30.07.2017

SRG

Wenig Zustimmung für die obersten Chefs

Eine Mitarbeiterumfrage aus 2015 soll zeigen, dass das Vertrauen in Roger de Weck und Ruedi Matter klein ist. Die SRG erklärt, oberste Kader würden in der Regel tiefer bewertet. Der ehemalige SRF-Chefredaktor Filippo Leutenegger kritisiert derweil die Strategie des Unternehmes.
SRG: Wenig Zustimmung für die obersten Chefs
Am «SwissAward» 2015: SRF-Direktor Ruedi Matter, SRF-Mitarbeiter Sven Epiney und SRG-Generaldirektor Roger de Weck. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Das Vertrauen der Mitarbeiter in die oberste Führung von SRG und SRF sei klein. Dies berichtet der «Tagesanzeiger» mit Verweis auf eine Mitarbeiterumfrage der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft aus dem Jahr 2015. Zwar würden die Befragten demnach eine hohe Leistungsbereitschaft zeigen und auch die Identifikation mit dem Unternehmen sowie die Arbeitszufriedenheit werde hoch eingestuft. Das Vertrauen in die Geschäftsleitung von SRG und SRF ist unter Mitarbeitern hingegen klein. Ruedi Matter ist derzeit SRF-Direktor, Roger de Weck ist noch bis Ende September SRG-Generaldirektor.

Unternehmensweit sollen Matter und De Weck Zustimmungswerte von 50 bis 60 Punkten erhalten (von maximal 100). Bei den Mitarbeitern der SRF-Informationssendungen zu denen beispielsweise «Arena», «Tagesschau» und «Schweiz Aktuell» gehören, soll das Vertrauen in die Geschäftsleitung mit 51 (SRG) beziehungsweise 47 (SRF) Punkten noch kleiner sein. «Bei Zustimmungswerten von unter 60 Prozent müssen die Verantwortlichen der Sache schonungslos auf den Grund gehen», wird Norbert Thom, emeritierter Professor für Personalwesen an der Universität Bern, im Tagi zitiert.

Kein Wort im Geschäftsbericht 2015

Im Geschäftsbericht 2015 habe die SRG die guten Umfrageergebnisse betont und die schlechten verschwiegen, berichtet der «Tages-Anzeiger» weiter. Darin soll es heissen, dass die Zufriedenheit mit den Vorgesetzten «leicht zurückgegangen» sei. Damit sollen allerdings die direkten Vorgesetzten gemeint sein, die Zustimmungswerte von durchschnittlich 75 Punkte erhalten würden. Nicht erwähnt worden seien jene Werte der Geschäftsleitung.

Gegenüber dem Tagi begründet die SRG die Ergebnisse damit, dass das oberste Kader in der Regel tiefere Zustimmungswerte erhalte. «Es ist meine Erfahrung beim ‹Tages-Anzeiger›, bei ‹Die Zeit› und bei der SRG, dass Mitarbeitende von Medienhäusern – erst recht Redaktionen – eher kritisch sind gegenüber ihrer Geschäftsleitung», lässt sich Roger de Weck darin zitieren. Weiter soll es seitens SRG heissen, sie würde nun «aktiver über die Strategie oder die Service-public-Debatte informieren, was geschätzt wird».

«Die SRG ist ständig gewachsen»

Zwei Politiker mit SRG-Vergangenheit zeigen eine unterschiedliche Reaktion auf die Ergebnisse. Die von der Mitarbeitenden kritisierten Punkte seien in den letzten zwei Jahren besser geworden, erklärt SP-Nationalrat und ehemaliger SRF-«Club»-Moderator Matthias Aebischer gegenüber dem Tagi. Es würde bei der SRG Zeichen für Entgegenkommen in der Politik geben, ergänzt der Berner. Anders der Stadtzürcher FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger: «Die SRG ist ständig gewachsen, während andere Medienunternehmen geschrumpft sind. Diese Machtzunahme sorgt für Angst und Widerstand». Der Ex-SRF-Chefredaktor und ehemalige «Arena»-Chef rät der SRG im Tagi, bescheidener zu werden und sich aus eigenem Antrieb zu beschränken beim Programm, bei den Gebühren oder im Werbemarkt – um die No-Billag-Initiative abzuwenden. (pd/tim)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Eva Amgwerd, 29.07.2017 21:18 Uhr
    Herr Weingart, sie vermischen einiges. Üble Chefs sind eine Sache (ich kann mir vorstellen, dass die SRG-Chefs übel sind). Aber das Angebot ist eine andere Sache: Bitte nehmen Sie uns nicht Option Musique! Ein Musikprogramm höchster Klasse. Dafür zahle ich!! Un d nicht für Frau Ragozzi! Merci.
  • Robert Weingart, 28.07.2017 12:46 Uhr
    In der Tat. Die SRG ist zu stark gewachsen und zu gross geworden. Während andere Medienunternehmen schonungslos dem Markt ausgeliefert sind, kann die SRG gebührenfinanziert mal hier und mal da herumtüfteln, den Bereich des Sauglattismus weiterausbauen, irgendwelchen Promis die der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig sind (Rigozzi) Zusatzjöblis anbieten etc. Es ist Zeit, dass bei der SRG mal endlich eine Konzentration auf den Kernjob sttafindet und gewisse Überangebote wie Spartensender (SRF 4, Zweitprogramme, Virus, Musigwälle) und der News-Onlineauftritt gestrichen werden. Sendungen wie glanz und gloria und ähnlicher Gugus passen vielleicht zu deutschen Privatsendern, nicht aber zu einem Staatssender, der in erster Linie dem Informationsauftrag nachkommen soll.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240424