29.09.2016

Medienqualitätsrating

Verlegerverband kritisiert die Rangliste

Es gebe Qualitäten, nicht die Qualität. Der Verband schlägt daher alternative Qualitätskriterien vor.
Medienqualitätsrating: Verlegerverband kritisiert die Rangliste
Wundert sich, wie die Produkte bewertet wurden: Andreas Häuptli, Geschäftsführer Verband Schweizer Medien. (Bild: zVg.)

Inzwischen sind die «goldenen» Q-Trophäen in den Redaktionen angekommen, die Diskussionen könnten langsam wieder ermatten. Doch das vor rund zwei Wochen veröffentlichte Medienqualitätsrating des Stiftervereins Medienqualität scheint die Branche weiter zu beschäftigen.

Am Donnerstag meldet sich der Verband Schweizer Medien zu Wort. «Wir wundern uns. Nicht darüber, dass die Produkte bewertet werden, sondern wie», schreibt Geschäftsführer Andreas Häuptli in einem Newsletter. Der Qualitätsbegriff werde viel zu eng definiert: Nur der demokratierelevante Teil der Berichterstattung, der zur Meinungsbildung beitragen soll, werde bewertet. 

Wenn Unterhaltung schlecht, lange Hintergrundartikel dagegen gut seien, sei das zu wenig differenziert. «Es gibt Qualitäten, nicht die Qualität», so Häuptli. Eine Pendlerzeitung müsse ganz andere Voraussetzungen erfüllen, um sich im Markt behaupten zu können. «Lange Artikel wären da der komplett falsche Weg. Eine Wochenzeitung wiederum darf man nicht an der Aktualität messen. Sie bietet dafür mehr Tiefe.»

Der Verband schlägt daher alternative Qualitätskriterien vor:

  • Grad der Bedürfniserfüllung 

Die Qualität eines Mediums müsse am Anspruch der Redaktion und der Erwartung des Publikums gemessen werden. Werde das Bedürfnis nicht erfüllt, sei die Qualität mangelhaft. 

  • Publikumserfolg ist ein Qualitätsfaktor

Neben der Angebotsqualität müsse die Nutzungsdimension berücksichtigt werden. Was relevant sei, werde genutzt. Inhalte, die nicht genutzt werden, leisteten keinen Beitrag zur Meinungsbildung.

  • Äpfel mit Äpfeln vergleichen

Es könne nicht sein, dass bei Zeitungen und Websites das komplette Angebot analysiert wird, bei Radio und TV – wie beispielsweise beim «Echo der Zeit» – nur ausgewählte Formate.



Die Verlage seien nicht gegen die Messung der Qualität. Sie sei sogar willkommen und für den Werbemarkt seien qualitative Argumente sehr wichtig, schreibt Häuptli.

Auch wenn die Meinungen in diesen Punkten auseinander gehen: Der Verband zeigt sich bereit, gemeinsam mit der Wissenschaft einen in der Branche breit abgestützten Ansatz zu suchen.

In den nächten Monaten seien nun mit dem Stifterverein Gespräche geplant. «Mal schauen, ob wir uns finden», sagt Häuptli zu persoenlich.com. (eh)



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