10.04.2019

Wemf Mach Basic

Welche Blätter Leser verlieren, welche zulegen

Die grossen nationalen Zeitungen haben erneut weniger Publikum erreicht – mit Ausnahme der NZZ. Bei der Sonntagspresse stösst der SoBli die SoZ vom Thron. Und bei den Magazinen scheren «Reportagen» und WoZ obenaus. Die Wemf-Zahlen in interaktiven Charts.
Wemf Mach Basic: Welche Blätter Leser verlieren, welche zulegen
Zeitungen sortiert nach Erscheinungstag. (Bild: Keystone/Gaetan Bally)
von Michèle Widmer

Immer weniger Menschen informieren sich über gedruckte Zeitungen und Magazine. Auch die Schweizer Verlage erreichen mit ihren Printausgaben seit Jahren zunehmends weniger Leserinnen und Leser. Ein Blick auf die aktuellen Leserschaftszahlen der Wemf bestätigt den Trend auch für das vergangene Jahr. Für die Frühjahresstudie hat die Wemf AG für Werbemarktforschung im Zeitraum von September 2016 und September 2018 insgesamt 38’147 Personen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein befragt.

Bereits für die letzte Publikation hat die Wemf den Erhebungszeitraum auf vier anstatt wie zuvor über zwei Semester verlängert (persoenlich.com berichtete). Zudem weist die Wemf neu keine Signifikanzen mehr aus. Resultate also, die über den statistischen Fehlerbereich hinaus und damit «nicht zufällig zustande gekommen» sind, wie das Forschungsinstitut es beschreibt. «Wir stellen zwei Vergleichswerte zur Verfügung», heisst es auf Anfrage dazu. Welche Reichweitenvergleiche herangezogen werden, überlasse man den Datennutzern.

Trotz verändertem Erhebungszeitraum bezeichnet die Wemf die Leserschaftszahlen ausdrücklich als vergleichbar mit vorgängigen Studien. Deshalb stellt nun auch persoenlich.com die Ergebnisse der Frühjahresstudie mit jenen aus dem Vorjahr gegenüber.



«20 Minuten» bleibt mit grossem Abstand die meistgelesene Zeitung des Landes. Die Pendlerzeitung erreichte in der Befragungsperiode 1,3 Millionen Leserinnen und Leser. Auf Platz zwei folgt der «Blick», welcher neu ein Publikum von 441’000 (-3,3 Prozent) zählt. Im selben Rahmen hat der «Tages-Anzeiger» Reichweite eingebüsst und hat laut der Studie 367’000 Leserinnen und Leser. Als einzige Deutschschweizer Zeitung mit nationaler Ausstrahlung schert die «Neue Zürcher Zeitung» obenaus. Die Zeitung konnte die Reichweite von 233’000 Leserinnen und Lesern im Vorjahr auf aktuell 247’000 steigern – was ein Leserplus von 6 Prozent ergibt.

Auch mit Lesergewinnen punkten konnte die «Basler Zeitung». Das Blatt, welches seit Kurzem Tamedia gehört, zählt neu 102’000 Leserinnen und Leser (+3,3 Prozent). Das «St. Galler Tagblatt» (266’000) und auch die «Luzerner Zeitung» (280’000) hingegen haben an Reichweite eingebüsst. Die Zahlen der «Aargauer Zeitung» sowie der «Südostschweiz» sind aus methodischen Gründen nicht mit der Vorjahresstudie vergleichbar.

Sowohl die Spitzen- als auch die Schlussplätze belegen erneut die kleineren, regionalen Zeitungen. Über einen Fünftel mehr Leserinnen und Leser darf sich die «Urner Zeitung» freuen (12’000). Und auch die «Winterthurer Zeitung» erreichte knapp 8 Prozent mehr Publikum (79’000). Den grössten Leserschwund erlebte der «Furttaler» mit minus 19 Prozent (17’000). Und auch die «Zürichsee-Zeitung» muss Reichweite einbüssen (-12 Prozent/65’000).




Die Deutschschweizer Sonntagspresse tut sich weiterhin schwer. Am besten geschlagen hat sich im vergangenen Jahr der «SonntagsBlick», der mit 3 Prozent die wenigsten Leserinnen und Leser verliert und sich mit 532’000 neu als reichweitenstärkster Sonntagstitel positioniert. Die auf Platz zwei verwiesene «SonntagsZeitung» zählt neu ein Publikum von 516’000 (-8 Prozent). Die «NZZ am Sonntag» hat eine Reichweite von 377’000 (-5 Prozent) und die «Zentralschweiz am Sonntag», welche im Sommer eingestellt wird, zählt noch 178’000 Leserinnen und Leser.

