20.09.2016

Medienqualitätsrating

«Tamedia und der VSM waren skeptisch»

Weil sich einige Medienhäuser quer legten, konnten Andreas Durisch und das Forscherteam ihre Untersuchung nicht vollständig durchführen.
Medienqualitätsrating: «Tamedia und der VSM waren skeptisch»
Andreas Durisch und die drei Forscher Diana Ingenhoff, Mark Eisenegger und Vinzenz Wyss mit den Q-Trophäen. (Bild: zVg)
von Edith Hollenstein

Herr Durisch, Ihr erstes Qualitätsrating ist erschienen. Sind Sie zufrieden?
Erstmals gibt es ein zweistufiges Qualitätsrating für 43 reichweitenstarke Informationsmedien der Schweiz. Speziell daran ist, dass nicht nur die Berichterstattungsqualität wissenschaftlich gemessen wird, sondern ebenso die Qualitätswahrnehmung beim Publikum.

Was heisst das?
Sehr spannend sind die Detailresultate, etwa die Unterschiede zwischen Basler Zeitung und Luzerner Zeitung oder die unterschiedliche Bewertung bezüglich Relevanz und Professionalität von NZZ und Tages-Anzeiger. Das Rating befeuert bestimmt die Qualitätsdebatte. Das MQR ist übrigens nicht mein Rating, es wird vom Stifterverein Medienqualität Schweiz herausgegeben und wurde von drei Hochschulinstituten entwickelt und durchgeführt.

Ihre Studie ist aber unvollständig. Es fehlt der dritte Teil. Warum braucht es diesen überhaupt? 
Bei dritten Teil geht es um die internen Qualitätssicherungsprozesse der Medienhäuser. Die Beurteilung der Qualitätssicherung können wir nur vornehmen, wenn uns die Medien Einblick gewähren und unsere Checklisten beantworten. Dazu waren nicht alle Verlage bereit.

Es gab Probleme, weil Tamedia und der Verband Schweizer Medien nicht kooperieren wollten.
Ja vor allem Tamedia und VSM zeigten sich skeptisch gegenüber einem unabhängigen externen Rating, aber auch Ringier. Mit dem Verband haben wir erste Gespräche geführt, die gehen jetzt hoffentlich weiter. Wir sind offen für den Austausch.

Wann wird dieser dritte Teil nachgeliefert werden?
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Untersuchung im nächsten Jahr zu Ende zu bringen und die Resultate noch im 2017 veröffentlichen zu können.

Wird das MQR künftig das Jahrbuch des Fög ablösen? 
Sicher nicht. - Das Jahrbuch legt den Fokus auf die langfristigen Entwicklungsdynamiken zur Medienqualität und setzt diese mit strukturellen Einflussfaktoren in Verbindung. Beim MQR steht die Qualitätsperformance der einzelnen Titel oder Sendegefässe im Berichtsjahr im Zentrum.

Sie planen dieses Ranking im 2-Jahres-Rhythmus vorlegen zu können. Wie viel Geld ist dafür nötig?
Für die Erstausgabe hatten wir ein Budget von rund 450‘000 Franken. Deshalb mussten wir die Anzahl Titel beschränken, es fehlen Tageszeitungen wie Der Bund oder das St. Galler Tagblatt, aber auch wichtige private Radio- und TV-Sender sowie die Tessiner Medien. Diese möchten wir in der nächsten Ausgabe ebenfalls raten können.

Steht das Projekt nicht auch im Wettbewerb mit dem Fög, vor allem wenn es um die Akquise von Geldgebern geht?
Hoffentlich nicht. Das MQR ist eine Ergänzung zum Jahrbuch, und wir könnten ohne die Grundlagenarbeit des foeg in diesem Bereich unser Rating nicht durchführen.

Was passiert mit den Q-Trophäen? Werden Sie persönlich die Redaktionen besuchen, um diese zu überreichen?
Genau, das werden wir tun.

 



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Kommentare

  • Peter Eberhard, 20.09.2016 09:26 Uhr
    Interessant. Ausgerechnet die Titel von Ringier und Tamedia, die im Austeilen am "stärksten" sind, verweigern in eigener Sache den Blick hinter die Kulissen.
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