10.08.2017

Verband Medien mit Zukunft

Was der VSM zum jungen Verlegerverband sagt

Der Verband Schweizer Medien reagiert auf die kleinen Seitenhiebe vom frischgegründeten Verlegerverband gelassen. Man sehe im Verband Medien mit Zukunft «keine Konkurrenz». Fraglich ist, was WOZ und «Tageswoche» nun tun. Zurzeit sind sie Mitglied in zwei Verbänden.
Verband Medien mit Zukunft: Was der VSM zum jungen Verlegerverband sagt
Die Gründungsmitglieder des Verbands Medien mit Zukunft. (Bild: zVg.)
von Michèle Widmer

Seit wenigen Tagen hat die Schweiz einen neuen Verlegerverband. Am Montag hat eine Gruppe von 15 kleinen Verlagen und unabhängigen Journalisten den Verband für Medien mit Zukunft gegründet. Auch der Berufsverband Impressum ist Mitglied. «Wir fühlen uns durch den Verband Schweizer Medien (VSM) nicht vertreten», sagte Simon Jacoby, Präsident des jungen Verbands und Chefredaktor des Onlineportals tsüri.ch, gegenüber persoenlich.com. Der Verband solle Medien, die an die Zukunft des Journalimus glauben, eine Stimme geben. 

Von den beteiligten Medien sind «Tageswoche» und WOZ die zwei grössten Publikation und zudem auch Mitglied im Verband Schweizer Medien. «Wir haben unsere Stimme im VSM bislang für die Förderung des unabhängigen Journalismus genutzt», erklärt Camille Roseau, bei der WOZ für Werbung und Marketing zuständig, die Mitgliedschaft trotz Unzufriedenheit. So hätten sie unter anderem die Aufnahme von GAV-Verhandlungen bewirken können.

Fürs VSM-Präsidium kandidiert

Im letzten Jahr wollte die WOZ mit ihrem Engagement beim Verband noch einen Schritt weiter. Kaspar Surber, stellvertretender Redaktionsleiter und Kulturredaktor, hat sich um einen Sitz im Verbandspräsidium beworben. An der Mitgliederversammlung im September haben sich die Mitglieder schliesslich für andere Kandidaten entschieden. Tamedia-Verleger Pietro Supino wurde zum Präsidenten gewählt. Beim Verband Schweizer Medien abgeblitzt, engagiert sich die WOZ nun im neuen Verband Medien mit Zukunft an vorderster Front. Die Zeitung gehört zu den Gründungsmitgliedern und sitzt mit Camille Roseau im Vorstand.

Zurzeit sind die WOZ sowie die «Tageswoche» also Mitglied in beiden Verbänden. Der Verband Schweizer Medien sieht darin kein Problem: «Viele unserer Mitglieder engagieren sich auch noch in anderen Verbänden», sagt Othmar Fischlin, Leiter Medieninstitut beim VSM. Auch das Reglement vom Verband Medien mit Zukunft lässt eine Mitgliedschaft im VSM offen.

«Wir werden uns überlegen, ob wir weiterhin auch im VSM Mitglied bleiben wollen oder ob wir unsere Energie – und unseren Mitgliederbeitrag – lieber in den neuen Verband einbringen», heisst es bei der WOZ. Die «Tageswoche» hat den Entscheid bereits gefällt: «Wir planen, aus dem VSM auszutreten», sagt Co-Redaktionsleiter Renato Beck auf Anfrage. Leider seien die Ausstiegsmodalitäten restriktiv gehalten und eine Kündigung erst auf Ende 2018 möglich. Für die «Tageswoche» dränge sich dieser Schritt auf, da der VSM eine einseitige Interessenvertretung betreibe.

«Keine Konkurrenz»

Kritik wie diese ist aus den Reihen des neuen Verlegerverbandes immer wieder zu hören. Kürzlich sagte zum Beispiel Hansi Voigt, welcher zurzeit die Open-Source-Plattform «Wepublish» vorantreibt und im Vorstand des Verbands Medien mit Zukunft sitzt, im Interview mit persoenlich.com: Das Problem in der aktuellen politischen Mediendebatte sei, dass momentan bis auf wenige Ausnahmen wie Peter Wanner, diejenigen die Medienzukunft regeln würde, die in den Medien gar keine Zukunft mehr sehen und sich vom Journalismus verabschiedeten.

Auf kleinen Seitenhiebe wie diese reagiert man beim Verband Schweizer Medien überzeugt gelassen. Der VSM vereine über hundert private Medienunternehmen und branchennahe Mitglieder. Zusammen repräsentiere man die grosse Mehrheit der privaten Schweizer Medienbranche, erklärt Fischlin. Er fügt an: «Wir erarchten den neuen Verband nicht als Konkurrenz, sondern als weitere Organisation, die sich für die Pressefreiheit und einen freien Journalismus einsetzt.» Da keinerlei Kontakte oder Gespräche stattgefunden hätten, könne sich der VSM nicht weitergehend äussern.



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