28.05.2015

Psychiatrische Klinik Münsterlingen

Buch über Medikamentenversuche geplant

Ein 450 Seiten dickes Buch soll Licht ins dunkle Kapitel bringen.

Von 1950 bis 1970 sollen in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen Patienten mit nicht zugelassenen Medikamenten behandelt worden sein. Nun soll ein 450 Seiten dickes Buch Licht in das dunkle Kapitel der Psychiatrie im Thurgau bringen. Das Buch werde die klinische Psychopharmaka-Forschung und die Verantwortlichkeit der vorgesetzten Behörden und der pharmazeutischen Industrie beleuchten.

Die wissenschaftlich fundierte Untersuchung der Münsterlinger Medikamentenforschung werde in allgemeinverständlicher Sprache geschrieben, heisst es in einer Mitteilung der Thurgauer Regierung vom Donnerstag. Für die Versuche verantwortlich war der damalige Direktor der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen, Roland Kuhn (1912-2005). Er soll zusammen mit seinem Oberarzt in den 1950er bis 1970er Jahren Patienten mit nicht zugelassenen Medikamenten behandelt haben.

Nach kritischen Medienberichten hatten Kuhns Erben dem Kanton den Nachlass vor eineinhalb Jahren übergeben, damit die Vorwürfe auf einer möglichst breiten Quellenlage geklärt werden könnten. 750'000 Franken aus Lotteriefonds Der Regierungsrat habe die von Staatsarchivar André Salathé verfasste Projektskizze zur Kenntnis genommen und eine achtköpfige Expertengruppe eingesetzt. Die Experten, darunter Professorinnen und Professorinnen für Geschichte, Klinische Psychiatrie und Pharmakologie, sollen ein Forschungsteam einsetzen, welches das Buch verfasst.

Die Arbeit am Buch setze viel Fachwissen voraus und könne nur von einem interdisziplinären Team geleistet werden. Das Buch soll bis 2018 realisiert werden. Das gesamte Projekt koste 750'000 Franken und werde aus dem Lotteriefonds finanziert, heisst es in der Mitteilung. (sda)



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