Der sensationelle Davis-Cup-Triumph des Schweizer Tennisteams ist ein Meilenstein in der Schweizer Sportgeschichte. Für Swiss Tennis heisst es nun, aus diesem Titel auch kommerziell Profit zu schlagen. Präsident René Stammbach spricht im Interview über die geplanten Projekte - und über die Vergänglichkeit eines solchen Erfolges.
Herr Stammbach, der Davis-Cup-Triumph vom Sonntag ist sportlich gesehen zweifellos von historischem Ausmass. Wird Swiss Tennis davon auch kommerziell profitieren?
Der Tennissport in der Schweiz soll in erster Linie davon profitieren. Wir möchten die Emotionen und die Euphorie ausnutzen, um mehr Menschen für den Tennissport zu begeistern. Dafür haben wir verschiedene Projekte in Planung.
Von welchen Projekten sprechen Sie?
Wir würden gerne im Rahmen einer Promotionstour für den Tennissport den Davis Cup mit auf eine Schweizer Tour nehmen und werden ihn auch im Nationalen Leistungszentrum in Biel der Öffentlichkeit zugänglich machen. Wir haben bereits Anfragen von Tennisclubs, ob es möglich ist, den Davis Cup während bestimmter Anlässe dort zu zeigen. Was genau wir ermöglichen können, wird zurzeit evaluiert und wir sollten in rund zwei Wochen konkret informieren können.
Der Hauptsponsor des Davis-Cup-Teams ist momentan Securitas. Passt das zu einem Sportteam?
Die Partnerschaft mit Securitas erstreckt sich auch auf die Bereiche Sicherheit und Bewachung. Dies ist in einem Team mit zwei Top-Vier-Spielern wie Roger Federer und Stan Wawrinka ein zentrales Thema und deshalb für Swiss Tennis eine ideale Partnerschaft. Umso mehr jetzt, wo wir während eines Jahres für die Sicherheit des Davis Cups verantwortlich zeichnen.
Ist Swiss Tennis noch auf der Suche nach geeigneten Sponsoren fürs nächste Jahr?
Wir konnten bereits per 2014 Verträge mit Cornèrcard, Honda und tennispoint.ch als Verbandspartner und –sponsoren abschliessen. Wir werden nächstes Jahr unser Kinderföderprogramm massiv ausbauen und sind dort noch auf der Suche nach weiteren Partnern. Ebenso wie wir zwei Titelsponsoren für etablierte Junioren-Events, den Junioren Interclub und die Junioren Schweizermeisterschaften suchen.
Stehen die Chancen auf dem Markt nach dem Davis-Cup-Finale nun besser und die Suche nach Sponsoren gestaltet sich einfacher?
Für Swiss Tennis ist der Sieg eine zentrale Botschaft, ein USP mit Blick auf künftige Heimspiele der Nationalteams, der Vermarktung der Teams sowie aller anderen Partnerschaften rund um Swiss Tennis und seine Aktivitäten.
Wir sprechen immer vom Schweizer Team an sich. Werden jedoch nicht vor allem Federer und Wawrinka werbetechnisch von diesem Triumph profitieren?
Das glauben wir nicht. Für die beiden Top-Spieler sind es weitere Bausteine in einem breit gefächerten Erfolgs-Palmarès. Für beide geht mit diesem Titelgewinn ein Traum in Erfüllung. Die kommerzielle Seite ist hier zweitrangig.
Und wie sieht mit den unbekannteren Spielern aus, die im Finale gar nicht zum Einsatz kamen?
Marco Chiudinelli und Michael Lammer haben 2013 mitgeholfen, der Schweiz die Zugehörigkeit zur Weltgruppe zu sichern, und dann auch bei der Erstrundenbegegnung den entscheidenden Punkt im Doppel beigetragen. Sie sind – auch ohne den Teamerfolg am Davis Cup – nicht nur Tennisinsidern ein Begriff.
Kritiker meinen, ein Sieg im Davis Cup sei vergänglicher als andere Erfolge, da das Turnier bereits im März wieder von vorne beginnt. Spielen diese Überlegungen bei möglichen Sponsoren eine Rolle?
Den Titel "Weltmeister 2014“ wird dem Schweizer Team immer bleiben. Solange man in jedem Jahr um den prestigeträchtigen Titel mitspielen kann und damit international auftritt, ist das Schweizer Team für mögliche Sponsoren auf jeden Fall von Interesse.
Fragen: Nicolas Brütsch, Bild: Keystone, Salvatore di Nolfi
