Am Sonntag hatte die «Sonntagszeitung» eine Studie über die politische Ausrichtung von Journalisten publiziert. Laut SoZ bezeichnen sich knapp 70 Prozent aller SRG-Journalisten als links. «Rund 16 Prozent verorten sich in der politischen Mitte. Und 16 Prozent sehen sich als rechts», heisst es im Bericht der SoZ (persoenlich.com berichtete). Gegen diese Auslegung wehrt sich nun aber Studienautor Vinzenz Wyss.
Ich entschuldige mich bei @rutishau für meinen auf Twitter geäusserten Verdacht, dass sein Mitarbeiter im besagten Fall unter Druck geraten ist. Ich habe dafür keine empirische Evidenz. https://t.co/YSeUTtpj7O
— Vinzenz Wyss (@VinzenzWyss) 13. November 2017
Nach der heftigen Auseinandersetzung über Twitter am Sonntag, äusserte er sich am Montag in einem Interview auf Watson.ch. Darin erhebt happige Vorwürfe gegen die SoZ. Diese habe seine Studie benutzt, um politisch Stimmung zu machen. «Der verantwortliche Redaktor hat mich angefragt und Interesse an unseren Daten bekundet – die wir im Übrigen bereits im Juni vor einem Jahr veröffentlicht haben. Ich habe lange mit dem Journalisten darüber gesprochen, wie die Ergebnisse zu interpretieren sind. Als ich am Sonntag dann die Schlagzeile sah, bin ich aus allen Wolken gefallen», so Wyss.
Der Autor sei von einer «fragwürdigen Definition» ausgegangen und habe «masslos übertrieben». Die Schlagzeile suggeriere, die politische Einstellung der SRG-Journalisten weiche von der Norm ab. Dabei zeige seine Studie ja gerade, dass es statistisch keinen signifikanten Unterschied zwischen den SRG-Journalisten und jenen der privaten Medienhäuser gebe.
Von Watson um eine Stellungnahme angefragt, äussert sich auch der SoZ-Autor Dominik Balmer. Die Angaben in seinem Artikel seien «korrekt». «Zudem weise ich darauf hin, dass auch die befragten Journalisten privater Medien mehrheitlich links sind, und zitiere einen der Autoren mit der Aussage, dass der Unterschied zwischen beiden Gruppen nicht signifikant ist». Balmer schreibt weiter: «Der einzige bisher vorgebrachte Kritikpunkt, den ich verstehe, betrifft den Titel: Es wäre richtig gewesen, von zwei Dritteln und nicht von drei Vierteln zu sprechen.» (eh)
Kommentare
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Christian Georg Stähelin, 14.11.2017 18:13 Uhr
Wenn-Dann-Logik mit abgelutschten Begriffen Auf eine bis zur Bewusstlosigkeit abgelutschte «Links-Rechts»-Frage gab Herr Prof. Dr. Michael Hampe der SRF-Moderatorin Susanne Brunner m. E. eine kluge Antwort https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vousaudio/michael-hampe-ueber-experten-und-die-demokratie?id=a943c77e-bb49-4de0-a3ef-dab225db9b66&station=c8537421-c9c5-4461-9c9c-c15816458b46 (ab Min. 19:55). Zudem: Mit der bemerkenswerten Formulierung «Ich habe lange mit dem Journalisten darüber gesprochen, wie die Ergebnisse zu interpretieren sind.» verrät der Leiter der RFZ*-Bildungskommission - Herr Prof. Dr. Vinzenz Wyss - womöglich mehr, als ihm lieb ist. *RFZ steht für Radio- und Fernsehgenossenschaft Zürich Schaffhausen. (Unglaublich: Trotz meiner Intervention vom 5. April 2016 [sic!] | 09:27 nennen die RFZ-Verantwortlichen die RFZ weiterhin irreführend und rechtswidrig «SRG ZH SH» https://www.srgd.ch/de/regionen/srg-zurich-schaffhausen/ueber-uns/bildungskommission/)