18.02.2015

Volvo

"Wir versuchen, Aufsteiger von Volumenmarken abzuholen"

Tom Anliker, der neue Marketing- und Saleschef für die Schweiz, im Interview.
Volvo: "Wir versuchen, Aufsteiger von Volumenmarken abzuholen"

Herr Anliker, Sie sind bei Volvo seit Anfang Jahr sowohl für den Bereich Sales wie auch für den Bereich Marketing zuständig. Welcher ist wichtiger?
(Lacht) Was war zuerst? Das Huhn oder das Ei? Beide sind wichtig!

Wie viele Autos hat Volvo letztes Jahr in der Schweiz verkauft und welchem Marktanteil entspricht das?
Wir haben letztes Jahr knapp 7000 Fahrzeug immatrikuliert – was einem Marktanteil von ca. 2,5 Prozent entspricht.

Wie viele Autos und wie viele Prozent wollen Sie da dieses Jahr draufpacken?
Volvo Car Group möchte in diesem Jahr mindestens 500'000 Fahrzeuge weltweit absetzten. Wir setzen alles daran, um hier in der Schweiz unseren Beitrag zu leisten. Sicherlich möchten wir uns dieses Jahr verbessern und haben uns intern dafür die Ziele gesetzt. Mittelfristig ist es ein Ziel, in der Schweiz einen Marktanteil von 3 Prozent zu erreichen.

Ich würde gerne mit Ihnen ein wenig über die Marke Volvo sprechen. Welche Werte verkörpert diese?
Volvo ist eine schwedische Marke. Sie verkörpert einen Haufen schwedischer Kernwerte: schnörkelloses, skandinavisches Design, starkes Umweltbewusstsein und natürlich die hohe Sicherheit im Verkehr. Der Schwede liebt die Verbundenheit mit der Natur, den Respekt vor der Natur, die Harmonie zwischen Natur und Mensch. Bei Volvo steht somit der Mensch im Mittelpunkt, also bauen wir unsere Autos um den Mensch herum und nicht umgekehrt – damit differenzieren wir uns klar von der Konkurrenz.

Ein Volvo ist kein Auto mit dem man angeben kann. Sehen Sie das auch so?
Der Volvo-Kunde ist kein Angeber. Er weiss, was er wert ist und pflegt – wie unsere Autos auch – das Understatement.

Ist Volvo eine konservative Marke?
Nein. Denn der konservative Luxus ist plakativ, derjenige von Volvo eben gerade nicht. Volvo steht für noble Zurückhaltung und progressive Werte.

Wen wollen Sie als Marketingverantwortlicher ansprechen?
Progressiv denkende Menschen, mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Individualisten, welche sich von der Masse abheben möchten. Es gibt in der Schweiz eine Menge gutverdienende Menschen, die man nie als solche erkennen würde. Sie geniessen lieber im Stillen. Das sind Volvo-Fahrer.

Das klingt nach Hochpreissegment.
Das klingt nach Premiumsegment. Und ja: Es geht um den einkommensstärkeren, progressiv denkenden Teil der Bevölkerung. Unsere primäre Zielgruppe sind denn auch Personen ab 35 Jahren. Leute, welche mitten im Leben stehen, junge Familien, aber auch immer mehr Frauen, welche das skandinavische Design und die schwedische Handwerkskunst schätzen.

Also sprechen Sie eher keine Erstwagenkäufer an.
Mit unserem Einsteigermodell, dem Volvo V40, haben wir die Möglichkeit, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. Zudem versuchen wir mit unseren Marketingbemühungen, Aufsteiger von Volumenmarken abzuholen und Umsteiger von anderen Premiummarken zu gewinnen. Des Weiteren kann ich auch einen sehr guten Occasionswagen von Volvo über das Volvo Selekt Programm empfehlen.

Was ergreifen Sie für Massnahmen, um Kunden zu gewinnen?
Ich bin erst seit knapp fünfzig Tagen im Amt. Der Massnahmenplan ist noch nicht final. Eine zentrale Bedeutung nimmt aber sicherlich die Onlinekommunikation ein. Kunden informieren sich heute im Internet auf ausgesuchten Seiten über Produkte und kommen so schon sehr gut informiert zu den Vertretern für eine Testfahrt in den Ausstellungsraum. Begeisterung für die Marke – verbunden mit einer kompetenten Beratung, sind dann von grösster Bedeutung.

