18.06.2018

Liechtensteiner Vaterland

«WhatsApp bietet viel Potenzial für die Real-Time-Werbung»

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» oder «Financial Times» aber auch das «Liechtensteiner Vaterland» nutzen WhatsApp als neuen Verbreitungskanal ihrer Inhalte. CEO Daniel Bargetze sagt, warum der Messenger besser ist als eine eigene App und wie er Geld einbringen kann.
Liechtensteiner Vaterland: «WhatsApp bietet viel Potenzial für die Real-Time-Werbung»
«Wir sind überzeugt, dass die Push-Funktion der Messenger-Dienste für Medien weiter an Bedeutung gewinnen wird», sagt Daniel Bargetze gegenüber persoenlich.com. (Bild: Daniel Schwendener)
von Marius Wenger

WhatsApp gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Unternehmenskommunikation: Für Feedback aus der Community, als Servicekanal, fürs Recruiting oder um erste Kundenkontakte aufrechtzuerhalten (persoenlich.com berichtete). Auch in der Medienbranche wird der Kanal genutzt – in der Schweiz bisher vor allem um Inputs der Leser zu generieren. Das «Liechtensteiner Vaterland» ist voraus und nützt WhatsApp auch, um News zu verschicken.

Herr Bargetze, mit welchen Überlegungen und Zielen wurde der WhatsApp-Kanal des «Liechtensteiner Vaterlands» lanciert?
Wir wollen unsere Reichweite erhöhen und neue Zielgruppen erschliessen. Es ist ein zusätzlicher Kanal, der unsere bestehenden ideal ergänzt. Ausserdem schaffen wir so eine neue digitale Werbeform. Nicht zuletzt wollen wir den Community-Gedanken und die Interaktivität stärken: Per WhatsApp senden und empfangen wir News.

Wer ist das Zielpublikum?
Grundsätzlich alle Mobilfunknutzer. Wir haben auch nur einen Channel, über den Meldungen aus allen Ressorts (Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur) verschickt werden.

Wer verschickt die Nachrichten?
Die Nachrichten werden von unserem Newsdesk versendet, also von der Redaktion.

Ist die Einführung von Chatbots als Sender ein Thema?
Momentan nicht.

Nach welchen Kriterien oder welchem Konzept werden die Inhalte ausgewählt, die via WhatsApp verbreitet werden? Wie häufig werden Nachrichten verschickt?
Wir haben das Ziel, eine Nachricht pro Tag zu versenden. Da sind wir noch nicht ganz. Man muss aber auch sehen, dass eine WhatsApp-Nachricht für den Empfänger eine besondere Relevanz haben muss. Da bleibt unsere Redaktion im Zweifelsfall lieber mal zwei bis drei Tage stumm, statt laue News zu versenden.

Sie verschicken auch Sponsored Content via WhatsApp.
Ja. Wir wussten von Anfang an, dass wir keinen weiteren Gratiskanal eröffnen wollen, der nichts einbringt, sondern der sich auch vermarkten lässt.

Wird der Sponsored Content ebenfalls vom Newsdesk aus verschickt?
Ja, damit die Koordination mit den sonstigen Push-Meldungen stimmt. Verfasst wird die Mitteilung jedoch von unseren PR-Redaktoren. 

Finden sich Werbekunden dafür?
Wir sind noch am Anfang. Wir verschicken maximal ein bis zwei bezahlte Inhalte pro Woche. Ich bin überzeugt, dass das Modell viel Potenzial bietet, gerade im Bereich der Real-Time-Werbung. Da sind Sachen möglich wie etwa: «Heute Mittag 10 Prozent Rabatt im McDonald’s».

Und wie steht es um die Akzeptanz der bezahlten Inhalte bei den Usern?
Natürlich gibt es manchmal Rückmeldungen, dass man doch bitte keine Werbung schicken solle. Wir antworten da jeweils umgehend und erklären, dass auch diese Dienstleistung irgendwie finanziert werden muss.

Welche Vorteile hat WhatsApp als Verbreitungskanal?
In erster Linie Schnelligkeit. Wir sind überzeugt, dass die Push-Funktion der Messenger-Dienste für Medien weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Auch Apps bieten Push-Funktionen…
Klar, aber die Zukunft von Apps ist ja auch ungewiss. Wir haben uns für WhatsApp entschieden, weil rund 80 Prozent der Bevölkerung WhatsApp installiert hat – diesen Wert werden wir mit einer App niemals erreichen. Ausserdem können so auch News verschickt werden, ohne dass sie vorher im CMS erfasst werden müssen, was Zeit spart. Kommt ein Reporter an einem brennenden Haus vorbei, dreht er ein kurzes Video und verschickt es direkt via WhatsApp.

Klicks auf der Webseite zu generieren ist also nicht primäres Ziel?
Doch schon, aber wir pushen auch Meldungen ohne weiterführenden Link zu unserer Webseite.

Konnten dadurch neue Leser gewonnen werden? Auch zahlende?
Ich glaube nicht, dass wir dank WhatsApp neue Print-Abonnenten gewonnen haben. Aber ich bin überzeugt, dass wir nun neue Leser haben, vor allem jüngere.

Woraus schliessen Sie das?
Etwa aus der benutzten Sprache in den Reaktionen. Das ist ja ein weiterer Vorteil von WhatsApp: Es bietet eine einfache Möglichkeit für schnelle Leser-Feedbacks – die wird auch rege genutzt. Der direkte Kommunkationskanal ist zudem auch optimal geeignet um interaktive Formate wie Wettbewerbe zu verbreiten oder einzelne Meinungen einzuholen.   

 



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