Chance

Eine weitere wichtige Chance sieht Supino in der derzeit vieldiskutierten Entwicklung des «Postfaktischen». «Dieses Problem gab es immer schon», so Supino. Manche Medienmarken hielten ihre klare politische Vorstellung und damit ihren ideologischen Blickwinkel für ein Qualitätsmerkmal. Dem sei nicht so, denn das Narrativ sei weltanschaulich verortet.

«Professioneller Journalismus orientiert sich an Fehlerfreiheit sowie an Wahrheit im Sinne, dass keine relevanten Fakten weggelassen werden. Er hat nicht das Ziel, Meinungen zu machen, sondern die Bildung verschiedener Meinungen zu ermöglichen.» Diese journalistische Haltung sei zu pflegen, denn es sei im Zeitalter des Postfaktischen ein Alleinstellungsmerkmal.

Schliesslich zählte Supino die Verbandsziele für das neue Jahr auf, darunter Forderungen an die Post bezüglich pünktlicher Zustellung der Zeitungen sowie einer «transparenten Grenzkostenrechnung». Ein zweites Ziel betrifft die SRG. Sie solle sich auf ihren Auftrag konzentieren und die «Kommerzialisierung ihres Angebots beschränken».



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