Die reichweitenstärksten Magazine sind nach wie vor «Coopzeitung» und «Migros-Magazin» mit 2,6 beziehungsweise 2,3 Millionen Leserinnen und Lesern. Einige Zeitschriften konnten im vergangenen Jahr die Leserzahl steigern. So etwa das Magazin «Reportagen», welches neu eine Reichweite von 68’000 (+13 Prozent) ausweist, «Raum und Wohnen» mit neu 125’000 Leserinnen und Lesern (+9,6 Prozent) oder die WoZ mit einer Reichweite von 90’000 (+3,4 Prozent).



Verloren hat hingegen die Wirtschaftspresse. Die «Handelszeitung» erreicht bei einem Minus von 9 Prozent aktuell ein Publikum von 80’000 Menschen. Ähnlich sieht es bei der «Finanz und Wirtschaft» aus. Das Blatt zählt aktuell 85’000 Leserinnen und Leser (-10,5 Prozent). Auch zu den Verlierern gehört die «Weltwoche», welche 6,7 Prozent eingebüsst hat und neu eine Reichweite von 180’000 aufweist. Auch die «Annabelle» ereicht mit neu 229'000 weniger Leserinnen und Leser als vor einem Jahr. Die Zahlen der Magazine «20 Minuten Friday» (675'000) und «Bilanz» (186'000) sind aus methodischen Gründen nicht mit dem Vorjahr vergleichbar.


Die Wemf liefert mit der Mach Basic zweimal im Jahr Daten über die Leserschaft von Zeitungen und Zeitschriften. Um der digitalen Transformation in der Branche Rechnung zu tragen, publiziert die Wemf seit Herbst 2015 nebst der Reichweitenstudie Mach Basic zusätzlich die Studie Total Audience. Sie ermöglicht
die Gesamtbetrachtung von Medienmarken, in dem sie Auskunft über die Reichweiten von Pressetiteln, Webangebot und Doppelnutzern gibt.




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Kommentare

  • Thomas Läubli, 19.04.2019 14:54 Uhr
    Ich unterliege keinem Missverständnis. Wenn Sie mir bestätigen, dass die MACH-Zahlen keine Aussagen über die Qualität der Nutzung machen, stützt das ja meine Behauptung. Sie tun sich offensichtlich schwer damit, dass ich den Begriff der Subvention nicht auf den Staat beschränke. Werbegelder sind klar eine Umverteilung auf Kosten der Konsumenten. Uns hat niemand gefragt, ob wir 20Minuten, dieses Teenie-Magazin aus Publireportagen und Propaganda via Aufpreis auf die Produkte der Werbefirmen alimentieren wollen. Wenn Gratiszeitungen wirklich gratis sein wollen, sollten sie auf diese öffentliche Bezuschussung verzichten und gleich die SVP als Sponsor verpflichten, damit die Sache transparent ist.
  • Ueli Custer, 12.04.2019 18:03 Uhr
    Thomas Läubli: Ich glaube Sie unterliegen gleich zwei Missverständnissen: 1. Die MACH-Zahlen machen grundsätzlich keinerlei Aussagen über die Qualität der Nutzung. Ihre Vermutungen über die Nutzung von 20 Minuten könnte man auch allen andern (bezahlten) Titeln unterschieben. 2. Werbung finanziert bei allen grossen Printmedien einen (leider immer kleineren) Anteil der Kosten. Das hat mit Subventionierung nun wirklich nicht das Geringste zu tun. Ich vermute mal, dass Sie sich grundsätzlich mit unserem Wirtschaftssystem schwer tun.
  • Thomas Läubli, 10.04.2019 17:26 Uhr
    Es ist einmal mehr ein absoluter Blödsinn, 20Minuten in diese Tabelle einzubeziehen. Es sagt überhaupt niemand, wozu dieses SVP-Propagandablatt benutzt wird - ob zum Kreuzworträtsellösen, zum Comiclesen oder zum Ausschneiden der Gutscheine. Eine Gratiszeitung wird nicht gelesen, weil man ihr einen journalistischen Wert zuschreibt. Sonst würde man dafür bezahlen. Dass 20Minuten von Firmen wie der Migros, Coop, Manor oder der SBB subventioniert wird, indem wir einen Aufpreis auf die Produkte zahlen müssen, ist der wahre Skandal.
  • Max Röthlisberger, 10.04.2019 11:11 Uhr
    «Coopzeitung» und «Migros-Magazin» mit 2,6 beziehungsweise 2,3 Millionen Leserinnen und Lesern. . Diese Magazine kommen unaufgefordert. Es ist fast unmöglich, das "Abo" zu stornieren und sie verstopfen auf jeder Poststelle mit Schliessfächern 3 - 4 Tage im Monat den Papierkorb übel. .
  • Victor Brunner, 10.04.2019 07:45 Uhr
    Zürichsee-Zeitung, - 12,2%. Mittlerweile haben viele Leser gemerkt dass der 2 . Bund der ZSZ Tagesanzeiger ist. Der neueste Coup, Goldküste und Pfnüselküste wurden im ersten Bund zusammengefasst. Das heisst weniger regionale Berichterstattung und damit als regionale Zeitung weniger attraktiv, des heisst für viele Abo nicht erneuern!
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