04.11.2015

Clear Channel

"Wir haben eine seriöse, gewinnorientierte Kalkulation gemacht"

Nach der heftigen Kritik von APG-Chef Ehrle, kontert nun Clear-Channel-Chef Jürg Rötheli.
Clear Channel: "Wir haben eine seriöse, gewinnorientierte Kalkulation gemacht"

Herr Rötheli, APG-Chef Markus Ehrle wirft Ihnen vor, die Verträge mit VBZ und Luzern durch "exorbitante Summen zu erkaufen". Ist Herr Ehrle ein schlechter Verlierer?
Zuerst: Wir freuen uns sehr über die neuen Verträge mit den VBZ und der Stadt Luzern. Unser Angebot hat offenbar überzeugt. Das sind für uns äusserst wichtige Partnerschaften. Wir werden diese mit Herzblut und Engagement pflegen. Zur Kommunikation der APG äussere ich mich nicht.

Warum können Sie denn so viel attraktiver offerieren? Sie zahlen den VBZ 11 Millionen Franken im Jahr, die APG bisher 5,5 Millionen...
Wir kennen die Kalkulation unserer Konkurrenz nicht. Wir unsererseits haben unseren Job gemacht: Eine seriöse, gewinnorientierte Kalkulation, die zum vorliegenden Resultat geführt hat. Es scheint allerdings so, als ob die Gemeinwesen bisher einen geringeren Anteil der Erlöse aus den erzielten Werbeeinnahmen erhalten haben. Dies jedenfalls lassen die Resultate der Ausschreibungen der VBZ und der Stadt Luzern vermuten. Ganz offensichtlich hat der Preisüberwacher Recht behalten: Wettbewerb führt zu höheren Abgaben; das Ausschreiben in Losen hat sich gelohnt.

Warum aber sind Sie so viel günstiger?
Wir kennen nur unser eigenes Angebot. Das halten wir für realistisch und fair.

Man vermutet, dass Sie nun im Gegenzug einfach von den Werbeauftraggebern mehr Geld verlangen.
Wir sind bei unserer Kalkulation von marktüblichen Konditionen ausgegangen und erzielen damit Gewinn. Es geht hier auch nicht unbedingt um Preise – da spielt ja auch die Marktentwicklung bis 2017 eine Rolle –, es geht um das Schaffen von Wert für unsere Kunden. In diesem Zusammenhang werden wir mit innovativen Ideen aufwarten, welche bei den Kunden zusätzlichen Wert schaffen.

Die Auftraggeber müssen also nicht mit steigenden Preisen rechnen?
Nochmal: Die Differenz der von uns und der Konkurrenz eingereichten Angebote geht nicht auf die Preise für die Werbekunden zurück.

Gibt es weitere Gründe, warum Sie kostengünstiger wirtschaften können als die APG?
Wir können nur über uns reden. Als börsenkotierte Firma und im Besitz von Private-Equity-Unternehmen sind wir gefordert, wirtschaftlich und effizient zu geschäften. Das ist uns in den letzten Jahren gut gelungen. Detailzahlen geben wir auf Länderebene nicht bekannt.

Wenn Sie die Zahlen nicht auf Schweiz-Ebene ausweisen: Können Sie Verluste in der Schweiz mit Einnahmen aus anderen Ländern kompensieren?
Wir erzielen in der Schweiz keine Verluste. Vielmehr zählen wir uns zu den rentabelsten Schweizer Medienunternehmen. Dabei soll es bleiben – aus sportlichem Ehrgeiz und im Interesse unserer Shareholder.

Wie geht es nun weiter: Welche wichtigen Ausschreibungen stehen an?
Ich stelle mit Genugtuung fest, dass viele Städte den vom Preisüberwacher empfohlenen Weg gehen und nun die Verträge auch tatsächlich ausschreiben. Einige Städte bilden Lose, so dass nicht das gesamte Inventar zwingend einem einzigen Vermittler zukommt.

Nun werden auch Lugano, Basel und Bern in den nächsten Jahren ausschreiben. Wo rechnen Sie sich Chancen aus?
Das hängt von den Ausschreibungen ab. Was ich aber zusichern kann, ist, dass wir uns an diesen Ausschreibungen beteiligen werden.  

Und was ist mit den SBB?
Bislang vermarktet die APG exklusiv alle Plakatstellen der SBB. Ich gehe davon aus, dass auch die SBB von einer Ausschreibung in Losen profitieren würde. Wir sind also sehr gespannt, wie die SBB sich entscheiden werden.

Fragen: Edith Hollenstein; Bild: zVg

 



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240425