25.02.2017

USA

Trump geht nicht an Korrespondenten-Dinner

Einen Tag nachdem der US-Präsident mit dem Ausschluss vereinzelter Medien vom täglichen Pressebriefing im Weissen Haus für Empörung sorgte, sagte er die Teilnahme an einer traditionellen Gala ab.
USA: Trump geht nicht an Korrespondenten-Dinner
Von der Pressekonferenz im Weissen aus ausgeschlossene Journalisten. (Bild: Keystone)

US-Präsident Donald Trump hat seine Teilnahme am traditionellen Dinner der Korrespondenten im Weissen Haus abgesagt. Trump gab seine Entscheidung, die mit einer langen Tradition von US-Präsidenten bricht, am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter bekannt. Einen Grund nannte er nicht.

«Bitte richtet allen gute Wünsche aus und habt einen tollen Abend», schrieb er. Trumps Mitteilung kam angesichts seiner unablässigen Attacken gegen die Medien nicht sehr überraschend. Mehrere Medien sollen vor diesem Hintergrund selber erwogen haben, der diesjährigen Gala fernzubleiben.

Die Vereinigung der Korrespondenten im Weissen Haus erklärte, sie halte an der Veranstaltung fest. Sie organisiert das Dinner mit dem amtierenden Präsidenten als Ehrengast Jahr für Jahr, die Tradition reicht bis 1921 zurück. Der Präsident der Korrespondenten-Vereinigung, Jeff Mason, erklärte, bei dem Gala-Dinner sollten «der Erste Verfassungszusatz und die bedeutende Rolle unabhängiger Nachrichtenmedien in einer gesunden Republik» gefeiert werden.

Zudem sollten «einige der besten Beiträge des politischen Journalismus aus dem vergangenen Jahr und die vielversprechenden Studenten gewürdigt werden, die die nächste Generation unseres Berufes repräsentieren». Die Vereinigung vergibt jedes Jahr eine Reihe von Stipendien an Journalismusstudenten.

«Feinde des Volkes»

Die Galaveranstaltung findet am 29. April statt, im Mittelpunkt steht in der Regel eine launige Rede des jeweiligen US-Präsidenten, in der er die Medien, andere Politiker und zumeist auch sich selber aufspiesst.

Der Streit der US-Regierung mit kritischen Medien war in den vergangenen Tagen eskaliert. Am Freitag wurde das tägliche Pressebriefing im Weissen Haus kurzerhand auf eine kleine Fragerunde mit ausgewählten Medienvertretern begrenzt.

Renommierte Medienhäuser wie die «New York Times», «Politico» oder der Sender CNN blieben aussen vor. Auch die «Los Angeles Times» und weitere Medien sollen ausgeschlossen worden sein. Andere Journalisten berichteten, sie seien nur unter Protest zugelassen worden. Der Ausschluss stiess in der Branche auf scharf Kritik. Die Nachrichtenagentur AP und das «Time»-Magazin boykottierten die Fragerunde aus Solidarität mit ihren Kollegen.

Noch nie gegeben

Der Präsident der White House Correspondents' Association (WHCA), Jeff Mason von der Nachrichtenagentur Reuters, legte im Namen des Verbandes Protest ein. «So etwas hat es im Weissen Haus in unserer langen Geschichte der Berichterstattung über viele Regierungen verschiedener Parteien noch nie gegeben», erklärte der Chefredaktor der 1851 gegründeten «New York Times», Dean Baquet. CNN nannte den Vorgang auf Twitter inakzeptabel: «Offenbar ist das die Art wie sie zurückschlagen, wenn man über Fakten berichtet, die ihnen nicht gefallen.»

Trump schmähte Journalisten vor und nach seinem Wahlsieg immer wieder als «unehrlich» und warf ihnen wiederholt vor, gefälschte Nachrichten zu verbreiten. Zuletzt hatte er seinen Ton noch einmal verschärft und Medien seines Landes als «Feinde des Volkes» bezeichnet. (sda/afp/reu/dpa/wid) 


Das Verhältnis von Donald Trump und den Medien war Thema in der «Arena» vom Freitag. Lesen Sie dazu die TV-Kritik.



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240419