16.01.2018

Republik

Was die Konkurrenz über das Magazin schreibt

Die Tageszeitungen haben einen Blick auf das neue Onlinemedium gewagt. Eine Presseschau.
Republik: Was die Konkurrenz über das Magazin schreibt
Zur Lancierung der «Republik» gabs am Sonntag beim Redaktionssitz in Zürich einen Konfettiregen. Auf der neuen Plattform sollen sollen Hintergrundberichte, Erklärartikel und Kolumnen publiziert werden. (Bild: Keystone/Siggi Bucher)
von Christian Beck

Die laut angekündigte «Republik» ist am Sonntag leise gestartet. Über das Debatten-Tool als auch über Twitter und Facebook gab es Lob und Kritik von den «Verlegern» (persoenlich.com berichtete). Auch die Presse widmete sich ausführlich der «Republik».

Die «Neue Zürcher Zeitung» ging dabei nicht auf den Inhalt der ersten Artikel ein. Die Lancierung der «Republik» werfe ein Licht auf eine besondere Spezies von Millionären: «Die einen müssen die Schweiz retten (so SVP-Vordenker Christoph Blocher), die anderen müssen die Schweiz vor Christoph Blocher retten», schreibt Lucien Scherrer in der NZZ.

Für die NZZ-Regionalmedien hat Katja Fischer De Santi die ersten Artikel der «Republik» angeschaut. «Der grosse Paukenschlag blieb aus», heisst es im «Tagblatt» und der «Luzerner Zeitung». Wer sich durch die ersten Artikel scrolle, merke eines schnell: «Qualität heisst bei der ‹Republik› vor allem Quantität beim Zeilenanschlag. Die Texte sind lang.» Von zeitgemässem Online-Journalismus sei noch nicht viel zu sehen. «Die ‹Republik› liest sich in ihren ersten Tagen wie die Printausgabe eines Magazins», heisst es weiter.

Keine Sturzgeburt

Als hätten Sie es nicht erwarten können, sei die «Republik» bereits am Sonntag an den Start gegangen, heisst es im «Tages-Anzeiger». «Eine Sturzgeburt war es nicht; die ersten Artikel machten durchaus den Eindruck, dass die Autoren viel Zeit zum Ausbrüten hatten», schreibt Kultur-Redaktor Martin Ebel. Ein «Scoop» sei nicht dabei, eine tolle Startgeschichte, über die man einfach reden müsse, keine Exklusivrecherche, kein «Primeur». Dafür lange Essays und Erklärstücke. «Wohlgemerkt: Die genannten Texte sind solide, gut geschrieben und angenehm zu lesen, aber sie reissen dem informierten Zeitgenossen auch nicht gerade neue Horizonte auf», so Ebel. Der Auftritt komme wie eine «klassische Intellektuellenzeitschrift» daher, auf jedes optische Chichi werde verzichtet. «Die Texte verlangen konzentrierte Lektüre, da will man wohl Ablenkungen im eigenen Medium vermeiden.» Und so stehe die «Republik», inhaltlich wie optisch, am Gegenpol zum schrillen Durcheinander von «Watson».

Auch SRF hat bei der «Republik» reingeschaut. «Wer die neue Website aufruft, sieht zuerst einmal in die hellen blauen Augen von Mark Zuckerberg», heisst es in einem Beitrag auf SRF 4 News.

«Das Online-Magazin ‹Republik› kommt in einem ruhigen Layout mit frischen Farben daher; Inhalt und Gestaltung überzeugen». Mit den langen Artikeln und dem Themenmix aus Politik und Gesellschaft wirke die «Republik» wie eine Art digitale Version von «Das Magazin», das jede Woche dem «Tages-Anzeiger», der «Basler Zeitung» und der «Berner Zeitung» beigelegt sei, so das Fazit von SRF.

Stimmen aus dem Ausland

Auch die ausländische Presse blickt an die Zürcher Langstrasse. So schreibt der österreichische «Standard», dass die «Republik» als grossen Aufmacher den Dauerbrenner «Politik und Facebook» gezündet habe. «Adrienne Fichter erzählt mit der Reportage ‹Zuckerbergs Monster› in gefühlten zehn Mausscroll-Kilometern packend, wie Facebook vom Studentenprojekt zum einflussreichen Werberiesen wurde.»

Der «Deutschlandfunk» berichtet in einer Nachrichtenmeldung über den Start der «Republik» und hält nüchtern fest: «Enthüllungsgeschichten sind nicht dabei.»

Und die «Süddeutsche Zeitung» schreibt: «Das erste Feedback ist positiv.» Nun aber brauche es harte Arbeit – und Leser, die sich nicht nach dem ersten Hype schon wieder etwas anderem zuwenden.

 

 



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