02.09.2014

Martin Suter

"Die Geschichte kommt auf intelligente, subtile Weise daher"

Wochenlang zuvorderst auf der "Spiegel"-Beststeller-Liste und in 18 Ländern verkauft: Als Buch war "Der Koch" ein durchschlagender Erfolg. Wird auch die Verfilmung ein solcher Kassenschlager? "Sicher nicht", sagen Kritiker. Der Film nerve, sei voraussehbar und langweilig. Anders sieht dies natürlich Co-Produzentin Anne Walser.
Martin Suter: "Die Geschichte kommt auf intelligente, subtile Weise daher"

Frau Walser, am Dienstag feierte "Der Koch" Premiere. Sind Sie erleichtert, stolz, nervös, ... oder wie fühlen Sie sich?
I
ch freue mich und bin stolz. Stolz auf mein Team, die Schauspieler, die hervorragende Leistungen zeigen und natürlich auf den Film selber, der sich als ein herrliches Kaleidoskop von Emotionen, Farben und Stimmungen präsentiert.

Was ist denn besonders gut gelungen?
Der Film funktioniert als Gesamtwerk. Das ist das Wichtigste. Aber das vorsichtig gewählte Zusammenspiel der Motive, der Kleider, des Lichts, der Farben ist schon sehr gelungen. Weiter finde ich die Darsteller wirklich ausserordentlich. Jeder von ihnen hat eine sehr komplexe Rolle zu spielen; niemand ist nur gut in diesem Film – auch jene nicht, die wir wirklich lieb gewinnen sollen. Jeder ist im besten Sinne menschlich und immer wieder zu persönlichen Fehlern, aber auch Einsichten bereit. Diese Gratwanderung subtil meistern zu können, spricht für grösstes Talent. Last but not least: Die Geschichte kommt nicht mit Pauken und Trompeten, sondern auf intelligente, subtile Weise daher. Das gefällt mir sehr.

"Intelligent und subtil", sagen Sie. Doch die Kritiker sind weniger begeistert. Reto Bär von SRF 3 etwa sagt, der Film habe ihn genervt. "Lächerlich" seien die Szenen, in denen ein Paar nach dem Essen wie "Debile auf dem Sofa rumhüpft". Inwiefern war es tatsächlich schwierig, Aphrodisiaka filmisch umzusetzen?
Einen Menschen darzustellen, der sich von speziellen Speisen und Gerüchen sinnlich inspirieren lässt, ist eigentlich eine sehr schöne schauspielerische und kreative Herausforderung. In unserem Film reagieren Menschen ganz unterschiedlich auf das aphrodisierende Essen – aber alle lustvoll und genüsslich. Dabei darf natürlich eine gewisse ironische, gar spitze Note nicht fehlen.

Wie hat Martin Suter auf den Film reagiert? 
Martin Suter hat erst am Dienstag das Endprodukt gesehen. Erstmals auch mit Zuschauern. Sobald ich dazu komme, werde ich ihn fragen. Und dies ohne Nervosität meinerseits. Wir haben einen guten Film gemacht.

Was entpuppte sich während der Dreharbeiten als besondere Schwierigkeit?
Die Dreharbeiten waren zum Glück mit viel Wohlwollen gesegnet. Auch seitens Petrus, der uns ordentlich einen Strich hätte durch die Rechnung ziehen können, beispielsweise bei den Helikopterszenen im Val Rosegg oder auf dem Julierpass. Die grössten Schwierigkeiten bereiteten vermutlich die Dreharbeiten in Indien, wo der Sri-Lanka-Plot gedreht wurde. Da waren vor allem sehr rigorose Einfuhr- und Visabedingungen eine Herausforderung.

Wie merkt man, dass es sich um eine teure Produktion handelt (5- bis 6-Mio.-Budget)?
Das sollte hoffentlich der Zuschauer am hohen Niveau der Kameraführung, der Ausstattung und der allgemein sehr detaillierten, liebevollen Umsetzung bemerken.

"Der Koch" war als Buch ein internationaler Grosserfolg. Sicher erwarten Sie vom Film Ähnliches.
Ich wünsche mir natürlich, an den Erfolg des Buches anknüpfen zu können. Wohin die Reise geht und wie viele Länder wir schliesslich begeistern können, werden wir sehen. Jetzt soll zuerst einmal der Heimmarkt, die Schweiz, den Film geniessen dürfen. Im Herbst erfolgt dann die Premiere in Deutschland und dann – wer weiss. Sicher ist, der Film hat internationales Potential und wir werden auf Filmmärkten und via Weltvertriebskontakte unser Bestes geben für eine breite Auswertung.


Die Premiere fand am Dienstagabend im Zürcher Kino Corso1 statt. Vor und nach dem Film wurde im PurPur gefeiert. Die Gäste (darunter Cast und Crew, teilweise aus dem Ausland angereist) hätten einen exotischen, vielfältigen Abend erlebt und seien dabei auch in Genuss von "LoveFood" gekommen, so Ann Walser, Co-Produzentin der Zürcher Firma C-Films, gegenüber persoenlich.com. 

"Der Koch" gehört zu den grössten Bucherfolgen der letzten Jahre. Der Roman, welcher im Zürcher Diogenes-Verlag erschien, stand wochenlang auf dem ersten Platz der "Spiegel"-Bestsellerliste und wurde in 18 Ländern veröffentlicht. Autor Martin Suter war vor seiner erfolgreichen Schriftstellerkarriere ein bekannter Werber und präsidierte während mehrerer Jahre den Art Directors Club ADC. (eh)

 



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