29.04.2015

Anatole Taubman

"Ich bin keine Brand-Schlampe"

Der Schauspieler sprach mit persoenlich.com über Brand Ambassadors, böse Journalisten und die neusten Filme.
Anatole Taubman: "Ich bin keine Brand-Schlampe"

Anatole Taubman, schön, Sie mal wieder in der Schweiz anzutreffen. Geniessen Sie es, wieder Schweizerdeutsch zu sprechen?
Ich liebe "Schwiizerdüütsch"! Wobei man sagen muss: Bei mir kann man eigentlich nicht mehr von reinem Schweizerdeutsch sprechen, da habe ich durch mein permanentes Reisen zu viele Einflüsse von anderen Sprachen. Aber das Wort "bäumig" ist zum Beispiel super. Oder "Stutz" gehört auch zu meinen Lieblingsworten.

Grund für Ihren Besuch ist ein PR-Anlass von SEAT. Um was geht es da genau?
Ich präsentiere den Leuten einen Querschnitt durch mein Schauspieler-Leben. Wie wird aus einem Klosterschüler aus dem Internat ein Schauspieler, der über 80 Filme dreht? Kurz gesagt: Ich plaudere aus dem Nähkästchen, exklusiv für Seat. Mit denen arbeite ich nämlich schon seit sieben Jahre und bin superglücklich damit. Unter uns: Eigentlich wollte ich zuerst einfach etwas von Thomas Mann vorlesen, aber das wäre wohl nicht so gut angekommen.

Solche Ambassador-Engagements sind ja immer stark mit einer Person verknüpft. Ein Skandal – beispielsweise à la Tiger Woods – könnte alles zerstören.
Das stimmt völlig: Einmal wie Tiger Woods das "Schnäbi" zur falschen Zeit auspacken, schon ist alles kaputt. Vor allem, weil ich ja auch mit Unicef zusammenarbeite. Dort gelten sogar noch höhere Standards als bei privaten Unternehmen.

Was würde passieren, wenn Sie sich vor dem Seat-Event z.B. mit einem VW ablichten lassen würden?
Das würde mir nie passieren, nach sieben Jahren mit Seat. Dieser lange Zeitraum zeigt ja, wie stark unsere Partnerschaft ist. Sieben Jahre ist sogar für eine Liebesbeziehung eine lange Zeit. Ausserdem bin ich keine "Brand-Schlampe". Im kommerziellen Bereich arbeite ich eigentlich nur mit Seat. Ansonsten mache ich eigentlich fast nur Charity. Vor allem UNICEF ist mir sehr wichtig. Klar ist aber: Unicef ist nicht mit allem kompatibel. Eine Bierwerbung zum Beispiel könnte ich nie machen.

Brand Ambassador scheint für viele Schauspieler, Sportler, etc. ein wichtiges finanzielles Standbein zu sein. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Das stimmt für viele meiner Kollegen. Aber bei mir ist das nicht so. Prinzipiell ist es natürlich nicht verwerflich, auf diese Art ein bisschen Kohle zu verdienen. Meine Ansprüche sind aber vielleicht auch ein bisschen hoch: Nicht nur der Brand muss zu mir passen, sondern auch die Leute, die dort arbeiten.

Im Film sind Sie oft der Bösewicht. Ist das schwieriger zu vermarkten als die Rolle des Good-Guy?
Gute Frage. Bei angelsächsischen Filmen sind wir Kontinentaleuropäer zu 90 Prozent die Bösen. Und genau aus diesen Regionen kommen ja die weltweit vermarkteten Grossproduktionen wie etwa James Bond. Natürlich fehlt mir der Vergleich, da ich nun mal oft der Bad-Boy bin. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass an der Frage was dran ist. Bei mir könnte ein einfach gestrickter Head of Marketing durchhaus denken: "Der trinkt ja eh nur Wodka und kein Valser". Beim ZDF hat mal einer über mich gesagt: "Anatole Taubman ist immer der Böse. Und das sieht man ihm auch sofort an." Vielleicht überkompensiere ich mein Bad-Boy-Image mit meinen ganzen Charity-Enagegemts. Würde ich auch noch für Bier und Zigaretten werben, wäre das etwas gar klischeehaft, oder?

Ihre Person interessiert in der Schweiz aber auch international. Wo sind die Journalisten am aggresivsten?
Also in der Schweiz habe ich sicher am meisten Privatsphäre. Das liegt wohl aber auch an meinem Verhalten, da ich immer kritisch gegenüber Homestories war. In Deutschland, Frankreich und dem angelsächsischen Raum sind die Journalisten irgendwie fokussierter. Kein Smalltalk, nichts Persönliches, es geht nur ums Produkt. Ich bin aber auch einfach nicht in der Paparazzi-Liga. Als Schauspieler bin ich solide Europa League und nicht Champion-League. Ich kenne schon einige Leute die in der schauspielerischen A-Liga mitspielen. Und die können sich dann wirklich nicht mehr frei bewegen.

Wann hatten Sie zum letzten Mal richtig Streit mit einem Journalisten?
Ich nenne keine Namen, aber das waren zwei Schweizer. Die sollten mir in nächster Zeit besser nicht mehr unter die Augen treten. Die haben über mich Dinge geschrieben, ohne mich zu kennen. Für mich geht es da auch schlicht um Neid. Das war wirklich total unter der Gürtellinie. Aber auch in Deutschland muss man sehr aufpassen mit  Bild und Bunte. Da muss man einfach von Anfang an klar die Spielregeln definieren, sonst funktioniert das nicht.

Wann sehen wir Ihre nächste Produktion?
Dieses Jahr ist für mich sehr intensiv. Besonders im Herbst kommen viele Produktionen raus. Im Drama "Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit" bin ich als jüdischer Hollywood-Produzent Paul Kohner zu sehen, ein Good-Guy also. Mit "Transporters Refueled“ kommt dann auch der nächste Hollywood-Blockbuster heraus. Und natürlich noch der Weihnachtsfilm "Der Nussknacker und der Mausekönig", den ich gerade abgedreht habe. Den halben März musste ich mit dem Singen von "Oh Tannenbaum" verbringen.

Interview: Michael Sahli

Bild: Keystone

 



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