27.05.2017

Somedia

Undurchsichtige Olympia-Berichterstattung

Hanspeter Lebrument kassiert eine Rüge vom Presserat: Die «Davoser Zeitung» publizierte vor der Abstimmung vom Februar bezahlte Pro-Olympia-Inhalte, ohne sie als solche zu kennzeichnen. Zudem sei eine Interviewserie mutmasslich gesponsert gewesen.
Somedia: Undurchsichtige Olympia-Berichterstattung
Die bezahlte Beilage wurde nicht korrekt gekennzeichnet. (Bild: SRF/Michael Breu)

Der Schweizer Presserat rügt die «Davoser Zeitung», vor der kantonalen Olympia-Abstimmung im Februar grundlegende Transparenz-Regeln für Inserate und bezahlte Texte verletzt zu haben.

Die Zeitung publizierte bezahlte Pro-Olympia-Inhalte, ohne sie als solche zu kennzeichnen. Die «Davoser Zeitung» habe Inserate zu einer Interviewserie zur Olympia-Abstimmung nicht als Werbung deklariert, teilte der Presserat am Freitag mit.

Damit habe die zum Somedia-Konzern von alt Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument (vgl. Bild unten) gehörende Zeitung den Journalistenkodex verletzt.

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Zudem sei die Interviewserie mutmasslich gesponsert gewesen. Auch eine bezahlte mehrseitige Beilage zur Abstimmung sei nicht als bezahlter Inhalt gekennzeichnet und vom Leser als solches erkennbar gewesen. Interviews wie Beilage machten laut dem Presserat im Gegenteil den Anschein, redaktionell verantwortet zu sein.

Beide Presseprodukte wie auch die Inserate befürworteten eine Olympia-Kandidatur Graubündens oder warben direkt dafür.

Gegen zwei Richtlinien des Journalistenkodex verstossen

Mit ihrem Vorgehen verstiess die «Davoser Zeitung» laut dem Presserat gegen zwei Richtlinien des Journalistenkodex. Demnach verletzte sie das Gebot, redaktionelle Beiträge und Werbung klar zu trennen und gesponserte Berichte transparent zu machen.

Zudem habe die Zeitung mutmasslich gegen das Verbot verstossen, bezahlte Werbung als Gegenleistung mit redaktionellen Beiträgen zu koppeln.

Mit seinem Entscheid gibt der Presserat einer Beschwerde zweier Bündner Politiker und Olympia-Gegner teilweise recht. Hingegen weist er den Vorwurf ab, die «Davoser Zeitung» habe gegen das Gebot des Meinungspluralismus verstossen. Die Zeitung habe zahlreiche olympiakritische Artikel und Leserbriefe veröffentlicht und damit der Abbildung der Meinungsvielfalt genüge getan.

Die Bündner Stimmberechtigten befanden am 12. Februar über einen Kredit für eine Olympiakandidatur des Bergkantons. Im Kern ging es um die Frage, ob sich Graubünden um die olympischen Winterspiele 2026 bewerben solle. Die Befürworter mussten eine schwere Schlappe einstecken. 60 Prozent der Abstimmenden sprachen sich gegen die Spiele aus. (sda/eh)

Details zum Thema und ein PDF der Sonderbeilage sind auf srf.ch zu finden. 

Bild Hanspeter Lebrument: Keystone




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