Ich besitze kein Auto – und bin glücklich ohne. Studien zeigen, dass sich viele junge Leute gar kein Auto mehr wünschen – oder dass dieser Wunsch zumindest weit nach hinten gerutscht ist. Stirbt Ihnen die Zielgruppe irgendwann weg?
Bei der Zielgruppe, die wir ansprechen, spielen solche Überlegungen keine Rolle. Das sind autoaffine Menschen, die sehr individuell und progressiv unterwegs sind. Leute mit Bewegungs- und Tatendrang, die es am Wochenende in die Natur, in die Berge zieht. Ich kann jedoch Ihre Beobachtungen nachvollziehen. Tatsächlich steht bei vielen jungen Erwachsenen die individuelle Mobilität nicht mehr an erster Stelle. Kultur, Reisen, sonstige Gadgets haben für viele Junge heute eine höhere Priorität. Dennoch bleibt der Wunsch nach individueller Mobilität relativ hoch. Deshalb wollen wir in unserer Kommunikation junge progressiv denkende Leute sensibilisieren – damit bei einem allfälligen Autokauf Volvo zuoberst auf der Liste steht.

Sie waren über 25 Jahre für General Motors tätig. Was ist Ihnen aus dieser Zeit besonders geblieben?
Das waren extrem spannende und abwechslungsreiche Jahre. Statistisch gesehen: 17 Jahre im Ausland, 3 Kontinente, 7 Länder. Ein paar Jahre davon habe ich im Flugzeug verbracht. Sitz 18 C im Jumbo der Singapur Airlines war mein Stammplatz. Es war eine arbeitsintensive,  interessante und vor allem lehrreiche Zeit. Jetzt ist eine neue Phase angebrochen und ich freue mich wahnsinnig, mein Wissen und die gewonnenen Erfahrungen bei Volvo Car Switzerland einzubringen.

Was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger? Soll Volvo auffälliger werden?
Der Autosalon in Genf steht vor der Tür. Zum ersten Mal werden wir dort eine neue globale Marketingstrategie umsetzen. Volvo hat beschlossen, sich künftig weltweit nur noch auf drei Autoshows zu beschränken: Genf, Detroit und Peking/Schanghai. Ein stärkeres und klareres Bekenntnis zum Schweizer Markt kann man praktisch nicht bekommen!

Was kommen für lokale Massnahmen dazu?
Die Volvo Art Session im Hauptbahnhof Zürich geht heuer ins fünfte Jahr. Das ist für uns ein guter, überraschender Side Event. Der Kunde erwartet uns nicht unbedingt in der Halle des Hauptbahnhofs. Auch dieses Jahr werden wieder etablierte Künstler vom 10. bis am 13. Juni ihr Handwerk live auf der Bühne vorführen und den neuen Volvo XC90 bemalen, besprayen und inszenieren. Zudem ist dies auch das offizielle Lancierungsdatum für den XC90 in der Schweiz.

Ihre persönlichen Ziele im neuen Job?
Die Marke Volvo in der Schweiz als die schwedische Alternative im sogenannten Premiumsegment etablieren. Und den Fahrspass rüberzubringen, welche diese skandinavischen Autos vermitteln.

Und noch persönlicher?
(Lacht) Mein ganz persönliches Ziel ist es eigentlich nur, einen guten Job zu machen und all mein Wissen aus den letzten 25 Jahren im Autogeschäft bei Volvo einzubringen. Ich hätte den Job nicht angenommen, wenn in mir kein grosses Feuer und viel Leidenschaft für Volvo brennen würde.

Wissen Sie noch, wann Sie das erste Mal Volvo gefahren sind?
Das war mit 14 oder 15. Ich war damals mit einem Freund in einem Volvo Lundin unterwegs.

Sie sassen am Steuer?
Nein, nein! Das war alles ganz legal. Der Fahrer hatte schon einen Führerschein.

Interview: Adrian Schräder/Bild: zVg



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