06.05.2018

Skandal um Baukartell

Sonntagspresse kritisiert Lebrument und Masüger scharf

Als «Heizer aus dem Unterland» wurden die «Republik»-Journalisten in der «Südostschweiz» bezeichnet. Kumpanei und Lokalpatriotismus zähle offenbar mehr als guter Journalimsus, schreibt nun die NZZaS.
Skandal um Baukartell: Sonntagspresse kritisiert Lebrument und Masüger scharf
Somedia-CEO Andrea Masüger sowie Verleger Hanspeter Lebrument an einer Medienkonferenz im Jahr 2006. (Bild: Keystone/Alessandro Della Bella)
von Michèle Widmer

Die vierteilige Serie der «Republik» zum Baukartell in Graubünden sorgt heftig für Wirbel. Politisch gesehen unter anderem, weil Andreas Felix, Geschäftsführer des Graubündnerischen Baumeisterverbandes nach der Berichterstattung seine Regierungsratskandidatur zurückzog. In der Schweizer Medienbranche empörten sich viele darüber, dass vor der «Republik» bereits andere Medien über die Vorgänge in Graubünden berichtete hatten – so auch die «NZZ am Sonntag».

Auch die Bündner Tageszeitung «Südostschweiz» berichtete seit Jahren über den Skandal. Verleger Hanspeter Lebrument sowie CEO Andrea Masüger kritisierten Mitte Woche die Berichterstattung der «Republik» in zwei Kommentaren heftig. «Die Heizer aus dem Unterland», so Masüger, hätten kalten Kaffee aufgewärmt. Lebrument schrieb, die Journalisten und die Wettbewerbskommission (Weko) hätten Graubünden zu einem Gaunerstaat erklärt.

«Kumpanei, Lokalpatriotismus und Geld»

In der Sonntagspresse stösst die Kritik des Verlegers aus Graubünden auf Gegenkritik. «Die Story der ‹Republik› war tatsächlich kein Primeur. Aber es war ein hervorragendes Recherchestück mit neuen Informationen», schreibt die NZZaS in der aktuellen Ausgabe. Doch für journalistische Qualität hätten die zwei Medienleute aus Chur offenbar weniger übrig als für die Freunde der heimischen Bau- und Politbranche und für das Postkartenimage ihres Kantons. Wundere sich da noch einer über den angeschlagenen Ruf der Medien?, fragt die Zeitung. Und weiter: «Kumpanei, Lokalpatriotismus, Geld oder was auch immer zählt offensichtlich mehr als das, was ein Medienhaus bieten sollte: guten Journalismus.»

Auch die «SonntagsZeitung» (Artikel online nicht verfügbar) widmet sich in der Medienkolumne diesem Thema. Dort entgegnet man Masüger mit dem aktuellen Urteil eines Richters in Bellinzona: «Es ist besser, wenn ein Wachhund zu viel bellt, als dass er überhaupt nicht bellt.» (wid)



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