01.03.2015

SMA

Lo & Leduc räumen ab

Das Berner Poprap-Duo wurde gleich dreimal ausgezeichnet.
SMA: Lo & Leduc räumen ab

Im Hallenstadion wurden am Freitagabend wieder der lange rote Teppich ausgerollt, die Fernsehkameras ausgepackt und die grossen Scheinwerfer angeschmissen: Die achten Swiss Music Awards gingen über die Bühne – und das Schweizer Radio und Fernsehen und die Veranstalter, der Verein Press Play und die Vereinigung der Schweizer Tonträgerproduzenten, waren einmal mehr darum bemüht, dem Ganzen möglichst den Anstrich einer ganz grossen Kiste zu verleihen.

Ein schwieriges Unterfangen, denn in den vergangen Jahren glich die Award-Show oft einer Klötzchenparade: Eine Übergabe der betonen Trophäe folgte auf die nächste. Den Künstlern blieb wenig Platz, sich wirklich zu entfalten.

Musik im Mittelpunkt
Deshalb gleich vorweg: Die Musik in den Mittelpunkt zu bugsieren, gelang heuer weitaus besser als in den vergangenen Jahren. Der von Executive Producer Oliver Rosa angekündigte, verstärkte Fokus auf die Musik und die Musiker war tatsächlich spürbar. Viele Musiker musizierten live, zeigten Emotionen und liessen sich – wie etwa Müslüm oder die in ihrer Dankesrede ausführlich ausholenden Gotthard (Gewinner des Best Album Awards) – nicht so einfach in das steife Korsett einer Liveproduktion pressen.

Abräumer des Abends war das Berner Duo Lo & Leduc, deren vor knapp einem Jahr veröffentlichtes Album "Zucker fürs Volk" seit Monaten die Radiowellen beherrscht. Lorenz Häberli alias Lo und Luc Oggier alias Leduc, Jahrgang 86, bzw. 89, nahmen mit den Preisen in den Kategorien Best Group, Best Live Act und Best Talent gleich drei Trophäen entgegen und baten nach und nach immer mehr Mitstreiter zu sich hinter das Rednerpult.

Der Abend eines Zürcher Minilabels
In Tat und Wahrheit war es aber nicht nur der Abend des Poprap-Duos, sondern vor allem auch der Abend ihres Labels: Das Zürcher Miniunternehmen Bakara Music verbuchte zusammen mit dem doppelt ausgezeichneten Singer/Songwriter James Gruntz – an ihn ging der von den Künstlern verliehene Artist Award und die Auszeichnung für Best Breaking Act – einen glorreichen, mit fünf Betonklötze gekrönten Abend. Labelbetreiber Martin Geisser hat in den letzten Jahren ein wahres Powerhouse aufgebaut: Mit Künstlern wie Skor, Steff La Cheffe und Produzent Dodo hat sogar noch mehr Trümpfe in der Hinterhand.

Zu einem kleinen Desaster wurde die Überreichung des Outstanding Achievement Awards an die 1975 gegründete Band Krokus: Ihr Laudator Roger Köppel, Verleger der „Weltwoche“ und frischgebackener Nationalratskandidat der SVP (persoenlich.com berichtete), wurde während seiner Würdigung mit Pfiffen bedacht. Immer wieder zog er dabei nämlich Parallelen zu seinem rechtslastigen Wochenblatt.

Auch ein Höhepunkt, wenn auch ein ungleich unumstrittener: Der Auftritt des bleichen Engländers James Bay. Zum Interviewmarathon vor der Show noch mitsamt seiner Band eingekerkert in eine Besenkammer in den Katakomben des Hallenstadions, überzeugte er auf der Bühne mit der Umsetzung seines Hitsongs "Hold Back The River" und gab damit ein Versprechen für seine kommenden Schweizer Auftritte – etwa am Blue Balls Festival in Luzern – ab.

Weitere Gewinner waren Stress als Best Act Romandie, Philipp Fankhauser als Best Male Solo Act, Pegasus mit "I Take It All" in der Kategorie Best Hit und Beatrice Egli als Best Female Solo Act. Zudem wurden vier internationale Preise verliehen.

Moderiert wurde der Anlass wie in den vergangen Jahren von Mario Torriani und Melanie Winiger. Letztere ging immer wieder etwas bemüht auf ihre angebliche Affäre mit Laudator Vujo Gavric und ihrem ausgezeichneten Ex-Mann Stress ein.

Den flammenreichen Abschluss bildeten die Darbietung der Gewinner des Abends: Lo & Leduc performten mitsamt drei Backgroundsängerinnen sowie Pyro- und Knalleffekten ihren Hit "Jung verdammt". (as/TA)

Bild: Keystone



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