23.10.2014

Historisches Lexikon der Schweiz

Jahrhundertwerk komplett

Die Arbeiten am HLS dauerten mehr als 25 Jahre.
Meilenstein in der Geschichtsschreibung: Mit dem Erscheinen des 13. und letzten Bandes ist das "Historische Lexikon der Schweiz" (HLS) vollendet. Das dreisprachige Mammutwerk umfasst über 36'000 Artikel auf 15'000 Seiten und liegt auch in einer digitalen Ausgabe vor.
 
Nach 80 Jahren hat die Schweiz mit dem HLS wieder ein zeitgemässes Nachschlagewerk über ihre Geschichte. Der Vorgänger, das "Historisch-Biographische Lexikon der Schweiz", stammte noch aus der Zwischenkriegszeit.
 
Mit dem HLS habe die Schweiz nicht nur ihren massiven Rückstand im Bereich der historischen Lexikografie aufgeholt. Sie habe sich weltweit sogar an die Spitze gesetzt, freute sich Chefredaktor Marco Jorio am Donnerstag in Bern bei der Präsentation des "Jahrhundertwerks".
 
Die Arbeiten am HLS dauerten mehr als 25 Jahre und kosteten allein den Bund bis heute 106 Millionen Franken. Es handelt sich damit um das grösste je von der öffentlichen Hand finanzierte geisteswissenschaftliche Unternehmen der Schweiz.
 
Bekenntnis zur Mehrsprachigkeit
Das Nachschlagewerk wurde als eines der ersten weltweit von Beginn weg digital und gleichwertig in drei Sprachen parallel erarbeitet. Gedruckt umfasst es insgesamt 39 Bände auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Dazu kommt eine zweibändige Teilausgabe auf Rätoromanisch.
 
Die Präsidentin des Stiftungsrates des HLS, die Genfer alt Nationalrätin Martine Brunschwig Graf, würdigte das Bekenntnis zur Mehrsprachigkeit als wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt des Landes. Dies bewahrheite sich mit dem Aufkommen der Diskussionen um den Fremdsprachenunterricht an den Schulen umso mehr.
 
Band I des HLS erschien 2002, 10 Jahre später als anfänglich vorgesehen. Ursprünglich war das Werk als Geschenk für die 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft gedacht, doch konnte der Zeitplan nicht eingehalten werden, dies vor allem wegen Kreditkürzungen des Bundes.
 
Seither folgte jedes Jahr ein neuer Band, jeder rund 900 Seiten stark und drei Kilogramm schwer. Die Vernissage zum Erscheinen des letzten Bandes ("Vio bis Zz") findet am (morgigen) Freitagabend im Kunsthaus Zürich statt.
 
Das Lexikon beleuchtet in verständlicher Form sämtliche Aspekte und wichtige Personen der Schweizer Geschichte von der Urzeit bis zur Gegenwart. Die Texte werden durch reiches Bildmaterial, Karten und Grafiken ergänzt.
 
Vorreiterrolle im Internet
Als Ende der 1980er Jahre die Erarbeitung des neuen Lexikons beschlossen wurde, kündigten sich bereits die technologischen Umwälzungen in der Medienwelt an. Der Stiftungsrat beschloss, die Online-Publikation vorzuziehen.
 
Seit 1998 steht das HLS als eines der ersten mehrsprachigen Nachschlagewerke im Internet zur Verfügung, kostenlos für alle Nutzer. Sämtliche Artikel können mit einer Volltextsuche abgefragt werden. Das "e-HLS" ist im Gegensatz zur Buchausgabe nicht bebildert.
 
Das Online-Lexikon wird auch in Zukunft fortlaufend bearbeitet und aktualisiert. Zudem soll das Projekt schrittweise zu einem "digitalen Informations- und Dienstleistungszentrum der Schweizer Geschichte" für Forscher im In- und Ausland ausgebaut werden.
 
4 Millionen Franken pro Jahr
Finanziert werden die Grundaufgaben wie bisher vom Bund auf Basis des Forschungs- und Innovationsförderungsgesetzes (BFI). In der laufenden BFI- Periode 2013-15 unterstützt Bern das HLS mit jährlich rund vier Millionen Franken.
 
Herausgeberin des Lexikons ist die Stitung HLS, die 1988 von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte und der Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften errichtet wurde. (sda)


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