06.10.2014

Netflix

"Die Lizenzierung ist ein komplexes Geschäft"

Europa-Verantwortlicher Joris Evers nimmt Stellung zum kümmerlichen Angebot.
Netflix: "Die Lizenzierung ist ein komplexes Geschäft"

Herr Evers, Netflix ist vor gut zwei Wochen in der Schweiz gestartet (persoenlich.com berichtete). Mit welchen Zielen?
Wir sind mit langfristigen Zielen in die Schweiz gekommen. Unser Ziel ist es, ein Drittel der Schweizer Haushalte in den nächsten fünf bis 10 Jahren zu gewinnen.

Ich habe Ihren Dienst inzwischen recht intensiv getestet. Mein Befund: Das Handling ist grossartig, das Angebot sehr, sehr beschränkt. Mein Befund deckt sich mit dem etlicher Freunde. Einige davon haben ihren Account bereits wieder gelöscht. Wieso sind Sie mit einem so dünnen Portfolio gestartet?
Es gibt für unsere Kunden jetzt schon viele Titel, unter denen sie wählen können und Netflix fügt kontinuierlich mehr hinzu. Das bedeutet, dass das Startangebot immer das kleinste ist, wir ab jetzt aber regelmäßig neue Titel addieren, um die Auswahl zu vergrössern und uns zudem den Sehpräferenzen der Kunden in dem jeweiligen Markt anpassen.

Ist es nicht etwas blauäugig so stark auf TV-Serien zu setzen?
Unsere Kunden schauen weltweit zwei Milliarden Stunden Netflix im Monat, davon sind 70 Prozent TV-Serien, 30 Prozent Filme. Grundsätzlich schauen unsere Kunden also eher TV-Serien. Denn das Erlebnis, Episode um Episode einer TV-Serie auf Netflix zu schauen, ist ein besseres, als wenn man sie sich im linearen TV oder auf DVD ansehen würde. Es macht natürlich auch Spass, einen Film auf Netflix zu schauen, aber das Erlebnis unterscheidet sich nicht so sehr von einer DVD oder vom klassischen Fernsehen.

Wie schnell und in welchen Bereichen wird das Angebot aufgestockt?
Wir erweitern unser Angebot in allen Bereichen - von TV-Serien, Dokumentarfilmen bis hin zu Filmen und Comedy. In den letzten Wochen haben wir bereits einige Titel hinzugefügt und wir werden sehr viel mehr im Oktober und in den folgenden Monaten hinzufügen.

Wie intensiv verfolgen Sie das Tun der Konkurrenz? UPC Cablecom hat kurz vor dem Markteintritt von Netflix noch schnell ein Flatrate-Angebot lanciert.
In jedem Markt, in dem wir tätig sind, haben wir Mitbewerber. Grundsätzlich gesprochen konkurrieren wir mit jeder Freizeittätigkeit: Treffen Sie sich mit Freunden auf ein Bier, gehen Sie zum Joggen oder möchten Sie Fernsehen schauen? Unser Ziel ist, dass unser Produkt so gut ist, dass wir diesen breiten Wettbewerb ein paar Mal in der Woche gewinnen.

Ganz generell: Wo liegen die Schwierigkeiten? Netflix sollte doch über die allerbesten Kontakte verfügen. Hinken Sie mit der Synchronisation und den Untertiteln hinterher?
Die Lizenzierung ist ein komplexes Geschäft, Lizenzen müssen für jeden Markt individuell ausgehandelt werden. Das ist der Grund, warum wir uns auf Eigenproduktionen fokussieren. Zu eigenen TV-Serien wie "Orange is the New Black" kommen jetzt auch Filme hinzu, so haben wir in der letzten Woche die Produktion von "Tiger and Dragon II" angekündigt. Auf Netflix wird man mehr und mehr Inhalte sehen, die man sonst nirgendwo bekommt.

Ganz ehrlich: Momentan würde ich Ihren Dienst nach dem kostenlosen Probemonat nicht abonnieren. Wie wollen Sie mich innerhalb der nächsten knapp zwei Wochen noch umstimmen?
Wie gesagt, wir fügen mehr und mehr Titel hinzu und es werden einige grossartige TV-Serien, Filme sowie Netflix-Eigenproduktionen darunter sein. Falls Sie das Gefühl haben, dass wir zurzeit nicht das haben, was Sie wollen, dann kommen Sie gerne in ein paar Monaten wieder und testen uns erneut.

Fragen: Adrian Schräder//Bild: zvg



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