13.02.2016

L'Officiel

«Unsere Werbeumsätze legen deutlich zu»

Nach FAZ, NZZ und «Tages-Anzeiger» eine Modezeitschrift: persoenlich.com hat mit Tobias Trevisan über sein neues Projekt gesprochen.
L'Officiel: «Unsere Werbeumsätze legen deutlich zu»
von Lucienne Vaudan

Herr Trevisan, Sie führten über viele Jahre die Geschäfte der FAZ. Sie waren Verlagsleiter der NZZ, wo Sie die «NZZ am Sonntag» lanciert haben und vorher vom «Tages-Anzeiger» und der «Sonntagszeitung. Seit einem Jahr nun sind sie Verwaltungsratspräsident der Blond Publishing AG, die das Fashionmagazin «L’Officiel» herausbringt. Wie sind Sie in der Modebranche gelandet? 
Auch wenn ich Freude an Mode habe, war es doch mehr meine Erfahrung in der Verlagsbranche, die mich zu «L’Officiel» gebracht hat. Wie ich bei meiner Rückkehr aus Deutschland angekündigt habe, konzentriere ich mich heute auf unternehmerische und auf strategische Aufgaben. Bei «L’Officiel» hat sich mir die Möglichkeit geboten, als Investor in ein vielversprechendes Projekt einzusteigen und als Präsident des Verwaltungsrats die Geschicke des Unternehmens mitzugestalten. Das operative Geschäft überlasse ich aber meinen Mitgesellschaftern Sandra Bauknecht, Stefan Behmer und Oliver Burger.

«L’Officiel» ist nicht gerade ein Schnäppchen am Zeitungskiosk. Ausserdem ist die ausländische Konkurrenz stark. Wie laufen die Geschäfte?
Der ausgezeichnete Ruf unserer Lizenzgeberin in Paris hat viel dazu beigetragen, dass sich «L’Officiel» sehr schnell als das Schweizer Modemagazin mit internationalem Flair etablieren konnte. Vor allem im Anzeigengeschäft, welches bei einem Fashionmagazin traditionell den wesentlichen Umsatzanteil ausmacht, stösst unsere einzigartige Positionierung auf grosses Interesse. Wir freuen uns, dass wir die Gewinnzone bereits im zweiten Jahr erreichen und im ersten Quartal des laufenden Jahres die Anzeigenerlöse erneut um 25 Prozenzt steigern konnten. Auch die verbreitete Auflage steigt stetig und erreicht bald die für dieses Marktsegment magische Grenze von 10'000 Exemplaren. Damit dürfen wir uns im Schweizer Pressemarkt zu den wenigen erfolgreichen Neulancierungen der jüngeren Zeit zählen. 

2013 lautete das Ziel von «L’Officiel», 2016 eine Wemf-beglaubigte Auflage von 20'000 verkauften Exemplaren zu erreichen. Ist dieses Ziel ausser Reichweite gelangt?
Bitte vergessen Sie nicht, dass wir noch keine zwei Jahre im Markt sind. Wir sind auf gutem Weg, uns im Verlauf dieses Jahres dieser Zielmarke anzunähern. Die Auflage 2016 wird aber erst im nächsten Jahr beglaubigt.

Welche Verkaufskanäle nutzen Sie?
Wir setzen rund je 40 Prozent am Kiosk und an Abonnenten sowie 20 Prozent an Geschäftskunden ab. 

Wie gross ist das Mitarbeiterteam?
Wir beschäftigen zurzeit rund zehn Mitarbeiter. Mit diesem kleinen Team bringen wir zehn Hauptausgaben und jeweils zwei Ausgaben von «L’Officiel Hommes», «L’Officiel Voyage» und «L’Officiel Art» in einer deutsch- und einer französischsprachigen Ausgabe heraus. Das ist schon sehr beeindruckend.

Der Modezeitschriften-Markt scheint gesättigt, der Zeitschriftenmarkt ganz allgemein kränkelt. Was macht «L’Officiel» anders, was bietet es den Lesern zusätzlich? Was den Werbekunden?
Aus meiner Sicht verfügt «L’Officiel» über ein paar wesentliche Stärken. Dazu zähle ich das unternehmerische Denken und Handeln meiner Mitgesellschafter. Sie sind mit grösster Leidenschaft dabei, stellen an sich und ihre Kollegen höchste Anforderungen und arbeiten extrem kosteneffizient. Die konsequente Konzentration auf unsere Kernthemen und auf die Anzeigensegmente, die zu unserer hochwertigen Positionierung passen, kommen bei den Lesern, aber auch bei unseren Inserenten sehr gut an.

Was verstehen Sie unter «extrem kosteneffizientem» Arbeiten?
Meine Partner scheuen keinen persönlichen Aufwand, um «L’Officiel» zum Erfolg zu führen. Jeder ist bereit, noch schnell selbst Hand anzulegen, um dadurch die Kostenstruktur schlank zu halten. Sehr viel wird in Überzeit selbst produziert, weil das Resultat dann den hohen eigenen Anforderungen besser entspricht, wie wenn es von Dritten gemacht wird. Durch einen engen Austausch können auch die Administrationskosten sehr tief gehalten werden.

Wie viel des Inhalts produzieren sie selbst und welchen Anteil übernehmen Sie von Ihrer Lizenzgeberin in Frankreich?
Wir produzieren heute über 65 Prozent des Inhalts selbst. Damit verankern wir das Magazin bei der Schweizer Leserschaft. Dazu übernehmen wir die spannendsten Inhalte und das beste Fotomaterial aus Paris. Die französische Ausgabe dient uns permanent als Benchmark für unsere eigenen Beiträge. Dies hilft uns dabei, unseren eigenen Anspruch sehr hoch zu halten.

Printverkäufe und Werbeeinnahmen stagnieren, die Branche hofft auf wachsende Einnahmen durch digitale Werbung. Was ist Ihre Strategie für «L’Officiel»?Die Mode- und die Luxusgüterindustrie leben von ihren Marken. Wollen sie erfolgreich sein, müssen sie in die Markenpflege investieren. Dafür eignet sich ein hochwertiges zielgruppenspezifisches Printumfeld noch immer besser wie die dominanten Online-Werbeanbieter, die ihre Stärke im Abverkauf haben. Unsere Werbeumsätze im Magazin legen noch immer deutlich zu. Für uns ist der Online-Markt eine Ergänzung.

Was ist Ihre Prognose für den Schweizer Zeitschriftenmarkt?
Der Zeitschriftenmarkt ist nicht homogen. Alle Bereiche, die im Internet besser abzudecken sind wie dies im Print möglich ist, bleiben auch weiterhin unter Druck. Dazu zählen im speziellen das Nachrichtengeschäft und die Abverkaufswerbung. Umfelder, die Online noch nicht optimal abgedeckt werden, können sich behaupten.

Bild: zVg

 

 

 

 



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