21.08.2014

Amazon

E-Book-Revolutionär fordert Verlage heraus

Protestierende Autoren erhalten weitere Unterstützung.

Im festgefahrenen Konflikt zwischen Amazon und der Verlagsbranche geht es um mehr als nur den Preis digitaler Bücher. Der Online-Riese will auf der Welle der E-Book-Revolution die Geldströme im Literaturbetrieb neu ordnen - und eine Alternative zu Verlagen sein.

Seit Johannes Gutenberg den modernen Buchdruck erfand, blieb trotz allen Fortschritts eines über 500 Jahre lang unverändert: Bücher wurden auf Papier gedruckt. Sie mussten hergestellt, gelagert, transportiert, verkauft werden. Das Internet sorgte zunächst dafür, dass der Buchladen in dieser Kette verzichtbar wurde.

Dann kamen E-Books: Die digitalen Bücher nehmen keinen Platz ein und können in Sekundenschnelle auf Lesegeräte geladen werden. Der US Konzern Amazon, der erst den Online-Handel und später mit seinen Kindle-Lesegeräten den E-Book-Boom ankurbelte, sieht mit dieser Revolution eine neue Ära für den Literaturbetrieb angebrochen und legt sich immer schärfer mit der Verlagsbranche an.

Der Streit erreichte seinen Höhepunkt in den USA: Amazon setzte dort die Verlagsgruppe Hachette in Verhandlungen über einen neuen Vertriebsdeal unter Druck. Für gedruckte Bücher aus dem Hause Hachette gab es bei Amazon plötzlich lange Lieferzeiten, Neuerscheinungen konnten nicht mehr vorbestellt werden, Kunden wurden in der Zwischenzeit Autoren anderer Verlage empfohlen.

Protestierende Autoren erhalten weitere Unterstützung
Amazon will niedrigere Preise für E-Books erreichen - und schlägt auch eine neue Aufteilung der Einnahmen vor: Jeweils 35 Prozent für Autor und Verlag, 30 Prozent für den Online-Händler. Immer mehr Schriftsteller wehren sich gegen diese Methoden: Einen offenen Brief unterzeichneten nach Angaben der Schriftstellervereinigung PEN Zentrum Deutschland weit über 1’000 Autoren.

Über den Preis digitaler Bücher streitet Amazon seit jeher mit den Verlagen. Der Online-Händler beharrte auf 9,99 Dollar als Marke, während die Buchbranche eine deutlich schmalere Differenz zum Preis gedruckter Bücher durchsetzen wollte. Mit Blick auf den Niedergang der Musikindustrie wollten die Verlage verhindern, dass Bücher in der Wahrnehmung der Kunden zu einem Billigprodukt werden.

"Die Zeiten haben sich verändert"
Amazons Gegenargument: Die Zeiten haben sich geändert. "Wir denken an Bücher auf eine praktische Weise: Wie kann ich ein Buch gegen andere Formen der Unterhaltung konkurrenzfähig machen?", sagt David Naggar, der in Amazons Kindle-Geschäft für die Literatur-Inhalte zuständig ist. Man habe schon gewonnen, wenn die Leute in der Flut von Fernsehkanälen, Videos oder Spielen überhaupt noch an Bücher denken.

Naggar verantwortet denn auch Amazons Gegenentwurf zur klassischen Verlagswelt: Die Plattform Kindle Direct Publishing, bei der Schriftsteller ihre Bücher in Eigenregie veröffentlichen können. Die Plattform demokratisiere die Industrie: "Wir öffnen jedem Schriftsteller einen direkten Zugang zum Leser", sagt Naggar. Amazon behält vom Verkaufspreis 30 Prozent ein, der Rest bleibt beim Autor.

Die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Methoden des Onlinehändlers Amazon auf dem deutschen Buchmarkt ungewöhnlich scharf kritisiert. "Marktmacht und die Herrschaft über zentrale Vertriebswege dürfen nicht dazu führen, dass unsere kulturelle Vielfalt gefährdet wird", erklärte die CDU-Politikerin am Mittwoch. (sda)

 



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